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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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hatte sie gewiss nur ihretwegen mitgebracht. Er selbst hätte diese Mauer ohne diese Hilfe überwinden können.
    »Jetzt ist mir auch klar, warum Ihr Euch nicht die Mühe gemacht habt, eine gedruckte Einladung zu fälschen«, erklärte sie.
    »Warum sich mit komplizierten Details aufhalten, wenn man ganz einfach über eine Gartenmauer klettern kann?«
    »Eine sehr praktische Art und Weise, die Dinge zu betrachten.«
    Sie erreichte die letzte Sprosse der Leiter und hielt kurz inne, um die Falten ihres grauen Umhangs und ihre Röcke zu raffen.
    Vorsichtig schwang sie erst das eine, dann das andere Bein über die Mauer. Die dicke Leinenhose, die sie unter der schlichten Dienstbotentracht trug, schützte die Haut ihrer Oberschenkel vor den groben Steinen.
    Als sie sicher auf der Mauer saß, warf sie einen Blick über den riesigen Garten, der im Mondlicht lag. In der Ferne leuchteten die Lampen der Gresham-Villa. Aus dem Ballsaal drang Musik in die Nacht hinaus.
    Concordia stellte sich vor, wie sie in ein märchenhaftes Kleid gehüllt in Ambroses Armen über die Tanzfläche schwebte. In ihrer Phantasie war ihr Haar zu einem eleganten Knoten geschlungen und mit juwelenbesetzten Blumen geschmückt. Ambrose sah natürlich in seinem Frack einfach hinreißend aus.
    Sie lächelte.
    »Woran zum Teufel denkt Ihr denn gerade?«, fragte Ambrose von der Spitze der Leiter.
    Concordia zuckte zusammen, als seine Stimme unmittelbar neben ihrem Ohr erklang. Sie hatte nicht gehört, wie er die Leiter hinaufgestiegen war.
    »Ach, nichts von Bedeutung«, erwiderte sie beiläufig.
    »Bleibt aufmerksam. Heute Abend dürfen wir keine Fehler machen.«
    »Ihr braucht mir keinen Vortrag zu halten, Ambrose. Ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, was ich zu tun habe.«
    »Das hoffe ich.« Er zog die Leiter herauf und ließ sie dann an der anderen Seite der Mauer wieder herunter. »Und vergesst nicht, dass Ihr kein Risiko eingehen dürft. Wenn Ihr auf Schwierigkeiten stoßt oder Euch aus irgendeinem Grund unbehaglich fühlt, dann gebt mir sofort ein Zeichen.«
    »Das habt Ihr mir jetzt schon zum zehnten Mal gesagt, seit wir Euer Haus verlassen haben, Ambrose. Wisst Ihr, was Euer Problem ist?«
    »Welches genau meint Ihr?« Er kletterte gewandt wie eine
    Katze die Leiter hinunter. »Ich scheine in letzter Zeit eine Menge Probleme zu haben.«
    Diese Bemerkung verletzte Concordia, doch sie hütete sich, sich etwas anmerken zu lassen. Sie setzte vorsichtig einen Fuß auf die Leiter und stieg, wie sie fürchtete, mit erheblich weniger Grazie hinab.
    Er wartete auf sie. Als sie vor ihm stand, schob sie ihre Brille auf der Nase hoch.
    »Euer Problem ist, dass Ihr keinerlei Initiative bei Eurem Partner schätzt.«
    »Vielleicht liegt das daran, dass ich nicht mehr gewöhnt bin, mit einem zu arbeiten«, erwiderte er. »Ich hatte schon seit Jahren keinen Partner mehr.«
    Das erregte ihre Neugier. »Ihr hattet einmal einen Partner?«
    »Damals, ganz am Anfang meiner Karriere«, erklärte er und schälte sich aus seinem Mantel. »Wie sehe ich aus?«
    Sie musterte ihn scharf, doch das Einzige, was sie im Dunkeln von seiner Lakaienuniform erkennen konnte, war die helle Perücke. »Das kann ich nicht sagen. Es ist zu dunkel.«
    »Eure Haube sitzt schief.« Er griff in ihr Haar. »Wartet, ich richte sie.«
    »Ihr habt wirklich die Augen einer Katze, Ambrose.«
    »Das hat Stoner auch immer gesagt.« Er nahm sie an der Hand. »Kommt mit, Liebes, gehen wir auf einen Ball. Nach heute Abend könnt Ihr nicht mehr behaupten, ich würde Euch nicht in die gehobene Gesellschaft einführen.«
    Zwei Stunden später ging Concordia über einen dämmrigen Flur und öffnete eine schmale Tür. Das Flurlicht fiel auf einen großen Schrank mit Mopps, Besen, Eimern und Bürsten.
    Sie schlüpfte hinein und schloss die Tür. Endlich allein, dachte sie und sank erschöpft gegen die Schranktür.
    Wer hätte sich auch ausmalen können, dass es so kräftezehrend sein würde, einen Abend die Rolle eines Dienstmädchens zu spielen? Seit sich Concordia in den Ruheraum der Damen gemogelt hatte, war sie keine Sekunde mehr zur Ruhe gekommen.
    Zusammen mit zwei anderen abgehetzten Dienerinnen hatte sie geholfen, den endlosen Forderungen der weiblichen Gäste nachzukommen. Die meiste Zeit hatte sie auf den Knien verbracht, den Damen in ihre Tanzschuhe geholfen und die komplizierten Schleppen ihrer prächtigen Gewänder hochgehakt, damit sie beim Tanz nicht darüber stolperten. Zusätzlich

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