Verführung der Unschuld 2
selben Augenblick bewusst, dass er alles tun konnte, was ihm einfiel. Sie hatte ihm nichts entgegen zu setzen.
Federico lachte laut und packte sie so fest am Arm, dass sie vor Schmerz aufschrie. »Du hast keine Ahnung, was ich kann«, zischte er. »Und ich würde dir raten, keine Dummheiten zu machen. Denk erst gar nicht darüber nach, Lorenzo anzurufen!«
Er zog sie mit sich, seinen festen Griff nicht eine Sekunde lockernd.
»Mariella hilf mir! Federico, ich flehe dich an, lass mich doch gehen …« Die Schreie ihrer Schwägerin erstarben in verzweifeltem Weinen.
Federico zerrte Mariella hinter sich her, die Treppe hinauf und hielt erst an der Schranktür inne.
»Du gehst jetzt auf dein Zimmer und wirst die nächsten Tage dort bleiben. Ich werde dem Personal sagen, dass du dich nicht wohl fühlst, viel liegen sollst und nicht gestört werden willst. Du wirst niemanden sehen außer Antonella und Giovanni, die dir dein Essen bringen werden. Und nochmal, versuche ja nicht, Lorenzo zu informieren oder die Polizei anzurufen. Bevor irgendjemand hier reinkommt und Giulia befreit, bringe ich euch alle beide um und setze mich ab. Hast du das verstanden?«
Starr vor Angst nickte Mariella stumm. Ihr Gehirn war im Augenblick wie eingefroren, unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Nachdem er sie hinaus und Richtung Foyer geschoben hatte, ging sie wie eine ferngesteuerte Marionette die Treppe hinauf. Mit jedem Schritt fühlte sie sich mutloser und schwächer. Schwindlig vor Hilflosigkeit schlurfte sie mit letzter Kraft in ihr Zimmer und sank weinend auf ihrem Bett zusammen.
Freund oder Feind?
Es dauerte einige Zeit, bis Mariella sich beruhigt hatte. Irgendwann war sie vor Erschöpfung und Frust eingenickt. Ein kurzer Blick auf die Uhr an ihrem Bett klärte sie darüber auf, dass sie rund drei Stunden geschlafen hatte. Dennoch fühlte sie sich alles andere als erholt. Ein wenig steif und fröstelnd setzte sie sich auf die Bettkante, streckte vorsichtig ihren Rücken durch und stand dann auf. Der Rock war vom Liegen so sehr zerknautscht, dass sie ihn aus- und einen anderen anzog.
Als Mariella das Vorzimmer durchquerte, stellte sie fest, dass jemand Essen gebracht hatte. Es war nur vernünftig zu essen, schließlich trug sie ein Kind in sich. Daher überwand sie sich, die warmhaltenden Deckel von den Schüsseln zu nehmen, nachdem sie von der Toilette zurückgekehrt war. Ein wohlriechender Duft nach Minestrone und Gemüserisotto erfüllte den Raum und weckte ihren Appetit.
Während sie aß, kreisten Mariellas Gedanken um die arme Giulia, die sich in dem kalten finsteren Verlies zu Tode ängstigte. Und nun? Selbst wenn es ihr gelänge, unauffällig zu telefonieren – was würde geschehen, wenn Lorenzo mit der Policia das Haus stürmte? Das Risiko war unkalkulierbar, zumal sie keine Ahnung hatte, ob Federico nicht überall geheime Kameras installiert hatte. Zuzutrauen wäre es ihm. Ein unbedachtes Handeln würde sie alle in Lebensgefahr bringen.
Nein, es gab nur einen Weg, Giulia musste befreit werden, während Federico unterwegs war. Aber wie sollte sie das anstellen? Den einzigen Schlüssel besaß ihr Mann, also müsste Giovanni das Schloss aufbrechen.
Grübelnd rührte Mariella das Risotto auf ihrem Teller um, bis es sich zu einem klebrigen unappetitlichen Brei vermengt hatte. Ihr Blick schweifte über die Vitrinen, in denen Federico erlesene erotische Figürchen sammelte.
Du meine Güte
, wieso nur hatte sie sich eingebildet, ein Leben in Luxus würde sie glücklich machen? Dieser teure Nippes gab ihr nichts. Gar nichts. Am liebsten hätte sie ihre Wut daran ausgelassen und alles zerschlagen.
Seufzend schob sie den Teller von sich und wischte sich den Mund mit der Serviette ab. Eine Weile saß sie am Tisch, entwickelte neue Ideen, verwarf diese wieder. Alles drehte sich im Kreis. Es schien kein durchführbarer Ausweg dabei zu sein. Wer in diesem Haus war ein aufrichtiger Freund, wer ein Feind, wenn es darum ging, sich gegen Federico zu stellen?
Auf einmal klopfte es und Antonella kam herein, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Mariella. »Was ist passiert? Warum will unser Herr nicht, dass du diese Räume verlässt?«
Mariella zögerte. Stand Antonella loyal zu ihrem Dienstherrn oder durfte sie ihr trauen?
»Hör zu, ich weiß, wir hatten in letzter Zeit kaum Gelegenheit uns mal länger zu unterhalten. Aber du musst nicht glauben, dass ich irgendetwas deinem Mann erzähle. Im Gegenteil.« Sie
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