Verfuehrung im Mondlicht
finanzielle Betrügereien verwickelt gewesen war, war am Dienstag in seinem Haus am Lexford Square entdeckt worden.
Ob er sich in Reue darüber verzehrt hatte, so viele unschuldige Investoren übers Ohr gehauen zu haben oder nicht, jedenfalls hatte sich Mr. George Colton irgendwann im Lauf dieser Nacht eine Pistole an die Schläfe gesetzt und sich das Leben genommen. Seine Haushälterin hatte den blutigen Schauplatz betreten, als sie am nächsten Morgen wie gewohnt ihren Pflichten nachging.
Die überaus bestürzte Frau war nicht in der Lage gewesen, irgendwelche zusammenhängenden Einzelheiten zu schildern, aber sie drückte ihre ernste Sorge über den Verbleib von Mr. Coltons jungem Sohn aus, der vermisst wurde ...
Dante und Beatrice sprangen auf, rannten zur Tür und schossen in die Eingangshalle.
Ambrose war zu Hause! Endlich!
Concordia lauschte auf seine Schritte in der Eingangshalle, während sie den Schrank wieder schloss. Als sie auch die äußere Sektion wieder verschlossen hatte, fiel ihr auf, dass sie die Zeitung immer noch in der Hand hielt. Sie legte sie auf einen Beistelltisch und drehte sich zur Tür der Bibliothek um.
Ambrose stand im Eingang. Die Hunde folgten ihm auf dem Fuß. Er hatte den falschen Backenbart und den Schnurrbart bereits abgelegt. Sie spürte die gefährliche Energie, die beinahe fühlbar in der Luft knisterte. Sie hatte Recht gehabt, es war etwas Schreckliches geschehen.
»Ich dachte, Ihr wärt schon im Bett«, sagte er von der Tür.
»Geht es Euch gut?« Sie trat beunruhigt vor. Sie wollte zu ihm gehen, ihn berühren und sich davon überzeugen, dass er unverletzt war. »Ich habe mir große Sorgen gemacht! Seid Ihr verletzt?«
»Sehe ich so schlimm aus?« Er trat in das Zimmer und schälte sich aus dem Mantel.
»Um Himmels willen, Ambrose, sagt mir endlich, was passiert ist!«
»Cuthbert ist tot.« Er warf den Mantel über die Lehne des Sofas. »Ich hatte keine Gelegenheit mehr, mit ihm zu reden.«
»Gütiger Himmel!« Sie sank ziemlich unvermittelt auf die Lehne eines ledernen Lesesessels. »Ich wusste doch, dass etwas Schreckliches passiert ist!«
»Es waren zwei Männer am Tatort.« Er ging zu dem kleinen Tisch, auf dem die geschliffene Kristallkaraffe mit dem Brandy stand, und nahm die Flasche in die Hand. »Ich hatte den Eindruck, dass sie auf mich gewartet haben. Vielleicht wollten sie mir folgen, sobald ich Cuthberts Büro wieder verließ.«
Concordia beobachtete, wie er eine großzügige Portion Brandy in einem Schluck herunterstürzte. Wieder durchzuckte sie die Angst wie ein Stich. »Du bist verletzt worden!« Sie achtete nicht auf ihre vertrauliche Anrede, sprang auf und lief zu ihm. »Soll ich einen Arzt verständigen?«
»Ich bin nicht verletzt. Und das Letzte, was ich brauche, ist ein Arzt.« Er kippte ein zweites Glas Brandy.
»Auf deiner Kleidung ist Dreck und Schmutz. Haben die beiden Männer dich angegriffen?«
Er schien kurz darüber nachzudenken, bevor er den Kopf senkte. »Ja, ich glaube, sie haben mich tatsächlich angegriffen. Allerdings habe ich versucht, mich ihnen zu widersetzen. Ich muss zu meinem Bedauern gestehen, dass ich nicht schnell genug war.«
»Ambrose!«
»Tut mir Leid, berichten zu müssen, dass sie entkommen sind.« Er runzelte die Stirn. »Und sie haben Cuthberts Leiche mitgenommen. Vermutlich haben sie ihn bereits in den Fluss geworfen.«
»Das ist ja schrecklich! Was machen wir jetzt?« »Nun, zunächst einmal schlage ich vor, dass wir zu Bett gehen.«
»Bist du verrückt geworden?« Concordia breitete die Arme aus. »Du kannst doch nicht einfach hier hereinmarschieren, verkünden, dass du eine weitere Leiche gefunden hast, und mir dann befehlen, ins Bett zu gehen?«
»Ich glaube, es wäre das Beste, wenn wir diese Diskussion auf morgen verschieben.«
»Wir diskutieren das jetzt!«
Ein gefährlicher, dunkler Ausdruck trat in seine Augen. »Das ist mein Haus! Ich gebe hier die Befehle!«
»Tatsächlich, Sir?« Sie hob widerspenstig das Kinn. »Jemand hat mir erzählt, dies wäre Mr. Stoners Haus.«
Ambrose zuckte mit den Schultern. »In Stoners Abwesenheit führe ich hier das Kommando.«
»Wie ausgesprochen bequem für Euch.«
»Im Moment eher weniger.« Er schaute zum Tisch, auf den sie die Zeitung gelegt hatte. »Was ist das?«
Sie folgte seinem Blick. »Eine alte Zeitung. Ich habe sie in einem Geheimfach des Kuriositätenkabinetts gefunden.«
»Zum Teufel!« Er trat mit zwei raschen Schritten an den Tisch, nahm
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