Verfuehrung im Mondlicht
nach.
»Allerdings. Er wird mich morgen Abend zum Ball der Greshams begleiten.« Sie lächelte stolz. »Ich nehme an, Ihr habt ebenfalls eine Einladung erhalten?«
»Selbstverständlich. Bedauerlicherweise fühle ich mich noch außerstande, an solchen Festlichkeiten teilzunehmen.«
»Verstehe.«
Concordia setzte ihre Teetasse sehr sorgfältig auf die Untertasse. »Ich nehme an, dass Ihr ebenfalls einen Finanz-
Verwalter beschäftigt, der Eure geschäftlichen Verpflichtungen diese Armenschule betreffend regelt?«
»Diese Angelegenheiten handhabt Mr. Trimley für mich. Ich beschäftige mich überhaupt nicht mit solchen Einzelheiten. Wie ich Euch sagte, ich finde es kein bisschen lästig, sich in guten Taten zu üben.«
»Mr. Trimley scheint wirklich ausgesprochen hilfreich zu sein«, schloss Concordia.
»Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne ihn tun sollte«, bestätigte Mrs. Hoxton.
Kurz darauf erlaubte Concordia, die über ihren Auftritt ausgesprochen stolz war, Ambrose, sie am Arm zur Treppe von Mrs. Hoxtons Stadtvilla zu führen.
Sie drehten sich um und gingen zur Ecke hinunter.
»Ich nehme an, Ihr habt Euch in diesem Salon sehr gut unterhalten«, sagte Ambrose. Er klang amüsiert.
Concordia konzentrierte sich darauf, ihre hochnäsige, moderne und würdevolle Haltung zu wahren. »Was bitte meint Ihr damit? Ich finde, ich habe meine Rolle höchst glaubwürdig gespielt.«
»Das habt Ihr auch. Ich hatte sogar den starken Eindruck, dass Ihr es genossen habt, die arrogante Brötchengeberin eines eher bescheidenen Finanzverwalters zu spielen.«
»Wenn es Euch tröstet, Sir, Ihr habt Eure Rolle wahrhaft exzellent gespielt. Ich glaube sogar, ich habe noch nie einen Finanzverwalter gesehen, der mehr wie ein Finanzverwalter ausgesehen hat.«
»Danke. Vielen Dank.« Er winkte eine Mietdroschke heran. »Im Lauf der Jahre habe ich sehr viel Geschick darin entwickelt, mit den Tapeten zu verschmelzen.«
Sie lächelte hinter ihrem Schleier und gab ihm die Hand, damit er ihr in die Droschke helfen konnte. »Ihr verfügt wirklich über ein verblüffendes Spektrum an Fähigkeiten, Ambrose.«
»Ihr auch, Concordia.« Er schloss die Tür und ließ sich auf den Sitz ihr gegenüber fallen. »Meine Bewunderung für den lehrenden Berufsstand wächst von Tag zu Tag.«
»Und?« Sie schaute ihn durch den Schleier an. »Ich nehme an, der nächste Schritt besteht darin, mehr über den geheimnisvollen Mr. Trimley herauszufinden?«
»Genau das, ja.« Ambrose sah aus dem Fenster. »Er scheint eine wichtige Figur in diesem Spiel zu sein. Vielleicht entpuppt er sich sogar als Larkins Gentleman-Part -ner.«
»Es dürfte jedenfalls auf der Hand liegen, dass Mrs. Hoxton nicht zu diesen Verschwörern gehört. Sie betrachtet diese Armenschule ausschließlich als Mittel, ihr Ansehen in der feinen Gesellschaft zu verbessern.«
»Da möchte ich Euch zustimmen«, erklärte Ambrose. »Vermutlich wird sie von ihrem guten Freund Mr. Trimley manipuliert. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass ein Gentleman sich an eine wohlhabende Dame der Gesellschaft hängt und sie für seine eigenen Zwecke missbraucht. Er scheint außerdem ebenso erfolgreich Edith Pratt für seine Pläne gewonnen zu haben.«
Concordia zog angewidert die Nase kraus. »Ich vermute, dass man sich Miss Pratts Kooperation einfach nur durch ein angemessenes Bestechungsgeld versichern kann.«
»Ihr habt sie offensichtlich durchschaut.«
»Wie werdet Ihr Trimley ausfindig machen?« Concordia war sichtlich neugierig. »Werdet Ihr Mrs. Hoxtons Villa beobachten, um ihn zu entdecken, wenn er sie besucht?«
»Das wäre sicherlich eine Möglichkeit, an diese Angele-genheit heranzugehen«, erwiderte er. »Aber dabei würde ich höchstwahrscheinlich viel Zeit damit verschwenden, mich in dunklen Hauseingängen herumzudrücken. Ich glaube, es gibt einen einfacheren Weg.«
»Und der wäre?«
»Mrs. Hoxton hat erwähnt, dass Trimley sie morgen Abend zu dem Ball der Greshams begleitet. Ich werde ebenfalls hingehen. Es werden viele Leute kommen, und es dürfte relativ einfach sein, Trimley in der Menge zu beobachten.«
Concordia sah ihn erstaunt an. »Ihr beliebt zu scherzen!«
Ambrose runzelte die Stirn. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Ihr könnt doch nicht ernsthaft erwägen, einen Gesellschaftsball zu besuchen.«
»Warum nicht?«
»Erstens wäre da die unbedeutende Frage der Einladung.«
»Sie wäre leicht genug zu fälschen, falls das überhaupt notwendig sein sollte«,
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