Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Widerstand geleistet zu haben. Um keinen Preis der Welt hätte sie ihn gebeten, zu ihrer Cousine Jennie zurückzukehren, genauso wenig wie sie bereit war, sich einzugestehen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte wie vermutlich jede junge Frau in Schottland. Sie hätte schwören können, dass er nicht zum ersten Mal eine Frau in den Armen hielt und einen Kuss von ihr forderte.
Sie hielt den Blick auf ihre Finger an seinem Handgelenk gerichtet. „Master Leyland“, sagte sie und rang um Fassung. „Für Euch mag das ein nettes Spiel sein, aber ich bin keusch, und für mich ist es kein Spiel, meine Gunst bereitwillig zu verschenken wie meine Cousine Jennie. Ich verachte ihr Benehmen.“
„Genau wie ich, Mistress.“
Er machte sich gewiss lustig über sie, und ihre Kränkung wuchs mit jedem verräterischen Herzschlag. „Pah! Das kann ich mir denken. Nun lasst mich endlich gehen,
bitte.“
„Erinnert mich daran, dass ich Euch später erzähle, warum die Dame heute früh so überstürzt abgereist ist. Aber im Augenblick möchte ich über jemanden sprechen, der mir näher steht. Und es ist nicht nur ein nettes Spiel für mich. Es ist gar kein Spiel, Meg.“
„Dann legt die Hand aufs Herz und schwört mir, dass Ihr noch nie einen Kuss von einem Mädchen gefordert habt.“
„Wenn Ihr meine Hand loslasst.“
„Einverstanden.“
„Hand aufs Herz, ich habe noch nie einen Kuss von einem Mädchen gefordert. Ich habe Küsse getauscht und bin noch nie zurückgewiesen worden. Aber nie zuvor habe ich um einen Kuss gebeten, bis zu diesem Augenblick.“
„Aber warum ich? Weil ich die Tochter eines Lords bin?“
„Weil ich nur auf diese Weise einen Kuss von Euch bekomme, es sei denn, ich trage Euch noch einmal weinend in Eure Kammer. Und ich glaube nicht, dass so etwas zweimal hintereinander geschieht, aber ich kann nicht länger warten. Und weil Ihr die schönste, eigensinnigste und scharfzüngigste, fauchende kleine Hexe mit grünen Augen seid, die mir je begegnet ist. Ich bin hingerissen von Euch, Meg Moffat. Völlig vernarrt in Euch. Fragt jeden, der mich kennt, ob ich je in meinem Leben bis über beide Ohren vernarrt war. Bezaubert vielleicht für eine Weile. Vorübergehend interessiert, aber nie zuvor vernarrt. Und nein, ich habe nicht vor, Euch mit Gewalt zu nehmen. Alles, worum ich Euch bitte, ist ein Kuss, damit ich nicht den Verstand verliere. Mehr verlange ich nicht.“
„Und Ihr denkt, auf diese Weise bekommt Ihr einen Kuss von mir?“
„Es ist meine einzige Hoffnung, liebste Meg. Hättet Ihr denn stillgehalten und mir den Kuss freiwillig geschenkt?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Seht Ihr, ich wusste es. Also?“
„Also was?“
„Jetzt könnt Ihr mir die Erlaubnis erteilen, dort weiterzumachen, wo wir letzte Nacht aufgehört haben.“
„Master Leyland, Ihr seid im Auftrag des Königs hier, Ihr seid nicht mein Freund und werdet es nie sein. Ob Ihr in mich vernarrt seid oder nicht, jedenfalls reitet Ihr in ein paar Tagen für immer fort. Da Ihr die Treue meines Vaters zu König Robert in Zweifel zieht, bin ich lediglich bereit, Euch ein gewisses Maß an Gastlichkeit zu gewähren, und das ist mehr, als Ihr verdient, und gewiss weit mehr, als er Euch hätte zukommen lassen, wäre er noch am Leben. Wenn Ihr die Absicht habt, mir einen Kuss zu rauben, kann ich Euch nicht daran hindern, aber erwartet nicht, dass ich Euch zu Füßen falle und Euch darum bitte. Wenn das der einzige Weg ist, um Euch loszuwerden, damit ich endlich meinen Pflichten nachgehen kann, so beeilt Euch damit, sonst muss ich zu allem Überfluss auch noch ein paar sehr unangenehme Fragen nach meinem Verbleib beantworten.“
„Grausame, schöne Jungfrau.“
„Lasst gefälligst meine Jungfräulichkeit aus dem Spiel.“
„Das wird mir schwer fallen, aber ich bemühe mich.“
Seine belustigt funkelnden grauen Augen machten sie schwach, und dann schloss sie ganz gegen ihren Willen die Augen. Sein Kuss in der Nacht zuvor war ihr erster Kuss von einem Verehrer gewesen, obgleich es ein paar Freunde ihres Vaters gegeben hatte, deren Küsse zur Begrüßung oder zum Abschied ihr ziemlich aufdringlich erschienen waren. Hugh of Leylands schön geschwungener Mund aber hatte andere, höchst befremdliche Empfindungen in ihr ausgelöst, und das eigentlich Bedauerliche an dem nächtlichen Erlebnis war, dass ihr Zorn und innerer Aufruhr sie daran gehindert hatten, seine unverfrorene Zärtlichkeit wirklich zu genießen. Irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher