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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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wundert.“
    „Wofür?“ krächzte sie heiser.
    „Für Euren mütterlichen Beschützerinstinkt, obwohl keine Gefahr bestand.“
    In ihrer Antwort lag höhnische Verachtung. „Dafür brauche ich keine Belohnung, schon gar nicht von einem hochnäsigen Tölpel. Jedes Tier besitzt Mutterinstinkt. Hasen, Vögel, Hündinnen, ja selbst Huren. Frauen verkaufen sogar ihren Körper, um ihr Kind zu schützen. Lasst mich endlich zufrieden!“
    „Ich lasse Euch nicht zufrieden. Das wisst Ihr sehr wohl.“ Nach kurzem Zögern machte er auf dem Absatz kehrt und entfernte sich, wobei er sich im Gehen kurz an die Wange griff.
    Als er um die Ecke der Waffenschmiede bog, stieß er mit voller Wucht gegen Hugh of Leyland, der ihn bei den Schultern fasste, um den Halt nicht zu verlieren. Aufmerksam studierte er die blutigen Kratzer an Gesicht und Hals des Freundes. „Aha! Sie hat dir wohl eine Abfuhr erteilt, alter Freund?“ Er lachte schadenfroh in sich hinein.
    Seine Heiterkeit verflog rasch, als er unversehens mit dem Hinterteil auf den Pflastersteinen landete und sich den Unterkiefer hielt, in der Befürchtung, seine Kinnlade sei ausgerenkt. „Wieso das?“ protestierte er empört. „Du hast mir gestattet zu lachen, wenn …?“
    „Ich habe meine verdammte Meinung geändert!“ fuhr Alex ihn an und stapfte weiter. „Und wieso ist das Essen nicht fertig? Sollen wir in diesem gottverlassenen Gemäuer verhungern?“
    Es stand außer Frage, dass Burgbewohner und Besatzer die Mahlzeiten gemeinsam einnahmen. Doch wenn auch gewisse Höflichkeiten gewahrt wurden, wurde trotz allem versucht, genügend Abstand zum Feind halten.
    Darauf bedacht, vor Meg ihre heftige Auseinandersetzung mit dem Räuberhauptmann zu verbergen, bemühte Ebony sich um eine heitere Miene beim gemeinsamen Nachtmahl in ihren Privatgemächern, bestehend aus Hasenragout mit Pilzen, kaltem Rehbraten und jungem Nesselgemüse. Zum Nachtisch gab es heiße Pfannkuchen mit Honig, Sams Lieblingsgericht, mit dem die eingeschüchterte Biddie ihn allerdings füttern musste, da ihm vor Müdigkeit bereits die Augen zufielen.
    „Siehst du“, sagte Ebony tadelnd, „er ist völlig übermüdet. Ich habe es geahnt. Es ist noch stundenlang hell, und er schläft jetzt schon. Und morgen früh wird er uns alle wecken, bevor der Hahn kräht. Hätte er seinen Mittagsschlaf gehalten, würde er später zu Bett gehen und durchschlafen. Biddie, morgen bringst du ihn wieder mittags zu Bett. Ich lasse das nicht länger zu.“
    „Wie wäre es“, sagte Meg und leckte sich Bratensaft von den Fingern, „wenn du Biddie und Sam zusammen schlafen lässt.“
    „Nein, nicht in einem getrennten Zimmer“, widersprach Ebony. „Ich will ihn bei mir haben, wenn er wieder Albträume hat.“
    „Hatte er gestern Nacht Albträume?“
    „Nein.“
    „Na bitte.“ Meg wischte sich die Finger an der Serviette ab. „Ich finde, du solltest es ausprobieren. Du brauchst deinen Schlaf genauso dringend wie er.“ Sie tätschelte Ebony die Hand, deren Augen von dunklen Ringen umschattet waren. „Versuch es, meine Liebe. Sam ist kein Säugling mehr. Wir müssen nicht in einer Kammer schlafen wie in einem Hasenstall. Im Übrigen müssen wir Vater jetzt nicht mehr um Erlaubnis bitten.“
    Biddie stimmte ihr zu, die nicht wieder von dem Kleinen aus dem Bett gestoßen werden wollte. Sie setzte Sam auf den Schoss seiner Mutter. „Wenn Ihr ihn eine Weile haltet, richte ich das Bett für uns in der Turmkammer unter Eurer Kemenate her. Die Bettstatt ist breiter als die Pritsche, und außerdem will Sam schon seit langem dort schlafen, weil die Fenster zum Burghof führen.“
    „Und wenn er aufwacht und nach mir ruft?“
    „Wenn er Euch braucht, kann er ja zu Euch kommen.“
    Ebony kämpfte auf verlorenem Posten, schließlich war Sam tatsächlich kein Säugling mehr. „Einverstanden, wir können es ja ausprobieren“, meinte sie resigniert.
    „Da gibt es noch etwas, Ebbie“, begann Meg, nachdem Biddie gegangen war, legte die verschränkten Arme auf den Tisch, tupfte mit dem Zeigefinger einen bernsteinfarbenen Tropfen Honig auf und leckte ihn ab. „Diese Männer sind
keine
Banditen. Sie sind aus anderen Gründen hier, und wir müssen noch heute herausfinden, was sie hier eigentlich wollen.“
    Ebony zog das schlafende Kind höher und bettete sein Köpfchen an ihren Busen. „Darüber denke ich schon den ganzen Tag nach. Räuber verschwenden ihre Zeit nicht damit, dem Kind ihrer Opfer das Reiten beizubringen.

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