Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)
er mich.
Seine Augen weiten sich, und seine Hand stoppt mitten in der Bewegung. Wir starren einander eine scheinbare Ewigkeit lang an, obwohl es sicher nur ein, zwei Sekunden sind. Es ist, als warteten wir beide darauf, dass der andere den ersten Zug macht.
Er blinzelt zuerst. Er murmelt seiner Begleiterin etwas zu und greift nach einem Handy. Sie dreht sich allerdings nicht nach mir um, also vermute ich, er hat nicht erwähnt, dass er gerade einen Vampir entdeckt hat. Stattdessen fängt sie an, ihre Sachen einzusammeln; sie runzelt die Stirn, als sei sie verärgert, weil ihr gemeinsamer Tag am Strand gestört wurde.
Ich bin allerdings überhaupt nicht verärgert. Ich hinterlasse Jorge einen 10-Dollar-Schein und verziehe mich nach drinnen. Durch die getönte Scheibe kann ich zusehen, wie die beiden zur Straße gehen. Dann renne ich zu meinem Auto. Es steht nur ein paar Häuser weiter, und ich bin so schnell, dass sie mich sicher nicht gesehen haben. Nein, der Kerl schaut immer wieder über die Schulter zurück und ahnt nicht, dass ich schon mit laufendem Motor im Auto sitze und nur darauf warte, ihnen zu folgen. Er sucht nach einem Jaguar, nicht nach dem Explorer.
Das ist der Durchbruch, auf den ich gewartet habe.
Kapitel 27
D er Cop fährt eine rote Corvette, sehr einfach zu verfolgen. Er fährt weg vom Strand und nimmt den Pacific Coast Highway. Er wechselt auf die I-8 und dann, in der Nähe von Mission Valley, auf die 163. Er fährt immer weiter Richtung Norden, und ich bin direkt hinter ihm, aber er merkt es nicht. Ich sehe, wie er immer wieder in den Rückspiegel schaut, aber er sucht immer noch nach dem Jaguar.
Bei Genesee, in der Gegend von Linda Vista, fährt er runter und biegt ein paar Mal rechts ab. Wir sind jetzt in einem Wohngebiet, und ich muss aufpassen. Er hingegen scheint nicht mehr so auf der Hut zu sein. Er bemüht sich gar nicht, sein Ziel zu verschleiern, sondern parkt direkt in der Einfahrt eines zweistöckigen Gebäudes an der Straße mit dem niedlichen Namen Finch Lane. Er hält nicht einmal inne, um die Straße rauf und runter zu schauen, sondern lässt sich Zeit und lädt zusammen mit seiner Begleiterin das Auto aus. Ich merke an ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Körpersprache, dass sie immer noch nicht glücklich über diese Unterbrechung ihres Nachmittags am Strand ist. Er macht ein paar versöhnliche Gesten, und dann verschwinden sie im Haus.
Ich parke ein paar Häuser weiter und warte. Ich wette, in spätestens fünfzehn Minuten kommt er wieder raus – so lange wird er brauchen, um zu duschen und sich umzuziehen. Ich hoffe, dass der Anruf am Strand seinen Freunden vom Rächer-Revier gegolten hat. Vermutlich hat er sich irgendwo mit ihnen verabredet. Ich bin sicher, dass er glaubt, ich sei geflohen, als ich ihn erkannt habe.
Da habe ich eine Überraschung für ihn!
Er unterbietet meine Wette um gute fünf Minuten. Sein Haar ist noch nass und glatt nach hinten gekämmt, als hätte er sich nicht die Zeit nehmen wollen, es zu fönen. Er trägt Jeans und ein T-Shirt, schwarze Lederstiefel. Das ist alles. Keine erkennbare Waffe, und selbst ein Halfter am Unterschenkel wäre in so engen Jeans zu sehen. Er springt in die Corvette, jagt den Motor hoch und setzt rückwärts aus der Einfahrt.
Ich schlage zu, bevor er das Wohngebiet verlässt. An einem Stoppschild lasse ich den Explorer in die Corvette rollen, nur ein Küsschen auf die Stoßstange, aber seine volle Aufmerksamkeit ist mir sicher, wie geplant. Corvette-Besitzer sind sehr empfindlich, was ihre Autos angeht. Muss wohl irgendetwas mit Fiberglas zu tun haben.
Wie der Blitz springt er aus dem Wagen und untersucht den »Schaden«. Er hat praktisch Schaum vor dem Mund, so erzürnt ist er. Bis er dazu kommt, diese Wut gegen mich zu richten, habe ich meine Waffe und die Handschellen aus dem Handschuhfach geholt. Er hat sich noch nicht mal die Mühe gemacht nachzusehen, wer am Steuer dieses Explorer sitzt, aber nun sehe ich ihn in seine Tasche greifen.
Ich bin zur Tür hinaus, ehe er auf der Höhe meiner Stoßstange angekommen ist. Ich halte die Waffe locker an der Seite. Erst als ich mich direkt vor ihm aufbaue, merkt er, wer ihm da entgegenstarrt.
Sein Gesichtsausdruck ist beinahe komisch. Der Mund bleibt ihm offen stehen, und er reißt die Augen weit auf.
Ich hebe die Waffe ein Stückchen. »Steig in meinen Wagen, Arschloch, oder ich erschieße dich auf der Stelle.«
Er blickt sich um, wägt die Möglichkeiten ab.
»Denk
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