Verfuehrt zur Liebe
Menschen. »Irgendwo hier ist eine Dame, die Ihre Mutter kennt - sie wollte sehr gerne mit Ihnen sprechen.«
»Was?« Charlie starrte sie entgeistert an. »Donner und Blitz! Ich will doch nicht meine Zeit damit verplempern, irgendeiner alten Vettel schönzutun ...«
»Oh doch, das möchten Sie.« Sie hatte entdeckt, wonach sie gesucht hatte, und zog ihn mit sich. »Denken Sie doch nur nach - wenn Sie jetzt mit ihr sprechen, inmitten der Menge, wird es viel leichter sein, ein paar Worte zu wechseln und dann weiterzuschlendern. Das wird reichen, um sie zufriedenzustellen. Aber wenn Sie es immer weiter aufschieben und sie Sie am Ende doch stellt, die Menge sich dann aber schon ein wenig verlaufen hat, dauert es vielleicht eine halbe Stunde oder mehr, ehe Sie entkommen.« Sie schaute ihn unter hochgezogenen Brauen an. »Was wäre Ihnen lieber?«
Charlie kniff die Augen zusammen. »Simon hat Recht - Sie sind gefährlich.«
Sie lächelte, tätschelte ihm den Arm und überließ ihn dann seinem Schicksal.
Nach dieser guten Tat wandte sie sich wieder dem zu, was ihre Gedanken eigentlich beschäftigte - einen stichfesten Vorwand zu finden, oder wenigstens einen Weg, um mit möglichst wenig Aufsehen Simon für ein oder zwei Stunden für sich zu haben. Oder besser drei? Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit man für die nächste Station auf dem Weg zum ultimativen Wissen benötigte.
Geschickt einer Gruppe Offiziere ausweichend, die,in ihren scharlachroten Uniformen herrlich aussahen, lächelte sie freundlich, aber geistesabwesend, während sie darüber nachsann. In ihrem Alter wurde als allgemein gültige Regel angesehen, dass zwanzig Minuten allein in der Gesellschaft eines Herren keinen größeren Skandal auslösen würden, aber mehr als eine halbe Stunde war indiskutabel; wahrscheinlich würde eine halbe Stunde reichen. Allerdings war Simon, nach allem, was sie gehört hatte, ein berüchtigter Frauenkenner, und Kenner schätzten es meist nicht, gedrängelt zu werden.
Drei Stunden wären wahrscheinlich klug.
Sie musterte die Menge. Bis sie einen Plan geschmiedet hatte, machte es keinen Sinn, Simon zu suchen, und es war sogar vermutlich höchst unklug, zu viel Zeit in aller Öffentlichkeit an seiner Seite zu verbringen. Schließlich machte er ihr ja nicht den Hof.
Sie plauderte mit einem Major, dann mit einem Paar, das von Blandford Forum herübergefahren war. Danach hielt sie sich ein Stück abseits und spazierte an einer hohen Hecke entlang.
Sie wollte sich gerade wieder zu den anderen gesellen, als sie links von sich Desmond und Winifred erblickte.
Sie standen in einer Ausbuchtung der Hecke, die einer Statue Platz bot. Keiner von beiden schenkte der Statue oder den Gästen Aufmerksamkeit. Desmond hielt Winifreds Hand; er schaute ihr ins Gesicht, sprach leise und ernst zu ihr.
Winifred hatte die Augen niedergeschlagen, aber um ihre Lippen spielte ein sanftes Lächeln.
Plötzlich war Kitty da. Wie ein kleiner Wirbelwind löste sie sich aus der Menge und hakte sich bei Desmond unter. Der Blick, den sie ihrer älteren Schwester zuwarf, als diese aufschaute, war unverhohlen triumphierend. Dann wandte sich Kitty zu Desmond um.
Selbst aus knapp fünfzehn Metern Entfernung noch konnte Portia die Strahlkraft des Lächelns spüren, mit dem Kitty ihn bedachte. Sie bat ihn schmeichelnd um etwas, rechnete fest damit, dass er mit ihr käme.
Doch sie hatte sich verschätzt; so viel war mühelos an dem knappen, abweisenden Nicken zu erkennen, mit dem Desmond ihr mit versteinerter Miene antwortete.
So überrascht wie Kitty blickte ihn auch Winifred an, und -wie Portia fand - schien sie ihn in einem neuen Licht zu sehen.
Einen Augenblick lang zeigte Kittys Gesichtsausdruck Überraschung, dann lachte sie und machte sich daran, ihn umzustimmen.
Desmond trat zwischen Winifred und Kitty, zwang Kitty, einen Schritt zurückzuweichen. Winifreds Hand auf seinen Arm legend, sagte er wieder etwas, diesmal brutal knapp. Mit einem barschen Nicken zu Kitty ging er weg, eine erstaunte Winifred mit sich nehmend.
Portia verlor sie aus den Augen, als sie sich unter die Menge mischten; sie schaute zu Kitty zurück, bemerkte die verblüffte, leicht verlorene Miene, die sich kurz auf ihrem Gesicht zeigte. Dann blinzelte Kitty, und ihr Lächeln kehrte zurück. Mit einem leisen Lachen wandte sie sich wieder den Gästen zu.
Neugierig folgte Portia ihr, wurde aber von einer alten Freundin Lord Netherfields aufgehalten. Es vergingen zwanzig
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