Verfuehrung auf Capri
geschrieben und dich als meinen Nachfolger vorgeschlagen habe“, erwiderte Tomaso. Er zog einen Briefumschlag unter dem Schachbrett hervor und hielt ihn Alessandro hin. „Das ist die letzte Aufgabe, die du erfüllen musst. Darauf gebe ich dir mein Wort.“
Ohne den Brief entgegenzunehmen, stand Alessandro auf und ging hinaus.
Es war ein kühler, regnerischer Tag. Doch Alessandro bemerkte es nicht einmal. In der hereinbrechenden Dämmerung lief er auf den Kieswegen um die Villa. Er kochte vor Wut.
Seine Miene wurde noch düsterer. Niemals würde er Tomaso das verzeihen. Dass er in Bezug auf seinen Rücktritt als Vorsitzender nicht sein Wort gehalten hatte, war eine Sache – aber das hier war etwas ganz anderes. Es war ein unverzeihlicher Affront, auch wenn Tomaso das offenbar gar nicht bewusst war. Sobald eine Zeitung ein Foto von Laura abdrucken oder sie sich öffentlich zeigen sollte, würde er entweder als Mann dastehen, der aus Karrieregründen eine unattraktive Frau heiratete, oder als jemand, der eine Frau verstieß, weil er sie als zu hässlich empfand.
Wieder hatte Tomaso ihm eine Falle gestellt, und sie war bereits zugeschnappt.
Alessandro hatte das Gefühl, jeden Moment zu explodieren, wenn er kein Ventil fand. Als er sich zur Villa umwandte, fiel sein Blick auf den Pool im Innern. Sofort beschloss er, sich mit körperlicher Bewegung ein wenig abzureagieren.
Auf dem Weg zum Haus warf er einen Blick durch die beschlagenen Fenster und stellte fest, dass bereits jemand im Wasser war. Wer, verdammt noch mal, ist das?, fragte sich Alessandro gereizt. Undeutlich konnte er erkennen, wie die Person am anderen Ende des Beckens aus dem Wasser stieg. Es war eine Frau, die ihm den Rücken zuwandte.
Wie gebannt blieb Alessandro stehen, denn sie hatte eine atemberaubende Figur.
Ihr sportlicher, dunkelblauer Badeanzug zeigte nicht viel Haut, doch das war angesichts ihrer Figur auch nicht nötig. Als sie die Arme hob und sich das lange dunkle Haar auswrang, hoben sich auch ihre wohlgeformten Brüste. Mit sinnlichem Interesse blickte Alessandro ihr nach, als sie mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen den Poolbereich verließ. Es musste eine von Tomasos Hausangestellten sein. Er war als Arbeitgeber sehr großzügig und erlaubte seinen Angestellten sicher, den Pool zu benutzen.
Alessandro betrat den Anbau durch die Terrassentür, streifte schnell seine Kleidung ab und ging nackt zum Becken, um hineinzuspringen.
Laura hatte sich im Umkleideraum einen Bademantel über den nassen Badeanzug gezogen. Sie würde in ihrem eigenen Badezimmer duschen und dann dort bis zum Abendessen bleiben. Schließlich wollte sie nicht noch einmal mit Alessandro zusammentreffen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Es war ein Schock gewesen, ihn wiederzusehen. Nicht, weil es so unerwartet war, sondern wegen ihrer heftigen Reaktion auf ihn.
Schon bei ihrem ersten Zusammentreffen in Wharton hatte Laura festgestellt, was er für ein atemberaubender Mann war. Ihr war allerdings auch nicht entgangen, dass er sich offenbar für Gottes Geschenk an die Frauenwelt hielt. Warum also hatte sich plötzlich ihr Magen zusammengezogen, als Alessandro in die Bibliothek ihres Großvaters gestürmt war? Es war einfach lächerlich – und es beunruhigte sie zutiefst.
Wenn Alessandro von ihren Gedanken wüsste, wäre ihm das mindestens so peinlich wie ihr. Es war vollkommen unangemessen, dass eine Frau wie sie einem Mann wie Alessandro Aufmerksamkeit schenkte, der unter den schönsten Frauen frei wählen konnte – und das sicher auch tat.
Bestimmt verbirgt sich unter seinen eleganten Anzügen und den blendend weißen Hemden ein fantastischer Körper – groß und schlank, muskulös und geschmeidig wie der einer Raubkatze, dachte Laura unwillkürlich – und blieb wie angewurzelt stehen.
Alessandro stand an der Schmalseite des Beckens und wollte offenbar gerade ins Wasser springen. Er war splitternackt.
Einen kurzen Moment lang, der ihr wie eine Ewigkeit erschien, konnte Laura sich nicht von der Stelle rühren. Dann spannten sich Alessandros Muskeln plötzlich an, und er glitt durchs Wasser, wie ein Pfeil, der vom Bogen schnellte. Kurz darauf erschien er wie ein Delfin an der Wasseroberfläche und glitt mit kraftvollen Bewegungen die Bahn entlang, wo er wendete und in ihre Richtung zurückschwamm.
So schnell sie konnte, hastete Laura davon. Alessandro durfte sie auf keinen Fall hier wie angewurzelt stehen sehen. Vor Verlegenheit errötend, rannte
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