Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
ist?”
fragte er, immer noch skeptisch.
“Das tust du.” Jane lächelte strahlend. “Aber Koch und Inhaber ist Pierre, ihr Mann.”
“Ich geb’s auf.” Gabriel seufzte und sah schon wieder auf die Uhr.
“Und wie ich dich kenne, wirst du von diesem Pierre einen Tisch bekommen, egal, wie voll es ist. Also, dann bis heute Abend um acht, ich muss mich jetzt nämlich wirklich beeilen.” Er beugte sich vor, küsste sie flüchtig und lief dann in Richtung Taxistand davon.
Jane blickte ihm gedankenverloren hinterher. Dieser Mann tauchte auf und verschwand, ganz wie es ihm passte.
Und küsste sie, ganz wie es ihm passte!
Jane saß an einem Tisch und wartete. Sie dachte angestrengt über die Nachricht nach, die ihre Mutter ganz aufgeregt auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte.
“Janette, Darling! Eine Überraschung für dich: Daddy und ich sind heute in London und würden gern Tee im Waldorf mit dir trinken -
ganz wie früher! Wir werden um halb fünf da sein. Wenn du nicht kannst, ist es auch nicht so schlimm. Ich rufe dich dann wieder an.”
Aber so lange wollte sie nicht warten, denn sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was ihre Eltern veranlasst haben konnte, nach London zu kommen.
Ihre Eltern hatten das Haus in London vor drei Jahren verkauft, weil es mit einem Mal zum unerschwinglichen Luxus geworden war.
Daraufhin hatten sich dann aber auch alle Londoner Freunde und Bekannte von den Smythe-Roberts zurückgezogen. Wen wollten ihre Eltern also besuchen? Vom wem waren sie eingeladen worden?
Warum stürzten sich ihre Eltern in die Unkosten, die ein Tag in London bedeutete, noch dazu einer mit Tee im Waldorf?
Wenn sie früher aus dem Internat gekommen war, hatte sie stets am ersten Ferientag mit ihrer Mutter dort Tee getrunken - ihr Vater war meist zu beschäftigt gewesen, um sich ihnen anzuschließen.
Heute dagegen würden sie alle zusammen sein. Jane war froh, dass sie rechtzeitig von ihren Kunden zurückgekommen war, um den Anrufbeantworter abzuhören, und es auch noch geschafft hatte, pünktlich im Waldorf zu sein.
Ein Tag in London …
Jane blickte auf und sah, wie ihre Mutter den Raum betrat. Sie war kaum wieder zu erkennen! Sie strahlte geradezu vor Glück, trug ein schickes Kostüm und musste beim Friseur gewesen sein! Und erst ihr Vater! Er war wieder der stattliche und attraktive Mann ihrer Kindheit. Er hielt sich aufrecht und lächelte zufrieden.
Jane freute sich über diese Änderung zum Guten, war aber irritiert, weil sie sich nicht erklären konnte, wie sie zu Stande gekommen war.
“Darling!” Ihre Mutter küsste sie auf die Wange, und auch ihr Vater begrüßte sie mit einer Herzlichkeit, die sie schon lange nicht mehr an ihm erlebt hatte.
“Das war eine wunderbare Idee”, sagte Jane, als sie sich gesetzt hatten. “Vielen Dank für die Einladung.”
Ihr ungutes Gefühl wollte jedoch nicht weichen. Trotzdem mochte sie keine Fragen stellen, denn um nichts in der Welt wollte sie das Glück ihrer Eltern trüben.
“Habt ihr den Tag gut verbracht?” fragte Jane, nachdem die Bedienung die Sandwiches gebracht und die Teekanne auf ein Stövchen gestellt hatte. “Für Weihnachtseinkäufe ist es ja schon recht spät, und das Wetter war auch nicht gerade das beste für einen Tag in der City.” Es hatte geregnet und geschneit, und der Wind war kalt und stürmisch gewesen.
“London ist so schön geschmückt, dass ich gar nicht auf das Wetter geachtet habe,” Daphne schenkte den Tee ein. “Ich hatte ganz vergessen, wie schön die Stadt in der Vorweihnachtszeit ist.”
Jane fiel auf, dass sie dafür noch keinen Blick gehabt hatte - nicht weil ihr Weihnachten gleichgültig war, sondern weil sie so viel zu tun gehabt hatte. Für sie würde es nur einen Festtag geben, den ersten Weihnachtsfeiertag, den sie bei ihren Eltern verbringen würde, denn schon am zweiten Feiertag hatte sie wieder ein großes Essen vorzubereiten.
Aber jetzt, da ihre Mutter sie darauf aufmerksam gemacht hatte, fiel auch Jane plötzlich auf, wie festlich alles geschmückt war, und eine weihnachtliche Vorfreude erfüllte sie. Oder hing diese erwartungsvolle Stimmung eher mit Gabriel Vaughan zusammen?
Jane ging dieser Frage nicht weiter nach. Die Vorstellung, dass dieser Mann ihr etwas bedeuten könnte, war einfach zu verrückt.
“Hat es einen bestimmten Grund, dass ihr heute in London seid?”
fragte Jane, als ihre Mutter ihr eine Tasse reichte.
Ihre Eltern blickten sich kurz an, bevor ihr Vater
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