Verfuehrung auf Capri
zumindest noch, bis Alessandro übers Wochenende herkommt. Er muss mit mir über etwas Geschäftliches sprechen, das ihm sehr wichtig ist.“
„Also gut“, stimmte Laura zu. „Aber dann muss ich wirklich abreisen.“
„Sehr schön.“
Sie war erstaunt, wie zufrieden Tomaso plötzlich wirkte. Doch bevor sie sich weiter Gedanken darüber machen konnte, nahm das Spiel ihre Konzentration wieder in Anspruch.
Trotz der Feier war Alessandro nicht gerade in bester Stimmung und nahm nur widerwillig ein Glas Champagner entgegen. Noch immer hatte er nicht den Vorsitz von Viale-Vincenzo inne. Tomaso führte ihn an der Nase herum, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Alessandro hatte gehofft, dass sich seine Stimmung bessern würde, sobald er wieder in Rom war. Denn hier war er nicht nur weit weg von Tomasos unattraktiver Enkelin, sondern konnte sich auch wieder von Delia verwöhnen lassen. Doch die hatte ihm kurzerhand mitgeteilt, dass sie im Begriff war, ihre Dienste jemand anderem zukommen zu lassen.
„Ich fahre auf die Grenadinen“, hatte sie gehaucht. „Guido Salvatore hat mich zu einer Feier auf seiner Jacht eingeladen. Mein Flug geht heute Abend.“
Mit düsterer Miene trank Alessandro einen Schluck von dem Champagner, der ihn hoffentlich ein wenig aufmuntern würde.
„ Ciao , Sandro“, begrüßte ihn jemand. Alessandro nickte wenig erfreut, denn Luc Dinardi war hinter Delia hergewesen. Sicher würde er nun Mitgefühl heucheln, weil diese Alessandro sitzen gelassen hatte.
Doch stattdessen sagte Luc mit einem Ausdruck gutmütiger Schadenfreude in den Augen: „Soll ich dir mein Beileid aussprechen oder dir gratulieren? Die Presse findet offenbar Letzteres angemessen, aber die ist ja immer hoffnungslos sentimental.“
Stirnrunzelnd blickte Alessandro ihn an. Wovon, um alles in der Welt, sprach Luc?
Dieser klopfte ihm auf die Schulter. „Du bist wirklich ein raffinierter Kerl. Schade, dass du zu diesem Mittel greifen musstest, um dein Ziel zu erreichen. Also, wann werden wir sie kennenlernen?“
„Wen?“
„Ach, komm schon, Sandro. Deine Verlobte natürlich – Tomaso Viales lange verschollene Enkelin.“
5. KAPITEL
Während Alessandro die Schnellstraße entlangfuhr, umfasste er das Lenkrad so fest, als wolle er Tomaso erwürgen. Doch was würde das nützen?
Genauso wenig, wie es helfen würde, das Gerücht abzustreiten, dachte er wütend. Das war ihm sofort klar gewesen, als Luc die Bombe hatte platzen lassen. Doch es hatte ihn all seine Selbstbeherrschung gekostet.
Denn es lag auf der Hand, warum das Ganze so faszinierend war. Der Artikel, der morgens in einer Boulevardzeitung gestanden hatte und bei dessen Lektüre Alessandro fast schlecht geworden war, hatte dies auf widerlich sentimentale Weise untermalt. Laut angeblicher „verlässlicher Quellen“ waren die Tage der Freiheit eines der begehrtesten Junggesellen von ganz Rom gezählt. Daneben befand sich ein Foto von ihm, aufgenommen bei einer geschäftlichen Veranstaltung, und ein Foto von Delia Dellatore, die sich, wie netterweise erwähnt wurde, nun in der Karibik befand. Außerdem war da noch ein Bild mit der schwarzen Silhouette einer Frau und einem großen Fragezeichen.
„Wer ist Alessandros geheimnisvolle Verlobte?“, lautete die zugehörige Überschrift.
Und zu guter Letzt war da noch ein Foto von Stefano Viale abgedruckt, der am Steuer seines Rennbootes stand. Der Artikel erinnerte an seinen tragischen Tod und erwähnte die mögliche Existenz einer Tochter – vielleicht die geheimnisvolle Verlobte?
„Es wäre eine Ehe wie durch eine Fügung des Himmels – und vermutlich durch Verhandlungen im Sitzungssaal von Viale-Vincenzo“, lauteten die abschließenden Worte des Artikels, in dem auch die Vermutung geäußert wurde, dass Tomaso Viale nun als Vorsitzender zurücktreten und Alessandro di Vincenzo zu seinem Nachfolger ernennen würde.
Alessandro hatte sich gezwungen, den ganzen Artikel zu lesen. Er wusste genau, um wen es sich bei der „verlässlichen Quelle“ handelte, und es machte ihn unglaublich wütend.
Bei der Villa angekommen, ging er direkt in die Bibliothek. Dort saß Tomaso im Rollstuhl am Kamin und spielte Schach mit Laura, die ihn offen anlächelte.
Alessandro hatte die junge Frau noch nie lächeln sehen. Sie wirkte plötzlich ganz anders. Ihr Gesicht wirkte so lebendig, dass sie beinahe …
„Ah!“, riss Tomaso Alessandro aus seinen Gedanken. „Da bist du ja. Setz dich doch zu mir. Laura, würdest du
Weitere Kostenlose Bücher