Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
antwortete. “Um ehrlich zu sein, Janette, ich hatte einen geschäftlichen Termin. Sieh mich nicht so überrascht an!” Er lachte über ihre ungläubige Reaktion.
“Du müsstest doch wissen, dass ich immer noch Kontakte habe.”
Und die meisten dieser “Kontakte” hatten einfach zugeschaut, als er mit seinem Unternehmen in Schwierigkeiten geriet und es schließlich verkaufen musste. An Gabriel Vaughan …
Aber was immer es mit dem “geschäftlichen Termin” auch auf sich hatte, ihr Vater war wie umgewandelt. Er war kein gebrochener, vorzeitig gealterter Mann mehr, sondern wirkte wieder so dynamisch und zuversichtlich wie früher. Selbst das humorvolle Funkeln in seinen Augen, das sie so lange vermisst hatte, war wieder da.
“Ich weiß, Daddy”, beruhigte Jane ihn. “Ich dachte nur … Ich meine
…”
“Du hast geglaubt, ich hätte mit allem abgeschlossen - wie auch unser gesamter Freundes-und Bekanntenkreis mit uns abgeschlossen hat”, bemerkte ihr Vater bitter. Es war das erste Mal, dass einer der beiden über das Leid und die Enttäuschung der letzten drei Jahre sprach. “Das Leben als Pensionär ist wirklich nicht der paradiesische Zustand, zu dem es immer erklärt wird”, setzte er mit einem ironischen Lächeln hinzu und schüttete sich Zucker in den Tee.
Das glaubte sie ihm sofort, denn ihr Vater war schließlich gegen seinen Willen aus dem Geschäftsleben ausgeschieden. Inzwischen war er jedoch einundsechzig und somit wohl zu alt, um noch einmal in der Wirtschaft aktiv zu werden.
Jane sah ihre Mutter fragend an, doch diese hatte nur Augen für ihren Mann. Daphne Smythe-Roberts liebte ihren Mann und war stolz auf ihn. Daran hatte auch das Schicksal nichts ändern können.
Dennoch, heute lag etwas ganz Besonderes in ihrem Blick, das Jane nicht so recht zu deuten wusste.
“Spann mich nicht auf die Folter, Daddy”, wandte sie sich wieder an ihren Vater. “Verrate mir, was du ausgeheckt hast.”
“Ich habe nichts .ausgeheckt’!” Er musste lächeln. “Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich dir jetzt schon etwas verraten soll. Es wäre vielleicht klüger, damit noch zu warten, bis alles endgültig geklärt ist.
Was sagst du dazu, Daphne?”
“Ich bin davon überzeugt, dass sich alles zum Guten wenden wird.”
Daphne umfasste die Hand ihres Mannes und drückte sie zuversichtlich. “Aber ich meine, wir sollten die Sache bis nach Weihnachten auf sich beruhen lassen. Du kommst doch zu uns, Janette, nicht wahr?” Sie blickte ihre Tochter erwartungsvoll an.
Wo sollte ich denn sonst hin? fragte sich Jane. Außerdem hatte sie Weihnachten stets bei ihren Eltern verbracht, selbst während der unglücklichen Zeit mit Paul. Schließlich waren sie eine Familie und gehörten zusammen.
Sie wollte nicht einsehen, dass das Thema, das sie so brennend interessierte, damit beendet sein sollte. Sie hätte zu gern gewusst, was es mit dem Termin ihres Vaters auf sich gehabt hatte, und versuchte es noch einmal.
“Selbstverständlich komme ich Weihnachten”, bekräftigte sie.
“Aber verratet mir bitte, was geschehen ist. Es sind doch bestimmt gute Neuigkeiten!” Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie sich zurückgesetzt fühlte.
Ihr Vater lachte. “Weißt du, Janie, du kannst noch genauso gut schmollen wie als kleines Mädchen.”
Jane lächelte schalkhaft. “Und, nützt es was?” Sie zwinkerte ihrem Vater zu.
“Damals hast du mich damit rumbekommen”, antwortete er gut gelaunt. “Jetzt nicht mehr. Schließlich bist du schon achtundzwanzig.”
Jane war glücklich. So heiter und gelöst hatte sie ihren Vater die letzten drei Jahre nicht mehr erlebt, und auch ihre Mutter strahlte regelrecht vor Glück. Wer oder was auch immer diese Änderung bei ihren Eltern bewirkt hatte, sie war dankbar dafür.
“Bitte trink deinen Tee, Janette. Unser Zug geht in zwei Stunden.”
Gehorsam führte Jane ihre Tasse an den Mund. Ihre Mutter war wirklich wieder ganz die Alte. Jane kam es vor, als würde sie nach langen Jahren der Dunkelheit endlich wieder Licht erblicken.
“Warum bleibt ihr nicht noch ein paar Tage bei mir, wie ihr das sonst immer tut?” fragte sie. “Müsst ihr euch denn so abhetzen?”
“Wir wissen doch, wie viel du zu tun hast, Darling.” Ihre Mutter lächelte verständnisvoll. “Wir möchten dir nicht auch noch die paar Stunden nehmen, die du für dich hast. Du sagst zwar nie etwas, aber es gibt doch bestimmt einen jungen Mann in deinem Leben, so hübsch, wie du bist! Obwohl
Weitere Kostenlose Bücher