Verfuehrt zur Liebe
sichtlich unangenehm; sie sah nach vorne. »Sie werden sich einfach mit anderen Frauen beschäftigen müssen, bis sie darüber hinweg ist.«
Er warf ihr einen scharfen Blick zu, kannte sie aber nicht gut genug, um sich sicher zu sein, dass sie das ironisch meinte. Sie ließ sich von ihm durch das Haus geleiten und musste sich das Lächeln verkneifen angesichts der bizarren Wendung des Schicksals, das dafür sorgte, dass ein stadtbekannter Lebemann wie James Glossup auf sie angewiesen war, um seine Tugend zu bewahren.
Sie fing seinen Blick auf, als sie die Eingangshalle erreichten; er war sich beinahe sicher, dass sie lachte, aber nicht, worüber. Der Empfangssalon war nicht mehr weit; sie schaute nach vorne. Simon würde es wissen.
Als sie über die Schwelle traten, sah sie ihn seitlich vom Kamin stehen und sich mit Charlie und zwei blonden jungen Mädchen unterhalten - Lady Hammonds Töchtern Annabelle und Cecily. Lady Hammond selbst, eine warmherzige Matrone mit einem sonnigen Gemüt, saß auf der Chaise neben Lady Osbaldestone.
Quer durch den Salon trafen sich Portias und Simons Blicke. James entschuldigte sich und ging zu seinem Vater, verwickelte ihn in ein Gespräch. Nachdem sie bei Lady Hammond stehen geblieben war, um sie zu begrüßen, eine Freundin ihrer Mutter, gesellte Portia sich zu Simon und Charlie, Annabelle und Cecily.
Die Mädchen waren wie ein frischer Luftstoß; sie waren ungekünstelt, aber ganz zu Hause in dieser Umgebung und entschlossen, der lebenslustige Mittelpunkt dieser Gesellschaft zu werden. Portia kannte sie schon viele Jahre; sie empfingen sie mit der gewohnten Freude.
»Herrlich! Ich wusste gar nicht, dass du auch hier sein würdest!«
»Oh, es wird ganz wunderbar werden - ich bin sicher, wir werden viel Spaß haben!«
Große Augen, strahlendes Lächeln - es war unmöglich, nicht ebenso zu antworten. Nach den üblichen Fragen wegen der Familien und Bekannten konzentrierte sich das Gespräch auf die erhofften Freuden der kommenden Tage und das, was Glossup Hall und die nähere Umgebung zur Zerstreuung der Gäste zu bieten hatte.
»Die Gärten sind sehr weitläufig und haben viele Wege. Das habe ich in einem Reiseführer gelesen«, gestand Annabelle.
»Oh, und da gibt es einen See - im Buch steht, er sei nicht von Menschenhand angelegt, sondern natürlich entstanden, gespeist von einer Quelle, und sehr tief.« Cecily verzog das Gesicht. »Zu tief für Kahnfahrten. Man denke nur!«
»Nun«, warf Charlie ein, »man würde ja nicht riskieren wollen hineinzufallen. Verflixt kalt, das kann ich bezeugen.«
»Gütiger Himmel!« Annabelle drehte sich zu Charlie um. »Ehrlich? Sind Sie? Hineingefallen, meine ich.«
Portia bemerkte den Blick, den Charlie Simon zuwarf, und das Zucken um Simons Lippen; sie nahm an, es war wahrscheinlicher, dass Charlie hineingestoßen worden war.
Eine Bewegung am anderen Ende des Salons erregte ihre Aufmerksamkeit. Kitty trat ein, blieb stehen und schaute sich um. Henry löste sich von seinen Begleitern und kam zu ihr. Er senkte den Kopf und sprach leise mit ihr, eindeutig eine private Unterhaltung,
Kitty versteifte sich, ihr Kopf hob sich jäh. Sie bedachte Henry mit einem beleidigten, abwehrenden Blick, dann gab sie eine sehr knappe Antwort, zeigte ihm die kalte Schulter und entfernte sich mit schmollend verzogenen Lippen, um mit Ambrose und Drusilla Calvin zu reden.
Henry schaute ihr nach. Seine Miene war angespannt, beherrscht und verschlossen, aber darunter war Schmerz zu erkennen.
Da war eindeutig nicht alles in Ordnung.
Portia wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch um sie herum zu. Annabelle sprach sie mit vor Begeisterung weit aufgerissenen Augen an: »Warst du schon dort?«
Sie hatte offenbar etwas verpasst; Hilfe suchend schaute sie zu Simon.
Ihre Blicke trafen sich; seine Augenbrauen zuckten, aber er erklärte sich bereit, sie zu retten. »Portia war dort noch nicht -die Freuden von Glossup Hall sind ihr ebenso neu wie Ihnen. Was den Tempel angeht ...« Sein Blick kehrte zu Portias Gesicht zurück. »Ich muss zugeben, ich ziehe das Sommerhaus am See vor. Vielleicht ein bisschen zu einsam und ungestört für manche, aber die Stille über dem Wasser ist so beruhigend.«
»Wir müssen unbedingt einen Spaziergang dorthin unternehmen.« Cecily war eifrig damit beschäftigt, Pläne zu schmieden. »Und ich höre, es gibt auch einen Aussichtspunkt, irgendwo hier in der Nähe, nicht wahr?«
»Ich bin dort gewesen.« Simons Blick
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