Verfuehrung im Palast der Liebe
lebt?“ Vorfreude erfasste Keira. „Oh ja, gern.“
„Der Designer, der für meinen Cousin arbeitet, kommt aus Ihrem Land. Er würde Sie gerne treffen, um Ihre Vorstellungen genauer mit Ihnen persönlich zu besprechen.“
Sie vereinbarten, dass der Händler einen Termin mit seinem Cousin absprechen sollte, während Keira die Arrangements mit dem Fahrer, den Jay ihr zur Verfügung gestellt hatte, treffen würde.
Wenn Jay zurückkam, würde sie also die Muster für die Stoffe, die sie verwenden wollte, in Händen halten und hätte auch schon alles Weitere mit dem Designer geklärt. Das würde Jay beweisen, dass sie viel zu beschäftigt gewesen war, um auch nur einen Gedanken auf ihn zu verschwenden.
In der Zwischenzeit versuchte Keira sich weiterhin verzweifelt davon zu überzeugen, dass es Indien selbst war, das ihre Schutzmauern mehr und mehr einriss. Indien mit seiner exotischen Atmosphäre und seiner mystischen Sinnlichkeit, die in der Luft lagen und die Sinne erfüllten, die jede Realität und Vernunft dämpften. Es lag an Indien, dass Keira des Nachts keinen Schlaf fand und das Sehnen verdrängen musste, das ihren Körper in heißen Wellen durchlief. Indien, das wie ein Magier Bilder in ihrem Kopf entstehen ließ, wie Jay und sie eng umschlungen auf seidenen Laken lagen, von einem hauchzarten Vorhang vom Rest der Welt getrennt, in ihrem ganz eigenen Universum versunken.
Ja, es war eindeutig Indien, das die Macht hatte, sich durch ihre Schutzmauern zu schleichen und ihre Sinne zu benebeln. Mit Jay hatte das nichts zu tun.
Mumbai war eine vibrierende Weltstadt, wie immer, stellte Jay in Gedanken fest. Meetings gingen nahtlos in Cocktail- und Dinnerpartys über, die bis in die frühen Morgenstunden dauerten. Die High Society der Stadt mischte sich unter die Wirtschafts- und Finanzgrößen.
Heute Abend dinierte Jay mit einem Geschäftspartner, einem Inder Mitte fünfzig, der in England ausgebildet worden und wieder zurück in seine Heimat gekommen war, um den Familienbetrieb zu übernehmen. Unter den Gästen am Tisch war auch eine Bollywood-Schauspielerin, die Jay gerade für etwas anderes als Dinnerkonversation interessieren wollte und ihn fragte, ob er bereits in dem neu eröffneten exklusivsten Nachtclub der Stadt gewesen sei.
Sie war sehr schön, mit einer Figur, die einen Heiligen in Versuchung führen konnte, und ihre Fingerspitzen lagen federleicht auf Jays Arm, während sie sich zu ihm beugte und ihn mit ihrem Duft einhüllte. Ihre Bewegungen strahlten Sinnlichkeit und diskrete Erotik aus, doch aus einem unerfindlichen Grund gelang es ihr nicht, auch nur die kleinste Regung in Jay auszulösen. Ihr Duft war nicht der Duft, den er riechen wollte, ihre Augen waren nicht hell, sondern dunkelbraun, und während ihre Berührung nichts in ihm auslöste, brauchte er nur an Keira zu denken, damit sein Körper reagierte.
Was für ein Unsinn! Eine Frau konnte mühelos durch eine andere ersetzt werden. Das war Jays persönliches Mantra, an das er sich sein ganzes Leben gehalten hatte. Langsam lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, gleichgültig für die Enttäuschung, die kurz auf der Miene seiner Tischnachbarin aufflackerte, als sie merkte, dass er kein Interesse an ihr zeigte.
Es gab nur eine Erklärung für Keiras unerwünschtes Eindringen in seine Gedanken, die er akzeptieren konnte: Das Begehren für sie brannte deshalb noch so wild in ihm, weil es bisher nicht auf die natürliche Art gestillt worden war. Wäre es das, so würde er sie nicht länger wollen. So simpel war das, so logisch.
Später, als er allein und rastlos in seinem Hotelzimmer im Bett lag, die Geschäftsunterlagen, die er eigentlich hatte bearbeiten wollen, unbeachtet auf dem Nachttisch, wiederholte Jay diese Worte unablässig in seinem Kopf.
Keira.
Er schloss die Augen und merkte sofort, dass es ein Fehler war. Seine Erinnerung gaukelte ihm die Bilder vor, als Keiras hellbraune Augen vor Verlangen wie dunkles Gold geschimmert hatten. Er konnte hören, wie ihr Atem vor Erregung immer schneller und unregelmäßiger geworden war.
Und sein Körper reagierte prompt. Mit jedem Herzschlag pumpte sein Blut das brennende Verlangen durch seine Adern.
Er war ein Narr, dass er auf ihre Einladung nicht eingegangen war. Wahrscheinlich hatte sie sogar einen Schutz zur Hand gehabt. Frauen wie sie waren immer vorbereitet.
Die Bollywood-Schauspielerin hatte ihm ihre Handynummer aufgeschrieben. Noch zwei Tage würde er in Mumbai bleiben. Wenn er
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