Verfuehrung im Palast der Liebe
sie und blieben dann ausdruckslos auf ihrem Gesicht liegen. Er hatte sie erkannt, auch wenn er es nicht zeigte.
Sayeed trat vor und schüttelte dem Mann jovial die Hand. „Jay, ich habe dir Keira mitgebracht, wie besprochen. Sie möchte unbedingt den Auftrag übernehmen, um dir zu zeigen, was sie alles kann. Ich bin überzeugt, sie wird dich nicht enttäuschen.“
Innerlich krümmte Keira sich über Sayeeds unglückliche Wortwahl und die doppelsinnige Bedeutung, die ein zynischer erfahrener Mann in diese Worte hineinlesen würde. Jay glaubte ja bereits zu wissen, wo ihre Fähigkeiten lagen.
„Ich kann leider nicht bleiben“, fuhr Sayeed fort, „ich habe ein Meeting. Also werde ich euch allein lassen, damit ihr in Ruhe alles besprechen könnt. Aber ich habe Keiras Arbeit gesehen, und ich kann sie wirklich nur wärmstens empfehlen.“
Damit war Sayeed auch schon verschwunden, bevor Keira ihm sagen konnte, dass sie ihre Meinung geändert hatte. Dass sie diesen Auftrag auf gar keinen Fall annehmen wollte, und wäre es der letzte auf Erden.
Jay beobachtete sie. Wenn sie keine bessere Schauspielerin war, als er gedacht hatte, dann musste das überraschte Entsetzen auf ihrer Miene echt sein, als sie ihn erkannte. Also, was war sie? Eine Frau, die Sex verkaufte? Oder eine Karrierefrau, die ab und zu gern über die Stränge schlug? Vielleicht ein wenig von beidem. Falls dem so war, zog sie es dann vor, mit teuren Geschenken oder in harter Währung bezahlt zu werden? Gestern Abend hatte sie nicht unglücklich ausgesehen, als sie das Bündel Bargeld angenommen hatte. Heute war sie passend für ein Geschäftstreffen gekleidet. Nach europäischen Maßstäben. Er konnte die feinen Schweißperlen über ihrer Oberlippe glitzern sehen. Vermutlich war nicht die Hitze der Grund, sondern die Verlegenheit darüber, ihn wiederzusehen.
„Sie kommen mit den besten Empfehlungen. Sayeed kann gar nicht an sich halten, Sie zu rühmen.“ Die anzügliche Anspielung war nur schlecht kaschiert. Eine Mischung aus Ärger und Scham brannte in Keira.
Schließlich hatte sie selbst ihm mit ihrem Verhalten diese Waffe in die Hand gegeben. Nun, sie würde nicht nach dem Köder schnappen.
Jay schluckte trocken. Es ärgerte ihn, dass er gestern nicht erraten hatte, wer sie war. Außerdem musste er sich eingestehen, dass sein Körper schon wieder auf reagierte – ob er nun wollte oder nicht. Ihre sinnliche Ausstrahlung ließ er genauso wenig kalt, wie der sanfte Duft ihres Parfums, der jetzt den Raum erfüllte. Unerbittlich zwang sie sich seinen Sinnen auf, während sie gleichzeitig die Aura von absoluter Unnahbarkeit umgab.
Er wandte sich ab und lief wütend durch den Raum, versuchte, das Ziehen in seinen Lenden zu unterdrücken, das stärker als seine Verachtung zu sein schien. „Haben Sie mit Sayeed geschlafen? Ist er deshalb so erpicht darauf, Ihnen den Auftrag zu sichern? Weil er es Ihnen für Ihre persönlichen Dienste versprochen hat?“
„Nein.“ Stolz hob Keira den Kopf. „Ich habe es nicht nötig, mir meine Aufträge zu erschlafen. Meine Arbeit spricht für sich.“
„In der Tat. Davon konnte ich mich gestern selbst überzeugen.“
Das Blut schoss ihr in die Wangen. Die Bedeutung der Worte war unmissverständlich. „Denken Sie doch, was Sie wollen. Das tun Sie ja so oder so.“
„Ich lasse mein logisches Denken niemals von meinen Wünschen bestimmen, sondern meist von dem, was ich mit eigenen Augen sehe. Und ich wurde Zeuge davon, wie Sie Geld von einem Mann angenommen haben. Eine beachtliche Summe sogar.“
Wenigstens ihre berufliche Reputation musste sie verteidigen. Da sie den Auftrag sowieso nicht bekommen würde, hatte sie auch nichts zu verlieren. „Und weil Sie das beobachtet haben, schließen Sie daraus, dass ich … meinen Körper verkaufe? Das hat nichts mit Logik zu tun, das ist eine bösartige Unterstellung, gefärbt von Vorurteilen.“
Sie wagte es, ihm zu widersprechen? Wagte es, das Offensichtliche zu leugnen? Wut flammte in ihm auf, wollte sich von den Fesseln der Selbstbeherrschung losreißen. „Er hat Ihnen Geld zugesteckt. Ich habs mit eigenen Augen gesehen.“
„Richtig. Er hat mich für die Renovierung seines Apartments bezahlt. Fragen Sie ihn doch, wenn Sie mir nicht glauben. Oder Shalini.“
„Shalini?“
„Die Braut. Sie und Vikram sind Cousin und Cousine. Die beiden und Tom, Shalinis Mann, waren zusammen an der Universität.“
Keira hätte nicht einmal sagen können, warum sie ihm das
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