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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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doch nur genauso leicht auch die bodenlose Tiefe seines entsetzten Blickes aus ihrem Kopf entfernen! Und die nicht nachlassende Furcht aus ihrer Seele.
    »Sabrina?« Ard-siúrs scharfe Stimme ließ Sabrina abrupt den Schritt verhalten.
    »Ehrwürdige Priorin?«
    »Vergessen Sie nicht, dass ein verwundetes Tier unberechenbar sein kann! Gefangen kann es besonders gefährlich werden.« Ihr Blick richtete sich nach innen auf eine für Sabrina unsichtbare Szene, und tiefe Sorgenfalten erschienen auf Ard-siúrs Stirn. »Und Daigh MacLir ist beides.«
    Er ließ sich auf sein Bett fallen, schlug die Hände vors Gesicht und wappnete sich gegen einen Anfall von Schmerz, der ihn wie ein Axthieb zwischen die Augenbrauen traf.
    Er sah die Züge eines Mannes, in dessen goldbraunen Augen wahnsinniger Zorn wie Feuer aus der Hölle brannte und dessen Mund zu einem hasserfüllten Schrei geöffnet war.
    Das Bild erfüllte jeden Winkel von Daighs Kopf, bis ihm das Gehirn aus den Ohren herauszuquellen drohte und Übelkeit ihm dermaßen den Magen umdrehte, dass er sein Abendbrot in den Nachttopf erbrach.
    Sofort stieg die unerträgliche, albtraumhafte Wahrnehmung, die er im Wald gemacht hatte, aus den finstersten Winkeln seines Bewusstseins wieder auf. Er spürte, dass sie gleich auf der anderen Seite des immensen, leeren Abgrundes seines Erinnerungsvermögens wartete. Dass sie Einlass suchte und seine Qual genoss.
    Wut sprang ihn an wie der Funke eines Feuersteins und loderte in ihm auf wie ein in Brand gesetzter Scheiterhaufen. Muskeln spannten sich in einem zerstörerischen emotionalen Strudel an, seine Sicht trübte sich, als die wutverzerrten Gesichtszüge des Mannes in einem alles verdeckenden roten Nebel verschwanden, der so schwer und dicht war wie die Regenwolken draußen.
    Finger auf seiner Schulter ließen Daigh in einer instinktiven, verteidigenden Bewegung aufspringen, herumfahren und den Eindringling mit einer Hand zu sich heranziehen. Der andere Arm schloss sich um den Nacken des Angreifers und zerquetschte ihm fast die Luftröhre.
    Eine gurgelnde Bitte vertrieb den roten Nebel vor seinen Augen und holte Daigh vom Rand des Wahns zurück. Der Feind in seinem Würgegriff stellte sich als grau gewandete Frau heraus, die ihr Kopftuch verloren hatte, sodass ihr Haar in einem Wasserfall aus Locken, die aus Nadeln gerutscht waren, über dünne, zitternde Schultern fiel.
    Mit einem unterdrückten Fluch ließ Daigh sie los und stolperte zu seinem Bett zurück, um sich schwer darauffallen zu lassen. »Mögen die Götter mir vergeben!«
    Sabrina stand zitternd in der anderen Ecke des Zimmers, ihr Gesicht so weiß wie das Tuch, das sie in unsicheren Händen zerknüllte. »Ich habe Sie erschreckt. Ich … ich weiß, dass Sie mir nichts antun wollten.«
    Er spreizte die Hände. Die Narben an seinen Handflächen waren eine abscheuliche Erinnerung daran, dass das, was er nicht über sich wusste, töten konnte. »Sind Sie sich dessen sicher?«
    Daigh blickte auf und sah, wie sie sich straffte und ihre Haltung zurückzugewinnen versuchte. Stählerne Entschlossenheit erschien in ihrem Blick, der bis jetzt immer weich und sanft gewesen war. »Sie wollten mir nichts antun«, wiederholte sie.
    Wen versuchte sie hier zu überzeugen?
    Der Ansturm der Gefühle wich einer Erschöpfung, als trüge er das Gewicht von Jahrhunderten auf seinen Schultern. »Sie waren im Wald. Sie haben gesehen, was geschehen ist, Sabrina. Eigentlich müsste ich tot sein.«
    Die Männer an dem Strand … Das Messer. Die groben Hände, die an ihm zerrten. Das Bild wurde klarer.
    »Dies war nicht das erste Mal, dass es geschehen ist.«
    »Es gibt eine Erklärung. Sie werden schon sehen.« Sie kniete sich hin, um Scherben zerbrochener Töpferware aufzuheben, weniger glückliche Opfer seines Angriffs, die ihm nun einen perfekten Blick auf glänzendes braunes Haar gewährten und die Biegung eines schlanken Nackens, an dem sich die zarten Knochen unter der leicht geröteten Haut bewegten.
    Hitze, die nichts mit Ärger zu tun hatte, breitete sich in seinen bleischweren Gliedern aus und überbrückte eine Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen einer schwachen Vision dieser Frau, die ihn aus einem Berg von Decken anlachte, und einem anderen, greifbareren Eindruck eines wunderbar festen, an seine Brust geschmiegten Körpers. Und ihrer schnellen, flachen Atemzüge. Ihres sauberen, frischen Duftes, der nichts von dem des Grabes enthielt … was wichtig für ihn war,

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