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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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musste sie sich einiger kleinerer Katastrophen annehmen, als da wären verschütteter Champagner und zerrissene Unterröcke. Zweimal war sie sogar gerufen worden, um höchst verdächtige Grasflecken von Satinröcken zu entfernen.
    Wenigstens brauchte sie sich nicht vor einer Entdeckung zu fürchten. Die weiße Haube und die Schürze einer Dienstmagd erfüllten ihre Funktion als Verkleidung ebenso gut wie ein Trauerschleier. Keine der vornehmen Damen, die sich die Klinke der Tür zum Ruheraum in die Hand gaben, hatte Notiz von den schwer arbeitenden Dienstmädchen genommen.
    Die anderen Mädchen hatten Concordias Anwesenheit kommentarlos akzeptiert. Sie waren so überlastet, dass sie über diese zusätzliche Hilfe nur dankbar waren. Außerdem erwartete niemand von einem Dienstmädchen, das nur für einen Abend verpflichtet worden war, dass es sich in der Villa auskannte.
    Die einzige Schrecksekunde hatte sie erlebt, als Mrs.
    Hoxton in den Ruheraum gerauscht war. Sie trug ein prachtvolles Abendkleid mit schweren Volants und Rüschen in einer gewagten Farbkombination aus rosafarbenem und knallrotem Satin.
    Doch die edle Wohltäterin der Winslow-Armenschule für Mädchen hatte mit dem Dienstmädchen, das vor ihr auf dem Teppich hockte und ihre lange, zarte Schleppe festhakte, kaum gesprochen, geschweige denn, es eines Blickes gewürdigt.
    Zögernd tastete Concordia nach ihrer Haube, um sich zu vergewissern, dass sie noch ordentlich auf ihrem Kopf saß, und öffnete dann wieder die Tür der Besenkammer.
    Sie trat schnell in den Flur. Ob Ambrose mittlerweile den geheimnisvollen Mr. Trimley im Ballsaal gefunden hatte?
    »Sieh an, sieh an, sieh an, was haben wir denn da? Versteckst dich, um dich vor deinen Pflichten zu drücken, wie ich sehe.«
    Die männliche Stimme hinter ihr klang undeutlich, was vermutlich auf den Genuss von zu viel Champagner zurückzuführen war. Concordia tat, als hätte sie nichts gehört. Sie raffte ihre Röcke und wollte sich eilig entfernen.
    Eine fleischige Hand packte ihren Oberarm und hielt sie fest.
    »Wohin willst du denn so eilig, hm?«
    Der Mann drehte sie grob am Arm herum. Concordia sah sich einem großen, korpulenten Gentleman in einem teuren, maßgeschneiderten Frack gegenüber. Trotz des Dämmerlichtes war es hell genug, um sein Gesicht erkennen zu können. Vermutlich war er früher einmal recht gut aussehend gewesen. Doch jetzt wiesen seine Züge die tiefen Spuren von zu viel Alkohol, übermäßigem Zuspruch zum Essen und einem insgesamt recht ausschweifenden Lebensstil auf.
    Er sah sie lüstern an. »Eine Brille, hm? Glaube nicht, dass ich schon mal ein Dienstmädchen genossen habe, das Augengläser trug. Nun, für alles gibt es ein erstes Mal, wie ich zu sagen pflege.«
    Der Drang, ihm eine Ohrfeige zu versetzen, war beinahe übermächtig. Doch Concordia rief sich ins Gedächtnis, dass sie ein Dienstmädchen spielen sollte. Diener schlugen ihre Herrschaft nicht, schon gar nicht Gäste des Hauses. Lehrerinnen taten das übrigens auch nicht, jedenfalls nicht, wenn sie ihren Beruf noch länger ausüben wollten.
    »Entschuldigt mich, Sir«, antwortete Concordia. Sie bemühte sich, ihre Stimme kühl, gelassen und trotzdem respektvoll klingen zu lassen. »Ich werde im Ruheraum der Damen erwartet.«
    Er lachte rasselnd. »Kein Grund, sich um die Zeit zu sorgen. Ich bin schnell fertig.«
    »Bitte, lasst mich gehen, Sir. Sie werden jemanden nach mir schicken, wenn ich nicht sofort zu meinen Pflichten zurückkehre.«
    »Ich bezweifle, dass irgendwer ein Dienstmädchen vermisst, das ein paar Minuten weg ist. Es laufen heute genug von euch Dingern hier herum.« Er zog sie zu dem Besenschrank. »Komm schon, amüsieren wir uns. Es wird sich für dich lohnen, keine Angst.«
    Die Wut flammte in ihr hoch. Concordia warf den Dienstmädchen-Akzent ab und verfiel in ihre Klassenzimmer-Stimme.
    »Wie könnt Ihr es wagen, Sir?«, fuhr sie ihn an. »Behandelt Ihr alle Frauen so, deren gesellschaftliche Stellung der Euren nicht gleichkommt? Habt Ihr keine Manieren? Oder keine Lebensart? Keinen Anstand?«
    Der lüsterne Trunkenbold hielt inne und starrte sie er-staunt an, als hätte ein unbelebtes Objekt plötzlich angefangen, zu ihm zu sprechen.
    »Was war das?«, fragte er verständnislos.
    »Ihr solltet Euch schämen, Sir! Ihr habt nicht das Recht, Euch Frauen aufzudrängen, die gezwungen sind, sich als Dienstboten zu verpflichten, um sich auf ehrliche Weise ihr Brot zu verdienen. Wahrhaftig, ein

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