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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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unerreichbar wie seine halb vergessene Vergangenheit.
    Ein Windstoß klappte ihm den Kragen um und rüttelte an Fensterläden. Abfälle hüpften und rollten die Straße hinunter. Doch unter den normalen nächtlichen Geräuschen waren plötzlich leise, ungleichmäßige Schritte wahrzunehmen und ein hin und wieder unterbrochenes Atmen.
    Daigh spürte all das zwischen einem Herzschlag und dem nächsten, und sein kampferprobter Körper spannte in Erwartung eines Angriffs augenblicklich alle Muskeln an. Als er an einer von gespenstischen Schatten erfüllten Gasse vorbeikam, warf er einen Blick hinein. Jemand beobachtete und verfolgte ihn. Seine Hand glitt zu dem Dolch an seiner Taille, doch Daigh behielt die gleichmäßigen Schritte bei und ging scheinbar ohne Eile weiter.
    Eine Kutsche hielt an der nächsten Ecke, und ein Mann stieg im Licht der Straßenlaterne aus. Der Kutscher ließ die Zügel klatschen, und das Gefährt fuhr rumpelnd weiter.
    Galle stieg in Daighs Kehle auf. Ein furchtbarer, demütigender Ekel beschlich ihn, aber er zauderte nur einen Moment, bevor er mit langen, geschmeidigen Schritten weiterging.
    »Haben Sie unser Spätzchen heimgebracht?« St. Johns Lächeln war von engelhafter Unschuld, nur seine blassen Augen spiegelten im Schein der Laterne seine abgrundtiefe Bosheit wider. »Wie ritterlich von Ihnen!«
    Daigh packte ihn am Kragen. »Lassen Sie sich noch einmal in Lady Sabrinas Nähe sehen, und ich zerreiße Sie in tausend Stücke.«
    »Sagen Sie bloß, Sie empfinden etwas für die Kleine! Faszinierend. Das Monster ist verliebt. Weiß sie, was Sie sind, Lazarus? Kann sie den Leichengestank riechen, den Sie an sich haben? Oder ist sie so hingerissen von Ihrer sinnlich-animalischen Schönheit, dass es sie nicht kümmert?« Er musterte Daigh mit der gleichen Lüsternheit im Blick wie schon in Cork, die Daigh Übelkeit verursachte und ihn erschaudern ließ vor Wut und Scham. Mit einem gemurmelten Fluch löste St. John den widerlichen Blick von Daigh. »Man verliert zu leicht die Perspektive, wenn man fast zwei Metern purer animalischer Attraktivität gegenübersteht. Das sollte ich am besten wissen.«
    Daigh schnaubte verächtlich, als kümmerten ihn diese Worte nicht. Er setzte sich wieder in Bewegung, doch so leicht ließ sich St. John nicht abschütteln, sondern passte sich Daighs großen Schritten an.
    »Weiß sie, wo Douglas sich versteckt?«
    »Lassen Sie sie in Ruhe, St. John!«, knurrte Daigh.
    »Vielleicht tue ich’s, vielleicht auch nicht. Das hängt ganz von Ihnen ab. Sie haben sich das Vertrauen der Kleinen erschlichen, also können Sie auch herausfinden, was sie weiß, und mich zu Brendan Douglas führen.«
    »Sie sind der Kopfgeldjäger. Suchen Sie ihn selbst!«
    In einer Geste der Resignation breitete St. John die Arme aus und seufzte. »Er erweist sich als schwerer zu finden als erwartet. Aber mit Lady Sabrinas Unterstützung – freiwillig oder unfreiwillig … und unfreiwillig könnte die spannendere Lösung sein – werde ich ihn fassen.«
    Daigh packte ihn an der Schulter, riss ihn zu sich herum und zog ihn dicht zu sich heran. »Rühren Sie sie an, St. John, und Sie sind so tot, wie ich es bin! Und ohne einen Máelodor, um Sie zurückzuholen.«
    St. Johns Magie fraß sich an Daighs Nerven entlang wie Säure und explodierte wie ein Hammerschlag in seinem Hinterkopf. Daigh sah nur noch roten Dunst und hörte nichts anderes als St. Johns gezischte Flüche. Dann spürte er eine kalte Hand an seiner Brust, die kurz vorher noch gebrannt hatte von Sabrinas zärtlicher Berührung. Kalte Lippen pressten sich auf seinen Mund und ließen ihm den Inhalt seines Magens in die Kehle steigen.
    Daigh wehrte sich mit aller Kraft dagegen und schaffte es, die unsichtbaren Fesseln zu sprengen, die ihn hielten. Entschlossen riss er sich von den Händen los, die ihn mit sexueller Gier begrapschten. Von Krämpfen geschüttelt, beugte er sich vor und erbrach sich in die Gosse, krank vor Ekel und Wut.
    »Sehen Sie? Ihnen liegt ja doch etwas an ihr.« St. Johns Hand legte sich besitzergreifend auf Daighs Rücken. »Mein schönes, unsterbliches Tier, du vergisst wohl schon, was ich dich neulich erst gelehrt habe. Dass ich dir Lust bereiten kann, wie keine Frau es jemals könnte. Oder dass ich dich zerbrechen kann.« Wieder befingerte ihn die kühle Hand, doch diesmal wurde sie hart, und eine Waffe erschien in ihr. Die scharfe Klinge des Dolches bohrte sich in Daighs Magen. Mit einem Aufschrei krümmte er

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