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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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doch leider ohne Erfolg.
    Sie stieg die schmale steinerne Wendeltreppe zum Wehrgang hinauf, in der Hoffnung, den Gesuchten von oben in einem der Höfe zu entdecken, bückte sich unter der niedrigen Tür und erreichte den breiten gepflasterten Wehrgang auf der Burgmauer, von wo man einen herrlichen Ausblick auf den See genoss und auf der anderen Seite landeinwärts über die bewaldeten Hügel bis zu den schroffen Felsen sehen konnte. Unter ihr, im äußeren Burghof schmiegten sich die Strohdächer der Wirtschaftsgebäude an die Mauer, die Werkstatt des Hufschmieds, daneben die Waffenschmiede. Vor dem Eingang der Werkstatt wartete ein riesiger grauer Wolfshund mit freundlich wedelndem Schweif.
    Als Sir Alex aus der Waffenschmiede trat, drückte sie sich hinter eine Zinne, um nicht entdeckt zu werden. Er hielt ein Schwert in der Hand, beugte den braun gelockten Kopf über die Waffe, prüfte Gewicht und Balance. Dann ließ er die blitzende Klinge kreuz und quer durch die Luft sausen, worauf der Jagdhund vorsichtshalber einige Schritte zurückwich, während ein paar Männer, die sich im Hof zu schaffen machten, die Arbeit niederlegten und ihm andächtig zuschauten. Dann verschwand der Ritter wieder unter dem Strohdach, die Hand auf die Schulter des Waffenschmieds gelegt. Ebony ging mit zitternden Knien zur nächsten Einbuchtung zwischen den Zinnen und setzte sich, bis ihr Herzschlag und ihr Atem sich wieder beruhigt hatten.
    Noch nie zuvor hatte sie ihn mit einer Waffe in der Hand gesehen, und nun hatte sie in einer seltsamen Mischung aus Traum und Wirklichkeit den Kampfgeist des Mannes gesehen, den sie letzte Nacht in ihrem Bett als Verkörperung eines heidnischen Gottes empfunden hatte, der Mann, der splitternackt mit ihrem Kind auf dem Arm ungeniert durch ihr Schlafgemach spaziert war, der ihr das Herz vor Wehmut zerriss. In jeder Hinsicht eine ungewöhnliche Erscheinung, ein prachtvoll gebauter Hüne und ein erstaunlicher Liebhaber. Aber er war nach wie vor ihr Feind, ein Mann, der im Stande war, sich die schlimmsten Ängste einer Frau ohne Skrupel zu Nutze zu machen, was er bereits getan und ihre Schwachpunkte entdeckt hatte. Er war gekommen, um den Namen ihrer Familie beim König anzuschwärzen und sie und Meg aus ihrem Heim zu vertreiben, und er stellte eine Bedrohung für Sam dar. Sie konnte es sich nicht leisten, auf ihr Herz zu hören, das im Begriff war zu schmelzen.
    Sie vergaß ihr Vorhaben, holte ihren Elfenbeinkamm aus dem Lederbeutel an ihrem Gürtel und begann, sich das feuchte Haar zu kämmen. Nur mit halbem Ohr hörte sie auf die Hammerschläge aus der Schmiede, auf die Rufe der Männer im Hof, das entfernte Wiehern eines Pferdes. Sam verbrachte den Vormittag mit den Söhnen des Stallmeisters und half ihnen beim Satteln der Pferde der Jagdgesellschaft. Wenn sie erst einmal ausgeritten waren, würde es im Burghof still werden, bis die Jäger vor Einbruch der Nacht wieder heimkehrten. Sie erschrak, als plötzlich eine nasse kalte Schnauze an ihrer Hand schnupperte und traurige Hundeaugen zu ihr aufschauten.
    Ihr erster Impuls war zu fliehen, als Sir Alex durch die niedrige Tür trat. Sie hatte sich vorgenommen, ihm aus dem Weg zu gehen, doch nun, da er schon einmal da war, wollte sie ihn bitten, ihr beim Auffinden der Dokumentenkassette behilflich zu sein, nachdem Master Leyland nirgends aufzutreiben war. Im Übrigen würde ihre Flucht den Wehrgang entlang nicht unbemerkt bleiben und für weiteren Klatsch sorgen. Also fuhr sie fort, sich zu kämmen, und hoffte, er würde ihre Atemlosigkeit nicht bemerken.
    „Wie ich höre, seid Ihr auf der Suche nach Hugh“, begann er und lehnte die Arme auf eine Zinne. „Herrlicher Ausblick. Es riecht nach Regen.“ Der Wind zerzauste ihm das Haar.
    „Ich wäre lieber ungestört“, entgegnete sie. „Lasst mich zufrieden, Sir.“
    Er fuhr zu ihr herum, in seinen Augen blitzte heiterer Spott. „Ungestört?“ raunte er. „Ihr wollt ungestört sein? Diesen Eindruck hatte ich eigentlich nicht.“
    Ebony hatte gehofft, dass er so viel Taktgefühl besitzen würde, ihre heimliche Beziehung mit keinem Wort zu erwähnen. Seine deplatzierte Bemerkung enttäuschte und erboste sie so sehr, dass sie augenblicklich ihre Meinung änderte, aufsprang und zur kleinen Tür im Wehrturm rannte. Sie schlug die Tür hinter sich zu und rannte in halsbrecherischer Eile die Wendeltreppe hinunter, durch einen Torbogen, stürmte über die Holzdielen eines Wachraums, weitere Treppen

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