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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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anstrengend für Euch sind. Ich weiß nicht, für wen Ihr Euch ausgeben wollt, aber …“ Sie rang nach Atem, bevor sie weitersprechen konnte. Und dann hätte sie vor Erleichterung beinahe aufgeschluchzt, als die Tür geöffnet wurde und Meg eintrat, ebenso atemlos wie Ebony, wenn auch aus anderen Gründen. Sie fielen einander in die Arme, klammerten sich aneinander, als seien sie eine halbe Ewigkeit und nicht nur eine Nacht getrennt gewesen, die allerdings ihr Leben gründlich verändert hatte.
    Biddie und Sam kamen aus der Ankleidekammer, Sam schlang die Ärmchen um Mutter und Tante, und Biddie stand schniefend daneben, während der ungebetene Gast, im Gefühl, seine Gegenwart sei störend und überflüssig, sich ebenso lautlos zurückzog wie in der Nacht zuvor. Bevor er die Tür leise hinter sich zuzog, hörte er noch Megs bittere Klage. „Ebbie … ach, Ebbie! Was soll nur aus uns werden?“
    Wenn unvorhergesehene Ereignisse den geregelten Tagesablauf auf der Burg zu stören drohten, sorgten bewaffnete Männer im Dorf, den umliegenden Gehöften und hinter den Schutzmauern der Burg für Ruhe. Sir Joseph war allerdings zu geizig gewesen, um sich einen großen Trupp Soldaten zu halten, und von den etwa dreißig Männern, die zur ständigen Bewachung abgestellt waren, befanden sich die meisten auf dem Weg nach Dumfries, und die Verwundeten waren hinter Schloss und Riegel. Die Dienerschaft im Haus unterstand dem Kämmerer, während Burgvogt, Gutsverwalter und Pachtaufseher die Aufsicht über Ländereien, Lehnbauern und Viehbestand hatten, die wiederum Sir Joseph in regelmäßigen Abständen Meldung machen mussten. Diese Aufgabe teilten sich nun die beiden Frauen, die bereits mit einigen Verwaltungsangelegenheiten vertraut waren.
    Ebonys anfängliche Einwände, Sir Alex und seine unerwünschte Armee von etwa hundert Männern in der Burg aufzunehmen, schwanden, nachdem ihr die volle Bedeutung dieser Maßnahme klar wurde. Zum einen verringerte eine Verzögerung ihres Abmarschs die Bedrohung für Sam und sie, wie sie hoffte, und selbst ein kurzer Aufschub war ihr lieber als gar keiner. Ein Abzug der Männer würde für die bedauernswerte Meg eine völlige Veränderung ihrer Lebensumstände bedeuten; sie würde den Besitzanspruch an der Burg verlieren und müsste sich mit Jungfer Janet und einer Hand voll Diener in einem abgelegenen und unbehaglichen Landhaus von Sir Joseph einrichten, dessen Vorratskammern gewiss nicht so reich gefüllt waren wie die auf Castle Kells; außerdem würde das Landhaus den Bewohnern nur unzulänglichen Schutz bieten. Mit Gottes Hilfe könnte dieses Jahr das letzte der Hungersnöte sein, doch es würde noch lange dauern, ehe in Schottland wieder Frieden einkehrte, und Ebony wurde sich plötzlich ihrer Selbstsucht bewusst, in erster Linie an ihre Schmach zu denken, während Megs Notlage lebensbedrohlich war. Plötzlich war ihr die Aufgabe wichtiger, ihre Schwägerin zu schützen.
    Wie nicht anders zu erwarten, wusste auch Meg nichts von den Gesetzen des Königs zur Verteidigung seiner Burgen, hatte nie über die Zukunft nachgedacht, und Sir Joseph hatte keine Vorsorge für diesen Fall getroffen, da er davon ausgegangen war, Meg zu verheiraten, sobald er einen wohlhabenden Edelmann für sie gefunden hätte, der den Mut aufbrachte, ihn Schwiegervater zu nennen. Kaum verwunderlich, dass solche Kandidaten sich nicht scharenweise einfanden, und andere, die sich als Freier angeboten hatten, waren von Meg schroff abgewiesen worden, deren Ansprüche an ihren zukünftigen Gemahl nicht minder hoch waren als die ihres Vaters – wenn auch aus anderen Gründen.
    „Wir haben keine andere Wahl, Ebbie“, sagte Meg. „Mir behagt die Situation keineswegs, aber noch weniger behagt mir der Gedanke, meine Habseligkeiten auf ein Packpferd zu laden und in ein abgelegenes Gehöft in den Bergen zu ziehen. Mein Vater besitzt zwar ein paar Landhäuser in der Gegend, um die er sich aber nie gekümmert hat und die seit Jahren leer stehen. Gar nicht auszudenken, in welchem Zustand sie sind. Wir müssen bleiben, Ebbie, Sam zuliebe und auch unseretwegen. Im Übrigen lasse ich nicht zu, dass diese Banditen uns vertreiben, obwohl wir letztlich wohl kein Mitspracherecht haben“, fügte sie wehmütig hinzu. „Aufgeblasene Flegel!“
    Ebony fand Trost und Erleichterung, ihre im Stillen bereits getroffene Entscheidung von Meg bestätigt zu wissen. Die Schwägerin war immer ihr Fels in der Brandung gewesen, eine Freundin und

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