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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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die dem Butler bedeutete, er könne gehen. Allein im von Stille erfüllten Zimmer schenkte er sich ein Glas Portwein ein und schwenkte die rubinrote Flüssigkeit im Glas.
    Singvogel. Fink. Algernon Finc. Der Sohn von Hubert Finc, Viscount Whittonstall. Er starb nach diesem unsäglich sinnlosen Duell um eine Kokotte. Wie konnte ich den Namen von Bagshotts Gegner vergessen, diesem törichten, ungehobelten Burschen, der unwissentlich das Leben meines besten Freundes ebenso wie auch sein eigenes Leben verändert hatte, dachte Brett düster.
    Es beunruhigte ihn, dass ihm Singvogels Name entfallen war. Bislang war er der Überzeugung gewesen, sich an jede noch so kleine Einzelheit zu erinnern. Der Schlamm, der Nebel und das überwältigende, fassungslose Entsetzen, ein Leben auf diese Weise enden zu sehen. Bagshott hatte damals bis zum Hals in Schulden gesteckt, was ihn indes nicht davon abhielt, mit Singvogel einen Streit anzufangen. Dem Schiff nachblickend, auf das er Bagshott später verfrachtet hatte, damit er wegen des illegalen Duells nicht vor Gericht gestellt wurde, hatte er sich geschworen, sein Leben von Grund auf zu ändern, seine Talente nicht länger zu vergeuden, sondern vielmehr weise zu nutzen, um etwas aus sich zu machen und das Familienvermögen wieder aufzubauen. Wie hatte er Fincs Namen und den seiner Verlobten nur vergessen können. Wie viel mehr war seinem Gedächtnis entschlüpft? Brett drückte die Fingerknöchel an die Stirn.
    Wenn er sich bloß auf ihren Namen besinnen könnte. Wenn er nur erst den Grund kennen würde, warum sie für ihn tabu war.
    „Da kommt ein Gentleman die Auffahrt herauf“, sagte Rose am nächsten Morgen zu Diana, die gerade im Esszimmer das Frühstück einnahm. „Er fährt eine der flottesten Kutschen, die ich je gesehen habe.“
    „Seit wann interessierst du dich für Kutschen?“ Scheinbar gelassen trank Diana einen Schluck Tee. „Wahrscheinlich erwartet Simon Besuch.“
    „Der gnädige Herr ist zur Kohlengrube gefahren. Dort hält er sich dieser Tage immer auf.“
    Diana stand auf und gesellte sich zu Rose. Beim Blick aus dem Fenster stockte ihr der Atem. Lord Coltonby sprang elegant von seinem Phaeton und übergab die Zügel seinem Reitknecht. Dann sah er auf, und sein eindringlicher Blick traf unvermittelt den ihren. Rasch wich sie zurück. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, obgleich sie sich dies nicht eingestehen wollte. „Das ist Lord Coltonby, Rose. Ich hoffe nur, Simon hat keine Unbesonnenheit begangen.“
    „Soll ich Seiner Lordschaft sagen, dass Sie und der gnädige Herr nicht zu Hause sind, Miss Diana?“, fragte der Butler, der, ins Esszimmer tretend, ihre letzten Worte vernommen hatte.
    „Nein, nein, Jenkins. Ich möchte wissen, warum er gekommen ist.“ Diana glättete mit den Händen ihr Kleid und richtete die züchtige Haube, die sie seit Algernons Tod trug, obwohl sie mit ihren zweiundzwanzig Jahren eigentlich viel zu jung dafür war. Hauben verliehen ein gewisses Gefühl der Sicherheit. „Führen Sie Lord Coltonby bitte in den Salon, wenn er nach einem von uns beiden fragt. Sollte er nur Simon zu sehen wünschen, können Sie seine Karte entgegennehmen.“
    „Soll ich bei Ihnen bleiben, Miss Diana?“
    „Das wird nicht nötig sein, Rose. Ich denke, ich komme mit diesem Herrn schon zurecht.“ Diana ließ ihre Zofe gehen und begab sich in den Salon.
    Die verschiedenen Vasen auf dem Kaminsims neu anordnend zwang sie sich zur Ruhe, während sie angestrengt versuchte, zu verstehen, was Lord Coltonby draußen in der Halle zu Jenkins sagte. Warum war er gekommen? Hatte er sich ihrer wieder erinnert? Diana lächelte bitter. Wenn dem so war, würde er sie gewiss nicht mehr als Schönheit bezeichnen. Sie würde dieser Situation jedoch gefasst begegnen und sich zurückhaltend förmlich geben – wie es sich für eine ledige Dame, eine graue Maus, geziemte.
    Brett trat, vom Butler geleitet, in den Salon der Clares. Das Haus strahlte den erworbenen Reichtum seines Eigentümers aus. Der Salon war ganz nach der neuesten Mode eingerichtet, mit zahlreichen Alabasterlampen, Stühlen im ägyptischen Stil und goldgrün gestreiften Tapeten. Farben, die jeden erwachsenen Mann schmerzvoll zusammenzucken lassen konnten. Brett erinnerte sich gut daran, wie Clare mit seinem Vermögen an der Universität angegeben hatte. Immerzu sprach er von seinen neuesten Errungenschaften oder den Geschäften seines Vaters. Simon Clare war ein Mann, der den Preis von allen Dingen

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