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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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sollte Ard-siúrs Warnung beherzigen. Das wäre das Vernünftigste. Das Sicherste.
    Sabrina runzelte die Stirn, und der Entschluss verfestigte sich zu einem kalten Vorsatz.
    Doch es war nicht das Richtige.
    Sabrinas Körper versteifte sich, als stellte er sich einer unsichtbaren Herausforderung. Sie würde Daigh nicht verraten. Noch nicht. Nicht jetzt. Nicht, solange sie nicht verstand, was hier verdammt noch mal gespielt wurde.
    Eine Decke wurde über seine bebenden Schultern gezogen. Worte überschwemmten sein Bewusstsein wie ein beruhigender Luftzug. Klar und melodisch. Oktaven, die leise summend an- und abschwollen wie ein Mantra und die Anspannung in seinem Rücken und den Schmerz in seinen Eingeweiden linderten.
    Er hatte Sabrina nicht verschreckt. Sie war zurückgekommen, betrachtete ihn mit einem liebevollen Lächeln, das sein lange vereistes Herz erwärmte, und stellte sich der Dunkelheit, die seine Seele heimsuchte, um sich neben ihn zu setzen. Sie flüsterte ihm Worte zu und benutzte ihre Magie, um ihn in einen von Albträumen ungestörten Schlaf zu lullen.
    Für einen Moment sah er einen dichten Wald, der nur von schmalen Lichtstreifen durchbrochen wurde, die ihr Haar vergoldeten und in ihren blauen Augen glitzerten. Sanfte Hände kühlten die fiebrige Hitze seines Körpers, und er benutzte diese Hände, um die Präsenz zu bekämpfen, die überrascht und unsicher am Rande seines Bewusstseins schwankte.
    »Sabrina.« Er verschränkte die Finger mit den ihren und umklammerte ihre Hand, als könnte sie mit seinen anderen Träumen verschwinden.
    Sie antwortete, doch sein Name auf ihren Lippen verlor sich in dem tiefen Schlaf, der ihn übermannte und ihn nichts mehr hören ließ.

Kapitel Sieben
    K ommen Sie, Schwester Clea! Sie müssten längst im Bett sein und schlafen.«
    Sabrina legte einen Arm um die Schultern der gebrechlichen alten Frau und versuchte, sie zu ihrem Bett am Ende der Reihe zurückzuführen. Gleichzeitig vermittelte sie ihr das Gefühl eines warmen, weichen Bettes, die mollige Geborgenheit dicker Federbetten und die angenehme Empfindung, sicher und beschützt zu sein, während draußen das schlechte Wetter tobte.
    »Ich muss Paul finden«, jammerte Schwester Clea. »Wo ist Paul? Mutter sagte, er würde gegen Ende des Sommers wieder zu Hause sein.« Sie stemmte sich Sabrina entgegen, um sich ihren Armen zu entwinden. »Ich will, dass Paul kommt. Er hat versprochen, zu meinem Geburtstag wieder da zu sein.«
    »Pst! Sie werden noch die anderen wecken.« Abgeschirmte Lampen zu beiden Seiten des Zimmers warfen lange Strahlen schwankenden Lichts über den Boden, die wenigen belegten Betten und die Berge von Decken gegen die Feuchtigkeit des Regens, der gegen die Fenster schlug.
    Schwester Clea sträubte sich weiter. »Aber er sagte, er würde wieder hier sein. Ich solle ihn am Hafen erwarten, und er würde mir ein Geschenk mitbringen.«
    Ein Bild des blassen, grimmig dreinschauenden Brendan, wie er ihr versicherte, er werde spätestens in einem Monat zurückkehren, drängte sich ungebeten in Sabrinas Bewusstsein. Am selben Nachmittag noch war er fortgeritten. Der Kummer über seine Abreise war jedoch nur allzu schnell in dem kolossalen Schmerz über die Ermordung ihres Vaters und über den Tod ihrer Mutter untergegangen. Wenn sie doch nur gewusst hätte, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie ihren Bruder sah, hätte sie sich anders von ihm getrennt. Ohne zu schmollen. Ohne ihm die kalte Schulter zu zeigen und steif wie eine Statue dazustehen, als er sie zum Abschied noch einmal umarmt hatte. Diese schrecklichen letzten Momente verfolgten Sabrina noch immer.
    »Ich bin sicher, dass Paul bald wieder daheim sein wird«, sagte sie tröstend.
    Aber das würde er nicht.
    So wie auch ihr Bruder nie wieder zu der Schwester heimkehren würde, die ihn immer noch betrauerte.
    »Ich will, dass Paul kommt. Er hat’s versprochen. Es ist mein Geburtstag, und er hat gesagt, er würde kommen.« Schwester Clea wand sich in Sabrinas Armen, ihre Stimme wurde heftiger, ihre Bewegungen hektischer. Nicht einmal die Kraft in Sabrinas mitfühlender geistiger Verbindung reichte aus, um die verwirrte alte Frau zu beruhigen.
    »Ich bin wieder da, meine Kleine. Wie ich es dir versprochen hatte.«
    Ein Schatten fiel über Sabrinas Schulter und flackerte in dem ungleichmäßigen Licht wie ein von den Toten auferstandenes Gespenst.
    Mit wild pochendem Herzen fuhr sie herum und sah sich Daigh gegenüber. Mit den nackten

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