Verfuehrt zur Liebe
- war es Angst oder die Reaktion auf Angst, auf die Gefahr, darauf, dass sie in Gefahr gewesen war? - war unübersehbar, tobte in ihm, strahlte von ihm in Wellen aus.
Das alles war die Schuld des Mörders. Die Urne war der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Sie hatte Angst gehabt, war zutiefst beunruhigt, mehr als sie gedacht hatte, aber jetzt wurde sie langsam böse.
Schlimm genug, dass der Schuft gemordet hatte, nicht nur einmal, sondern zweimal, aber was er jetzt mit ihr machte -schlimmer noch, was die ganze Situation mit Simon machte, mit dem, was zwischen ihnen war und was sie beide zu verstehen suchten ... sie hatte noch nie zugelassen, dass andere sich in ihr Leben einmischten.
Ihre Verärgerung wandelte sich in Wut, ihr Temperament hatte immer schon über ihre Angst gesiegt. Sie ging zum Fenster, lehnte sich neben ihm an den Fensterrahmen, schaute ihn an. »Was ist los?«
Er sah sie an, überlegte, versuchte nicht, der Frage auszuweichen. »Ich möchte, dass du in Sicherheit bist.«
Sie betrachtete nachdenklich sein Gesicht, dachte nach, was sie in seinen Zügen, in seinen Augen lesen konnte, aus seinem harten Tonfall heraushören. »Warum ist meine Sicherheit dir so wichtig? Warum hast du mich immer beschützen wollen?«
»Darum.« Er schaute weg, nach draußen in die Gärten. »Das war immer schon so.«
»Ich weiß, aber weshalb?«
Er schob sein Kinn vor; einen langen Augenblick dachte sie, er würde ihr nicht antworten. Dann erklärte er mit leiser Stimme: »Weil du mir wichtig bist. Weil ... indem ich dich beschütze, ich mich selbst schütze. Einen Teil von mir.« Die Worte waren ihm nicht leichtgefallen. Er drehte sich um, erwiderte ihren Blick, überlegte, ließ das Eingeständnis aber unverändert stehen und versuchte nicht, es abzuschwächen.
Sie verschränkte die Arme vor sich, sah ihm in die Augen. »Also, was bereitet dir in Wahrheit solche Sorgen? Du weißt, ich lasse zu, dass du in meiner Nähe bleibst, dass du mich beschützt, damit ich nichts Unüberlegtes tue. Das also ist es nicht.«
Sein Zögern, sein Widerstreben waren beinahe greifbar, ein schimmernder Schild, den er absichtlich, bedächtig fallen ließ. »Ich will, dass du mein bist.« Seine Wangenmuskeln traten hervor. »Und ich will nicht, dass mir das hier in die Quere kommt.«
Er holte tief Luft, schaute wieder hoch. »Ich möchte, dass du mir versprichst, was auch immer hier geschieht, was auch immer zwischen uns deswegen geschieht, dass du mir daraus keinen Vorwurf machst, es nicht gegen mich verwendest.« Er schaute ihr in die Augen. »Dass du es nicht in die Waagschale wirfst, davon deine Entscheidung nicht beeinflussen lässt.«
Sie las in seinen Augen, sah die Unruhe, den lauernden Jäger. Die Kraft, die rohe Gewalt, das primitive Verlangen, das er niederrang. Den männlichen Wunsch nach Dominanz, einzig von seinem eisernen Willen in Zaum gehalten; sie bedurfte ihres ganzen Mutes, das zu sehen, es zu erkennen, zu wissen, dass das alles auf sie gerichtet war, und nicht zu fliehen.
Genauso legte seine Stärke Zeugnis von seinem Willen ab, sich zurückzunehmen, sich so weit anzupassen, wie es ihm möglich war, gegen alle seine Instinkte zu sein, was sie sich wünschte.
Sie erwiderte seinen Blick offen. »Ich kann das nicht versprechen. Ich werde nie die Augen verschließen und dich nicht als das sehen, was du bist, oder mich nicht als das, was ich bin.«
Ein gespannter Moment verstrich, dann sagte er mit gesenkter Stimme: »Vertrau mir. Das ist alles, was ich verlange. Vertrau mir einfach.«
Sie antwortete nicht, es war noch zu früh. Und sein »Alles« umfasste eine Lebensspanne.
Als sie stumm blieb, griff er nach ihr, drehte sich um und zog sie ganz an sich. Senkte den Kopf. »Wenn du deine Entscheidung triffst, denke hieran.«
Sie hob die Arme, schlang sie ihm um den Nacken, bot ihm ihre Lippen, ihren Mund - alles sein, wenn er wollte. Hier, auf diesem Gebiet war sie das schon, so wie es sich sein Erobererherz wünschte.
Er nahm, legte seine Arme um sie und versenkte sich in ihren Mund, presste ihren Körper an seinen, zeigte ihr, was sie erwartete.
Sie wich nicht zurück, hielt nichts zurück - auf diesem Gebiet, zwischen ihnen, waren alle Barrieren eingerissen.
Wenigstens ihre.
Selbst während sie sich von ihm zum Bett tragen ließ, sich ihr Hemd und ihr Kleid abstreifen ließ, ihre Strümpfe und Schuhe und sich nackt auf seine Laken legen ließ, selbst als sie zusah,
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