Verführung der Schatten
flankiert. Da kam ihr eine Idee.
„Cadeon, wem gehört dieses Auto?“
„ Nicht … uns “, krächzte er.
„Ich wollte mich nur vergewissern.“
Von seinem Platz aus – angelehnt an eine Birke ein Stück den Abhang hinauf – beobachtete Cade Holly dabei, wie sie den Rest ihrer Ausrüstung aus dem Wagen holte und die Falle fertigstellte.
Das würde ganz sicher nicht funktionieren. Aber es musste … ihr Leben hing davon ab.
Denn aus irgendeinem Grund weigerte sie sich, ihn zu verlassen. Und er war hilflos, unfähig, sie zu beschützen. Das Gift von den Pfeilen nagte innerlich an ihm, und wenn sein Körper versuchte, es auszuschwitzen, brannten die Chemikalien wie Säure auf seinen Verbrennungen und hielten sie davon ab zu heilen.
Ihm war jetzt dauernd schwindelig. Vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte, während er darum kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Jetzt kam sie die Anhöhe hinaufgetrabt und ließ ihre Sachen zu Boden fallen, bis auf das Schwert, das sie aus der Scheide zog. Sie kauerte sich neben ihn und legte die Waffe auf ihre Knie. In Bereitschaft.
Könnte sie wissentlich einen Dämon töten oder möglicherweise auch mehrere? Könnte sie bewusst die Entscheidung treffen, ein Leben zu vernichten?
„Wie stehen unsere Chancen?“, erkundigte sie sich.
„Eins zu fünfzehn. Keine Ahnung … ob ich das riskieren würde.“
„Das würdest du, wenn sonst gar keine Chance bestände.“
Der Truck näherte sich rasch über die gewundene Straße. Mal waren seine Scheinwerfer sichtbar, dann wieder nicht … In den Haarnadelkurven quietschten Reifen, bevor sie wieder schwiegen, wenn der Fahrer ein gerades Stück Straße erreichte und Gas gab.
„Da sind sie“, murmelte Holly. „Fünf … vier … drei … zwei … eins .“
Beim ersten flüchtigen Blick auf ihre improvisierte Veyron-Straßensperre trat der Fahrer voll auf die Bremse.
Zu spät.
Da es keinerlei Möglichkeit gab, auszuweichen, fuhr der Truck frontal in den schweren Wagen. Der einzige Insasse – ein Dämon – wurde durch die Windschutzscheibe hindurchkatapultiert und flog ein gutes Stück durch die Luft.
Bei seiner Landung brachen ihm hörbar mehrere Knochen. Dann ließ ihn die Wucht des Aufpralls noch einige Meter über den rauen Asphalt rutschen, was ihn einen Großteil seiner Haut kostete. Endlich blieb er liegen, bewusstlos.
„Und das ist der Grund, wieso selbst Unsterbliche ihren Sicherheitsgurt anlegen sollten.“ Während es über dem Tal zu blitzen begann, erhob sich Holly, Cadeons Schwert in der Hand. Er hörte, wie sie geistesabwesend sagte: „Bleib ruhig hier sitzen. Ich bin gleich wieder da.“
Holly näherte sich der Stelle, wo der Feuerdämon lag. Er sah aus wie ein Klumpen Fleisch ohne jeden Knochen.
Sie stand kurz davor, ein wehrloses Lebewesen zu töten, aber eine andere Lösung gab es nicht. Er hatte schon angefangen zu heilen und auf seiner zerschundenen Handfläche hatte sich eine winzige Flamme gebildet.
Sie beschleunigte ihren Schritt. Jetzt erkannte sie, wieso Cadeon ihr beigebracht hatte, einen Gegner ohne jedes Mitleid umzubringen. In Kürze würde dieses übel zugerichtete Wesen wieder eine Bedrohung für sie sein.
Sobald sie über ihm stand, hob sie das Schwert über seinem Hals. Nicht zögern! Mit einem gellenden Schrei ließ sie es nach unten sausen, und ein Funkenschauer tanzte über die Fahrbahn, als sie den Kopf abtrennte.
Geschafft. Das wäre schon mal erledigt.
Sie verbot sich, auch nur einen Blick zurückzuwerfen, als sie auf den Truck des Dämons zulief und betete, dass er noch fahrtüchtig sein möge. Durch den Qualm des Zusammenpralls hindurch sah sie, dass der Motor immer noch lief, da er durch eine schwere Winde vorne am Wagen geschützt wurde. Die Winde hatte den Veyron praktisch zweigeteilt.
Allerdings hatte sie sich in dem Sportwagen verkeilt, sodass die beiden Fahrzeuge einen einzigen Klumpen schartiger Metallteile bildeten. Sie legte das Schwert weg und zerrte an der Vorrichtung, um zu sehen, ob sie sie bewegen könnte.
Sie zog mit ihrer ganzen Kraft und stellte überrascht fest, dass sie den ganzen verfluchten Truck anhob …
Mit einem Ruck löste sich die Winde. Schmerz durchzuckte ihren Arm, als sie sie fallen ließ. „Verdammt!“ Sie blickte nach unten. Das scharfkantige Metall hatte ihr den Arm bis auf den Knochen aufgerissen.
Sie riss den Saum von ihrem Pullover ab, wickelte den Stoff um die Wunde und machte einen Knoten. Sie musste definitiv genäht werden,
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