Verführung Der Unschuld
das Kämmerchen zurück.
Dann ging sie langsam die Treppe hinunter, versuchte sich dabei zu beruhigen, wischte
wieder und wieder ihre verschwitzten Hände am Rock ab, registrierte verunsichert eine
pulsierende Wärme in ihrem Schoß und versteckte sich deshalb zunächst fünf Minuten auf der
Toilette, um sich zu beruhigen. Was war nur mit ihr los? Wenn sie doch eine Freundin in der
Nähe hätte, mit der sie sich treffen, und der sie alles erzählen könnte! Vor allem durfte sie ja
eigentlich gar nicht darüber reden! Aber wenn sie heute Abend Violetta anrufen würde – die
war weit genug weg, um Giulia nicht in Schwierigkeiten bringen zu können. Schließlich
meldete sie sich für weitere Arbeitsanweisungen bei der Mamsell.
Oben hatte Lorenzo am Frühstückstisch Platz genommen und grinste vergnügt vor sich hin,
als die andere Schlafzimmertür aufging und Federico mit verstrubbelten Haaren und einem
Morgenmantel bekleidet herauskam. Er gähnte laut und streckte sich ausgiebig. »Guten
Morgen. Was ist denn mit dir los? Hattest du einen lustigen Traum?«
Während Lorenzo ihm erzählte, welche Reaktion Giulia beim Betrachten der erotischen
Figuren gezeigt hatte, frühstückten sie beide ausgiebig.
»Giulia? Ist das die Kleine, die Concetta als Verstärkung eingestellt hat?«, fragte Federico.
»Hm, ich denke schon«, murmelte Lorenzo mit vollem Mund.
»Süß, was für ein nettes Gänschen. Dann war sie also verlegen?«, schmunzelte Federico.
»Hm«, brummte Lorenzo. Er kaute diesmal in Ruhe zu Ende und schluckte erst hinunter,
ehe er antwortete. »Ja, ich denke schon. Sie hatte ganz weit aufgerissene Augen und rote
Bäckchen. In ihrem Alter haben wohl die wenigsten jungen Mädchen schon so viele erotische
Darstellungen auf einmal gesehen.«
Eine Weile frühstückten sie schweigend vor sich hin. Federico versank in Gedanken. Nach
der Geburtstagsparty war sein sexuelles Leben im Niemandsland angekommen. Die
Beziehung zu Gabriella war zu kompliziert gewesen, als dass er sobald Gefallen an einer
neuen Beziehung finden konnte. Gewiss, es gab genug schöne Frauen, auch in ihren
gehobenen Kreisen, die sich ihm allzu gerne an den Hals warfen, und manchmal nutzte er
diese Angebote für einen One-Night-Stand aus. Aber es lief alles nicht richtig nach seinem
Geschmack. In einer festen Beziehung sollte eigentlich mehr Raum für erotische Spielereien
sein – sofern die Geliebte mitmachte. Und genau das war sein Problem.
Um Lorenzo stand es nicht viel besser. Er hatte auch noch keine Geliebte gefunden, die
bereit war, außergewöhnliche sexuelle Spielereien mitzumachen und sich ihm ohne Vorwürfe
oder Widersprüche zu unterwerfen.
Missmutig stopfte Federico weiter sein Frühstück in sich hinein und bemerkte nicht, dass
Lorenzo etwas zu ihm gesagt hatte.
»Hey, hörst du mir überhaupt zu?«
»Entschuldige … was sagtest du gerade?«
»Wenn die Kleine normale altersgemäße Kleidung trägt, sieht sie bestimmt sehr attraktiv
aus! Ich verstehe nicht, wer auf die Idee gekommen ist, ihr diese konservativen,
hochgeschlossenen Klamotten anzuschaffen! Ich werde mit Concetta reden. Wenn wir schon
so ein junges Ding im Haus haben und von ihr bedient werden, sollte man ihre Reize auch
anschauen dürfen.«
Federico machte eine abwehrende Handbewegung. Er fand diese Überlegungen vollkommen
überflüssig. »Na ja, vielleicht ist sie ganz hübsch. So genau habe ich sie noch nie angesehen.
Es ist in Ordnung, dass sie Antonella während ihrer Abwesenheit vertritt, nicht mehr und
nicht weniger.« Im Grunde genommen waren ihm personelle Überlegungen unwichtig. Alle
sollten ordentlich ihre Arbeit machen, der Rest interessierte ihn nicht. Plötzlich schoss ihm
ein Gedanke durch den Kopf, der dieses Konzept durcheinanderbrachte und die
vorübergehende Lösung seiner aktuellen Probleme sein könnte.
»Vielleicht wäre das eine nette Abwechslung«, murmelte er mehr zu sich selbst, als zu
Lorenzo sprechend.
»Was meinst du?« Lorenzo griff nach der Tageszeitung und überflog die Schlagzeilen der
Titelseite. Leiche im Tiber gefunden … Anschlag auf Papst vereitelt … Drogenkartell in
Neapel ausgehoben …
»Ein Spielzeug für zwischendurch«, grinste Federico, »ganz nach unserem Willen!« Seine
Augen blitzten abenteuerlustig auf.
Lorenzo schaute ihn an und zog verständnislos die Augenbrauen hoch. »Was meinst du,
bitte? Willst du mir ein Rätsel stellen?«
»Giulia! Sie ist jung und attraktiv, und du hast gerade gesagt, unsere Sammlung
Weitere Kostenlose Bücher