Verfuehrt zur Liebe
tragen. An einen Ort, der wesentlich weniger öffentlich wäre.
Dennoch hatte er sie nie mit einer anderen verwechselt - er hatte sehr wohl gewusst, wen er im Arm trug. Er hatte ihre spitze Zunge nicht vergessen, die Hiebe, die sie in der richtigen Laune austeilen konnte. Dennoch wollte er ...
In Gedanken runzelte er die Stirn und blickte wieder zu Lucy Buckstead zurück. Wenn er eine Ehefrau wollte, dann war sie gewiss die Sorte Frau, die er in Erwägung ziehen sollte -von gutem Benehmen und sanftmütig - lenkbar. Er richtete seinen Blick auf sie ... aber seine Gedanken schweiften ab ...
Er stellte seine Tasse ab, brachte ein Lächeln zustande. »Wenn ich mich entschuldigen darf - ich möchte gerne den Staub von der Reise abwaschen.«
Mit einer knappen Verbeugung zu Lucy und einem Nicken zu Charlie gab er seine Tasse Lady Glossup zurück, entschuldigte sich auch bei ihr und entfloh.
Als er die Stufen zu seinem Zimmer emporstieg, drehten sich seine Gedanken nur um Portia, den unerwarteten Moment auf dem Weg und ihre ebenso unerwartete Antwort. Glossup Hall hatte ihm einen neuen Blick eröffnet; er hatte Zeit - es gab keinen Grund, die Sache nicht näher zu erforschen.
Neben allem anderen war die Herausforderung, zu entdecken, was genau eine außerordentlich gut gebildete, wohlerzogene junge Dame noch über die Welt zu lernen hatte, nahezu unwiderstehlich.
2
»Ich hätte dich nie für einen Feigling gehalten.«
Bei diesen Worten, leise, aber entschieden herausfordernd von einer Frauenstimme gesprochen, blieb Portia auf dem Absatz der Treppe im Westflügel stehen. Sie hatte die letzte halbe Stunde am Klavierflügel im Musiksalon im ersten Stock des Westflügels verbracht. Jetzt war es Zeit, in den Empfangssalon zu gehen, wo sich alle Gäste vor dem Dinner trafen - sie befand sich auf dem Weg dorthin.
Die Treppe im Westflügel wurde nicht oft von den Damen der Hausgesellschaft benutzt, da die weiblichen Gäste im Ostflügel untergebracht waren.
»Aber vielleicht ist es nur ein Trick?«
Die Worte waren wie eine Liebkosung; es war Kitty, die da sprach.
»Es ist kein Trick!« James sagte das durch zusammengebissene Zähne. »Ich spiele keine Spielchen mit dir - und das werde ich auch nie tun!«
Sie befanden sich außerhalb von Portias Sichtbereich in der Halle am Fuße der Treppe, aber James’ Abscheu war klar aus seinem Ton herauszuhören. Zusammen mit einem Anflug von Verzweiflung.
Kitty lachte. Ungläubigkeit - oder besser ihr Glaube, dass kein Mann, und besonders keiner wie James sie nicht begehren könnte - klang durch das Treppenhaus.
Ohne weiter nachzudenken stieg Portia ruhig und gelassen die Treppe hinab.
Sie hörten sie beide und drehten sich um. Beide Gesichter verrieten unangenehme Überraschung, aber nur James’ Miene zeigte etwas, das Verlegenheit nahekam; Kittys Züge zeigten einfach einen Ausdruck von Verärgerung über die Unterbrechung.
Dann erkannte James Portia; Erleichterung malte sich auf seinem Gesicht. »Guten Abend, Miss Ashford. Haben Sie sich verlaufen?«
Hatte sie nicht, aber Kitty hatte James in einen Alkoven gedrängt. »Ja, leider.« Sie bemühte sich, wenigstens ein bisschen hilflos zu wirken. »Ich dachte, ich wäre richtig, aber ...« Sie machte eine vage Handbewegung.
James ging um Kitty herum. »Erlauben Sie mir - ich war gerade auf dem Weg in den Salon. Das ist vermutlich auch Ihr Ziel, nicht wahr?«
Er nahm ihre Hand und platzierte sie auf seinem Arm; sie blickte ihm in die Augen und las die Bitte darin.
»Ja, bitte. Ich wäre Ihnen für Ihre Begleitung äußerst dankbar.« Sie lächelte freundlich, dann wandte sie sich an Kitty.
Kitty erwiderte das Lächeln nicht, sondern nickte nur leicht verstimmt.
Portia hob die Brauen. »Wollen Sie nicht mit uns gehen, Mrs. Glossup?«
Neben ihr versteifte James sich.
Kitty winkte ab. »Ich werde gleich folgen. Gehen Sie nur voran.« Damit drehte sie sich um und trat zur Treppe.
James entspannte sich wieder. Portia ließ sich von ihm zum Mittelbau führen. Sie blickte ihm ins Gesicht; seine Stirn war gerunzelt und seine Haut blass. »Geht es Ihnen gut, Mr. Glossup?«
Er schaute sie an, dann lächelte er - äußerst charmant. »Nennen Sie mich doch bitte James.« Mit einem Nicken über seine Schulter fügte er hinzu: »Danke.«
Sie hob die Augenbrauen und konnte sich die Frage nicht verkneifen: »Ist sie oft so ... aufdringlich?«
Er zögerte, dann antwortete er: »Es scheint schlimmer zu werden.«
Es war ihm
Weitere Kostenlose Bücher