Verfuehrung im Palast der Liebe
würde, in verschiedenster Hinsicht. Er konnte gar nicht mehr zählen, wie viele Familien in den letzten Jahren versucht hatten, ihn als potenziellen Ehemann für die Tochter zu gewinnen, doch im Gegensatz zu Rao stand er nicht unter dem Zwang zu heiraten, nur um die Erbfolge zu sichern. Er war frei, um frei zu bleiben, und genau das würde er auch tun.
In einer Stunde würde er mit seinem Privatjet unterwegs nach Mumbai sein.
Auf dem Tisch vor ihm lagen Keiras Entwürfe. Er hatte einen Diener geschickt, um sie bei ihr abzuholen. Da gab es noch ein paar Punkte, die er mit ihr besprechen wollte, bevor er abflog. Die Qualität ihrer Arbeit hatte ihn völlig überrascht. Genauso wie ihn seine Reaktion auf sie und der Verlust seiner Selbstbeherrschung gestern Nacht überrascht hatte?
Er hatte nicht die Beherrschung verloren. Nicht komplett zumindest. Dennoch war er dem gefährlich nahe gekommen, und das war ihm bisher noch nie passiert. Verärgert über den spöttelnden Ton seiner inneren Stimme stellte Jay die Teetasse ab.
Der Garten unter seinem Fenster lag friedlich und ruhig im Morgenlicht da. Schwer, sich vorzustellen, welch dunkle Leidenschaften ihn gestern Nacht noch erfüllt hatten. Leidenschaften, die si e initiiert hatte, indem sie einladend diesen Schritt auf ihn zugemacht hatte. Doch er hätte die Einladung auch ablehnen können.
Jay sah auf seine Uhr. Es war früh, doch er wollte Keira unbedingt noch vor seiner Abreise sprechen.
Die Sonne wärmte seine Haut, als er nach draußen trat, warf Schatten- und Lichtreflexe auf sein markantes Gesicht. Leise öffnete Jay die Tür zu ihren Privatgemächern. Er hörte das Summen des Computers und nahm den Duft von Schlaf und ihrer Haut wahr. Durch die offene Tür konnte er das Bett sehen – und Keira. Sie lag auf dem Bett und schlief noch.
Jay wollte die Tür wieder zuziehen, doch wie gegen seinen Willen lenkte er seine Schritte langsam auf das Bett zu.
Keira lag auf der Seite, sie trug einen Pyjama, der eher für ein junges Mädchen denn für eine erwachsene Frau gedacht war. Auf ihrem Gesicht konnte er getrocknete Tränenspuren sehen.
Sie hatte geweint? Seinetwegen?
Tief in seinem Innern konnte Jay etwas an sich zerren spüren, eine seltsame emotionelle Anspannung, ein Reißen, so als würde etwas freigelegt, das zu empfindlich und sensibel war, um es ertragen zu können.
Was war das? Mitgefühl? Mitleid? Reue? Wieso sollten ihm ihre Tränen und ihre Verletzlichkeit zusetzen?
Wütend auf sich selbst drehte Jay sich um und verließ das Zimmer ebenso leise, wie er hereingekommen war.
Frauen setzten Tränen zum gleichen Zweck ein wie ihren Körper – um das zu erreichen, was sie wollten. Nein, von solchen Taktiken würde er sich niemals überrumpeln lassen!
Jay war weg und sie in Sicherheit. Denn ohne seine Gegenwart würde nichts sie in quälende Versuchung führen, so wie gestern Nacht. Doch Jay würde zurückkehren, und dann …
Dann würden die Dinge anders ablaufen, versprach Keira sich grimmig. Bis dahin hätte sie einen Weg gefunden, um sich zu schützen. Hier ging es nicht einmal so sehr um ihren Stolz. Wäre es ihr möglich, so wäre sie einfach fortgelaufen vor dem, was Jay in ihr erweckte. Aber sie war an einen Vertrag gebunden. Und sie konnte es sich einfach nicht erlauben, die schriftlichen Vereinbarungen zu brechen und die finanziellen Konsequenzen zu tragen.
7. KAPITEL
Es war drei Tage her, seit Keira Jay zuletzt gesehen hatte. Drei Tage, die sie für ihre Arbeit genutzt hatte und dazu, ihr seelisches Gleichgewicht zurückzuerlangen.
Die meisten Frauen hätte es wahrscheinlich beleidigt und verletzt, wenn ein Mann sie mitten in leidenschaftlichen Zärtlichkeiten einfach stehen ließ, doch Keira war nur erleichtert über Jays Reaktion. Sie hatte eine zweite Chance erhalten, um sich vor der eigenen Schwäche zu schützen, und dafür war sie extrem dankbar.
Doch Dankbarkeit half ihr nicht, das unerträgliche Sehnen zu mindern, mit dem sie in der Nacht immer wieder aufgewacht war. Und in der Nacht vorher. Und auch in der Nacht davor.
Mit grimmiger Miene starrte Keira auf den Computerbildschirm. Diese Gedanken waren gefährlich, so etwas durfte sie gar nicht denken. Hatte sich so vielleicht ihre Mutter gefühlt, als der Mann, der Keiras Vater war, sie verstieß, und sie danach ständig auf der Suche nach Trost in den Armen anderer gewesen war?
Aber ihre Mutter hatte ihr immer wieder andere Geschichten erzählt, je nach Stimmung und dem
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