Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verfuehrt zur Liebe

Titel: Verfuehrt zur Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
überflüssig.
    Sie erreichte ihr Zimmer, ohne jemandem zu begegnen, und fragte sich, was sie verpasst hatten. Was hatte Kitty getan, dass alle vorzeitig ihre Zimmer aufgesucht hatten? Was, das James und Henry dazu brachte, Skandale gegeneinander abzuwägen?

7
    Eigentlich wollte sie es gar nicht wissen. Portia hatte selbst genug zum Nachdenken; sie verspürte keine Lust, sich mit dem Wissen um Kittys Fehlverhalten zu belasten. Jedem das seine -leben und leben lassen.
    Sie selbst lebte so gerne, wollte ihr Leben auskosten bis zur Neige. Wie weit das gehen konnte, hatte sie bis gestern nicht geahnt. Die Ereignisse des gestrigen Abends hätten sie schockieren müssen. Doch das hatten sie nicht. Nicht im Geringsten. Sie fühlte sich angeregt, war begierig und mehr als bereit, mehr zu erfahren, einmal mehr vom Becher der Leidenschaft zu kosten, das überwältigende Verlangen erneut zu erleben und diesmal den Kelch zu leeren.
    Die Frage, die sie beschäftigte, war: wann und wo?
    Mit wem, das stand außer Frage.
    Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge auf dem Rasen; Kittys Lunch-Gesellschaft war in vollem Gange. Von dem Eifer her zu schließen, mit dem die Familien aus der Umgebung die Einladung angenommen hatten, schloss Portia, dass die Glossups in den vergangenen Jahren nicht oft Gesellschaften veranstaltet hatten.
    Sie wich absichtlich den anderen Hausgästen aus und schlenderte umher, blieb kurz stehen bei denen, die ihr beim Ball vorgestellt worden waren, traf andere wieder. Gewöhnt an die Rolle der jungen Dame eines größeren Landsitzes - dem Hauptsitz ihres Bruders Luc in Rutlandshire - fiel es ihr leicht, mit anderen zu plaudern, die, wären sie ihr in London begegnet, ihr gesellschaftlich nicht ebenbürtig wären. Sie war immer schon daran interessiert gewesen, von dem Leben anderer zu hören; nur auf diesem Weg hatte sie gelernt, ihren Wohlstand und ihre gesicherte Stellung schätzen zu lernen - etwas, was viele andere Frauen ihrer Schicht als selbstverständlich ansahen.
    Um gerecht zu sein, musste man Kitty anrechnen, dass auch sie sich nicht abseits hielt; sie war leicht unter ihren Gästen zu entdecken, mischte sich unter sie. Während sie nach Gelegenheiten Ausschau hielt - einen Anhaltspunkt für die Möglichkeit, ihr hehres Ziel weiterzuverfolgen -, bemerkte Portia Kittys Tagesstimmung - eine Lebhaftigkeit und Fröhlichkeit, die echt zu sein schien. Sie lächelte, lachte unbeschwert und wirkte allgemein angeregt, wenn auch nicht wie eine junge Ehefrau, so doch wie jemand von geringerem Stand, der seinen ersten gesellschaftlichen Erfolg genoss.
    Portia beobachtete, wie sie offenkundig gut gelaunt eine vollbusige Matrone begrüßte und sich mit ihrer Tochter und ihrem schlaksigen Sohn kurz unterhielt. Sie schüttelte den Kopf.
    »Erstaunlich, nicht wahr?«
    Sie wirbelte herum und entdeckte Charlie hinter sich stehen.
    Er nickte zu Kitty. »Wenn Sie das erklären können, stehe ich in Ihrer Schuld.«
    Portia blickte wieder zu Kitty. »Das ist mir, fürchte ich, nicht gegeben.« Sie hakte sich bei Charlie unter, drehte sich mit ihm um; mit einem Zucken seiner Lippen willigte er ein, ihrem Wunsch zu folgen, und ging mit ihr. »Vielleicht ist es wie bei einer Scharade - sie benimmt sich, wie sie meint, dass sie es sollte - nein!, Sie brauchen es nicht auszusprechen! -, ich meine, dass sie ein ganz eigenes Bild davon hat, wie sie sein sollte, und sich entsprechend verhält. Dieses Bild muss nicht notwendigerweise dem entsprechen, wie wir oder andere sie wahrnehmen oder was wir für richtig halten. Wir wissen nicht, wie Kittys Sicht auf die Dinge aussieht.«
    Während sie Charlie weiter durch die Menge lenkte, fuhr sie stirnrunzelnd fort: »Simon fragt sich, ob sie naiv ist - ich beginne langsam zu glauben, dass er Recht hat.«
    »Sicherlich würde ihre Mutter sie doch zurechtweisen. Sind Mütter nicht dafür da?«
    Portia dachte an ihre eigene Mutter, dann an Mrs. Archer. »Ja, aber ... denken Sie, Mrs. Archer ...?« Sie ließ die Frage in der Luft hängen, nicht sicher, wie sie beschreiben sollte, wie sie Kittys Mutter einschätzte.
    Charlie brummte. »Vielleicht haben Sie Recht. Wir erwarten unwillkürlich, dass alle wissen, was sich gehört, und sich entsprechend benehmen. Am Ende ist es bei Kitty wirklich nur das oder etwas Ähnliches.«
    Er schaute sich um. »Wohin, mein Fräulein, bringen Sie mich eigentlich?«
    Portia stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über die Köpfe der

Weitere Kostenlose Bücher