Verfuehrung im Palast der Liebe
während er um Selbstbeherrschung kämpfte. Sein eigener rasselnder Atem hallte ihm in den Ohren, sein Herz hämmerte schmerzhaft in seiner Brust. Sein Körper beschwerte sich gequält, weil man ihm verwehrt hatte, wonach er sich sehnte. Doch Jay war mehr beunruhigt, weil er seine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte halten können, als dass ihn die Unbeherrschtheit seines Körpers aufrieb.
Wie konnte er zulassen, dass das körperliche Verlangen nach einer Frau ihn zu einem solch inakzeptablen Verhalten trieb, das er heute an den Tag gelegt hatte? Er war ihr nachgefahren, hatte sie gefunden und war dann völlig durchgedreht, weil sie einen anderen angelächelt hatte. Dadurch war das Bedürfnis, ihr seinen Stempel aufzudrücken, schier unerträglich geworden. Damit kein anderer Mann das tun konnte.
Jay zog die Fenster auf, um die Nachtluft ins Zimmer zu lassen. Doch Keiras Duft schien ihn weiterhin einzuhüllen, ebenso wie die Erregung nicht weichen wollte. Sie hingen zusammen, so als gehörten sie zusammen.
Aber wie konnte das sein?
Sex war ein Akt zwischen zwei unabhängigen Menschen, die danach zu ihrer jeweiligen Unabhängigkeit zurückkehrten. Doch da war dieses Gefühl, das seinen Magen zusammenzog und das er trotzdem nicht wahrhaben wollte. Eifersucht?
Gereizt ignorierte er die spöttische Stimme in seinem Kopf, er wollte sie nicht hören. Es war schlichtweg unmöglich, dass er eifersüchtig war. Eifersucht war ein Gefühl, und er ließ sich niemals von Gefühlen leiten. Bei nichts und niemandem.
Wenn er auch nur einen Funken Verstand hatte, dann würde er ihren Vertrag lösen und sie mit einer angemessenen Ausgleichszahlung nach England zurückschicken. Er würde ihre Entwürfe aufkaufen und ein neues Team an die Arbeit setzen. Sollte er – was unwahrscheinlich war – tatsächlich dem nie gekannten Risiko ausgesetzt sein, einer Art männlichen Wahnsinns zu verfallen, dann wäre dieses Risiko damit ein für alle Mal gebannt.
Ja, genau das war es, was er zu tun hatte.
8. KAPITEL
Den Kopf leicht zur Seite gelegt, begutachtete Keira die gestrichenen Wände des Musterhauses. Sie hatte diese Farbe aus einem Dutzend verschiedener Weißtöne ausgewählt, die vorab auf Teile der Wand aufgetragen worden waren, sodass sie die Wirkung von Licht und Schatten hatte abschätzen können.
„Sehr gut“, sagte sie schließlich zu dem abwartend dastehenden Malermeister. „Das ist perfekt.“
Der Malermeister versicherte ihr mit einem zufriedenen breiten Grinsen, dass er die Farbe sofort mixen lassen und gleich morgen seine Anstreicher schicken würde.
Es war jetzt einen Monat her, seit Keira geflohen war – nicht nur vor Jay, sondern auch vor ihrer eigenen Reaktion auf ihn. Die ganze Nacht hatte sie zusammengerollt im Bett gelegen und sich überlegt, was sie tun sollte.
Am darauffolgenden Morgen festzustellen, dass Jay erneut nach Mumbai geflogen war, hatte ihr die Atempause gegönnt, um wieder logisch zu denken und ihre Optionen abwägen zu können. Fakt war, dass sie es sich finanziell nicht leisten konnte, den Vertrag aufzulösen. Und emotionell konnte sie sich nicht leisten, den Fehler ihrer Mutter zu wiederholen und sich in den falschen Mann zu verlieben und mit ihm zu schlafen.
Jay lebte in der Welt der Superreichen. Es war höchst unwahrscheinlich, dass sie sich jemals wiederbegegnen würden, nachdem dieser Auftrag hier erledigt war. Was hieß, dass sie nur für eine gewisse Dauer auf Abstand zu ihm gehen musste, dann würden die verschiedenen Lebensumstände allein für noch größere Distanz sorgen. Dann konnte sie sich auch so viel und so oft nach ihm sehnen, wie sie wollte, in der Gewissheit, dass es bei Sehnen bleiben würde. Und da sie die Gefahren nun kannte, würde sie sich eisern unter Kontrolle halten.
So hatte ihr felsenfester Vorsatz ausgesehen.
Und warum verkrampfte sich dann jetzt ihr Magen, weil sie Jay auf sich zukommen sah? Er war zurück, und ihre Welt geriet prompt in Schieflage. Sie musste sich zusammennehmen und sich sachlich und professionell verhalten.
„Jamil ist sehr geduldig gewesen, endlich haben wir den richtigen Farbton gefunden“, begrüßte sie Jay ohne Einleitung. „Die Maler können morgen anfangen. Bis das Anstreichen erledigt ist, müsste auch das Mobiliar langsam eintreffen.“
Jay nickte stumm.
„Sie haben mich noch nicht Ihre Entscheidung zu dem Stoffmustern wissen lassen“, erinnerte sie ihn. „Wenn Sie also etwas Zeit hätten …“
„Sie meinen die
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