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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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schweren Schlages, doch den Ausdruck seiner durchdringenden blauen Augen vermochte sie nicht zu deuten. „Heißt das …?“
    „Ja, Ihr seid von diesem Moment an frei und habt nichts mehr von mir zu befürchten.“
    „Und Sam?“
    „Sam bleibt bei Euch. Ich brauche keine Geisel.“
    Bislang hatte er ihr seine vertraulichsten Botschaften stumm und im Dunkel der Nacht übermittelt; gelegentlich hatte sie Zorn in seinen Augen gelesen, manche Empfindungen hatte er hinter seinem Spott verborgen. Doch diesen Ausdruck kannte sie nicht an ihm, war sich nicht sicher, ob es Mitleid oder Zärtlichkeit war; er konnte aber auch bedeuten, dass er das Interesse an ihr verloren hatte und ihr deshalb den Schlüssel aushändigte.
    Ein Frösteln durchlief sie, als sie den Schlüssel in ihren Beutel steckte, verwirrt und betroffen, dass ihre Pflichten ihm gegenüber von so kurzer Dauer sein sollten. Er hatte also seine Meinung geändert. Einmal war ihm genug. „Danke. Bleibt das unter uns? Ein Geheimnis? Ich möchte nicht, dass Meg davon erfährt“, sagte sie und wich seinem Blick aus.
    Die Wärme, wenn sie den Ausdruck seiner Augen richtig gedeutet hatte, war von ihm gewichen, als er die Ruder wieder aufnahm. „Wenn sie es erfährt, dann nicht von mir“, erklärte er gleichmütig. „Die Wachen an der Treppe sind weder blind noch taub, und der kleine Sam …“
    „Genug“, erwiderte Ebony und hielt sich am Bootsrand fest, als das Boot rasch Fahrt aufnahm. „Mehr müsst Ihr nicht sagen. Ich möchte nur nicht, dass Ihr damit prahlt, aber das ist vermutlich zu viel verlangt. Eure Eroberungen geben gewiss Anlass zu Heiterkeit.“
    Das Aufblitzen seiner weißen Zähne schien ihre Befürchtung zu bestätigen. Diese Episode war nur eine von vielen, der Reiz des Neuen war bereits verblasst. Vielleicht wollte er ihr damit aber auch zu verstehen geben, dass er mit seinem Trupp bald nach Newcastle aufbrechen würde.
    „Der nächste Anlass zur Heiterkeit, Mylady, wird ein Angriff auf die Burg sein“, sagte er im leichten Plauderton und zog die Ruder noch kräftiger durchs Wasser. „Er wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen erfolgen. Wenn Ihr also eine Reise nach Carlisle plant, rate ich Euch, sie zu verschieben. Hinter den Mauern der Burg seid Ihr sicherer als auf der Straße.“
    „Ein Überfall? Meint Ihr das ernst?“
    „Sehr ernst sogar.“
    „Aber von wem?“
    „Nun ja“, er lächelte verhalten. „Wir haben eine ungefähre Ahnung, wer dahinter steckt, und bereiten uns darauf vor. Macht Euch keine Sorgen. Es wird Euch nichts geschehen, wenn Ihr auf der Burg bleibt.“
    „Dann sind Eure Untersuchungen also abgeschlossen?“
    „Jedenfalls wissen wir weit mehr als noch vor zwei Tagen. Nach unserer Rückkehr solltet Ihr und Eure Schwägerin mit uns einen Blick in die Dokumente der Kassette werfen. Vielleicht könnt Ihr uns helfen, ein paar offene Fragen zu klären.“
    „Ihr vergesst, Sir, dass wir versuchen, Beweise für Sir Josephs Unschuld zu erbringen, während Ihr bestrebt seid, das Gegenteil zu beweisen. In welcher Weise sollte
uns
das nützen?“
    „Ihr zieht schon wieder voreilige Schlüsse, meine Schöne. Das ist eine Eurer Schwächen. Ich hätte Master Moffat nicht fortgelassen, hätte ich den Eindruck gewonnen, er könnte Euch in irgendeiner Weise nützlich sein. Diese Absicht hatte er nie, das war mir von Anfang an klar. Ganz im Gegenteil. In seiner Abwesenheit ließ ich sein Haus in Dumfries von einigen meiner Leute durchsuchen, mit besonderem Augenmerk auf seine Vorratskeller. Es wird interessant sein zu erfahren, was sie gefunden haben, und es wird noch interessanter sein zu erfahren, was
er
unternimmt, wenn er davon erfährt.“ Während er redete, zog er die Ruder weiterhin mühelos und kraftvoll durchs Wasser. „Wir beide wollen doch der Wahrheit auf die Spur kommen, nicht wahr? Ich bekomme nicht mehr Lohn, wenn ich beweise, ob ein Mann ein Verräter oder unschuldig ist.“
    Ebony begann eine neue Seite an dem Mann zu sehen, der ihr kurze Zeit nahe gestanden hatte, und die kühle Gelassenheit und Überlegenheit, mit der ihre Beschimpfungen von ihm abprallten, nahm ihren Schmähungen den Stachel. Er hatte sie unbesonnen genannt, und gerade hatte er ihr eine weitere Schwäche vorgehalten, aber hatte nicht auch er sich zu voreiligen Schlussfolgerungen hinreißen lassen?
    Seine Füße in den hohen Lederstiefeln, die sich gegen die Querstreben der Bootsplanken stemmten, weckten ungebetene Bilder einer

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