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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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Schwester im Geist, die über weit mehr Zähigkeit und Spannkraft verfügte, als ihre zierliche Gestalt und ihr fein geschnittenes, mit zarten Sommersprossen übersätes Antlitz vermuten ließen. Mit ihrem kastanienrot schimmernden Haar und den großen bernsteinfarbenen Augen zog sie die Männer in ihren Bann, doch ihre Zunge war so scharf und spitz wie ihr Dolch, ihre Hand so flink wie eine Forelle, und bisher konnte kein Mann ihre Aufmerksamkeit länger fesseln als ein Schmetterling, der sich auf einer Blüte niederließ. Die tüchtige Meg. Tief betroffen vom plötzlichen Tod ihres Vaters machte sie ihm zugleich den Vorwurf, die seinen im Stich gelassen zu haben.
    „Vergiss nicht, ihm den Siegelring abzunehmen, Meggie“, sagte Ebony und strich über Sams seidiges Haar. Der Kleine saß auf ihrem Schoß, hatte die Arme um sie geschlungen und wirkte plötzlich nachdenklich und still.
    „Das habe ich bereits getan“, erwiderte Meg. „Er ist in meiner Tasche. Hier, nimm ihn und bewahre ihn gut für Sam auf. Er darf nicht in falsche Hände geraten, sonst setzt noch jemand Vaters Siegel unter irgendwelche Dokumente.“
    Ebony nahm den Ring an sich und ließ ihn in den Beutel an ihrem Gürtel gleiten. „An einem Morgen wie heute wäre er zur Jagd geritten“, sagte sie sinnend.
    „Ja. Und hinterher hätten wir die Halle die ganze Nacht voll mit grölenden, betrunkenen Männern. Wir werden hier einiges verändern, Ebbie. Und als Erstes werde ich …“ Sie schlug sich die Hand vor den Mund. „Ach du liebe Güte!“
    „Was ist?“
    „Wie konnte ich das vergessen. Du bist die Burgherrin, nicht ich. Als Vormund und Mutter des jungen Lord hast du das Sagen.“
    „Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam, Meg. Wollen wir nach unten gehen und überlegen, was zu verändern ist? Zunächst gilt es, Vorbereitungen für das Begräbnis zu treffen.“
    Der junge Lord of Kells sagte leise am Busen seiner Mutter: „Ich höre, wie dein Herz klopft, Mama. Heißt das, du bist am Leben?“
    „Ja, mein Schatz. Nun geh und höre, ob Tante Meg auch am Leben ist.“
    Er gehorchte, hörte den Herzschlag seiner Tante und stellte fest, dass auch sie lebte.
    Die neue Wende der Ereignisse stellte die Geduld und Nervenkraft der Frauen auf eine harte Probe, nicht nur wegen der ungewissen Zukunft, die vor ihnen lag. Der ganze Tag verlief in hektischer Aufregung, und beide zogen die richtige Schlussfolgerung, dass die einzige Konstante in ihrem Tun die ständige Veränderung war. Ihre Pläne, die sie in aller Eile schmiedeten, wurden immer wieder durchkreuzt. Anweisungen über Bewirtung und Unterkunft der zu erwartenden Trauergäste, die Meg und Ebony erteilten, wurden von Sir Alex’ und Master Hughs Anweisungen außer Kraft gesetzt. Diener, die den Auftrag erhielten, eine bestimmte Arbeit zu verrichten, wurden abgezogen, um eine andere Arbeit zu erledigen, und als Sam seinen täglichen Mittagsschlaf machen sollte, war er nirgends zu finden, ebenso wenig wie Biddie. Fuchsteufelswild machte Ebony sich auf die Suche nach ihrem Sohn.
    Im hinteren Teil des äußeren Burghofes an der Mauer befand sich ein ebener, mit Sand aufgeschütteter Turnierplatz, den die Männer für ihre Ringkämpfe und Schwertübungen benutzten. In dieser eingezäunten Arena hatten viele Generationen junger Pagen das Reiten gelernt, wenn auch nicht schon im zarten Alter von sechs Jahren. Biddies Abwesenheit trug nicht dazu bei, Ebonys Zorn zu lindern. Statt des Kindermädchens kümmerten sich Joshua, zwei Helfer und Sir Alex um ihren Sohn, und Ebony sah in der Einmischung der Fremden eine persönliche Beleidigung und Unterwanderung ihrer Autorität und hätte ihrem Unmut umgehend mit aller Schärfe Luft gemacht, hätte nicht die Gefahr bestanden, Sams Aufmerksamkeit hoch zu Ross abzulenken. Das Pony aus Sir Josephs Zucht reinrassiger Galloways war ihrer Meinung nach viel zu groß für ihren Sohn.
    Sams Reitkünste hielten sich sehr in Grenzen, und es kam, wie es kommen musste. Seine Begeisterung und seine Tapferkeit nützten ihm nichts, so sehr verkrampfte er sich, geriet in gefährliche Schräglage, rutschte schließlich ganz aus dem Sattel und landete im Sand, als das Pferd in eine schnellere Gangart wechselte.
    Ebonys Mutterinstinkt gebot ihr, ihrem Kind augenblicklich zu Hilfe zu eilen, doch ihr Versuch, unter einem Balken durchzuschlüpfen, wurde von Sir Alex’ Arm vereitelt, der ihr den Weg versperrte. Sie stieß ihn wütend, wenn auch vergeblich, von sich. Im

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