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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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man damals auch über mich sagte, ist inzwischen vergessen. Die Lästerzungen und Klatschbasen haben längst neue Opfer gefunden.“
    Brett schüttelte den Kopf, seine Augen nahmen eine warme hellgraue Farbe an. „Mir ist nichts Schlechtes über Sie zu Ohren gekommen. Allerdings hat Singvogel den Skandal förmlich angezogen. Er wäre nie ein guter Ehemann geworden.“
    „Ich habe nicht um Mitleid gebeten.“ Diana drückte die Hände aneinander. Insgeheim musste sie Lord Coltonby recht geben. Jedoch konnte sie für Mrs. Tanners Benehmen keine Entschuldigung gelten lassen. Die Anstandsdame, die damals angestellt gewesen war, um Glücksritter von ihr fernzuhalten, hatte kläglich versagt. „Zu meiner Entschuldigung kann ich lediglich meine Naivität anführen. Ich war gutgläubig und weltfremd. Zweifellos durchschauten die meisten Frauen Algernon, meine Anstandsdame indes leider nicht.“
    Lord Coltonbys Mundwinkel sanken nach unten. „Es ist jammerschade, dass Ihre Freunde Ihnen nicht rechtzeitig sagten, in welchem Ruf Singvogel stand. Auch seine finanzielle Lage war durchaus kein dunkles Geheimnis, sondern hinlänglich bekannt.“
    „Der ton ist nicht so wohlwollend eingestellt, wenn man bloß am Rande der Gesellschaft steht.“ Den Kopf reckend unterdrückte sie die Flut alter Gefühle, in der sie zu versinken drohte. Bleib ruhig und gelassen. Seit der verhängnisvollen Nacht in den Vauxhall Gardens folgte sie ihren selbst aufgestellten Regeln, die ihr Schutz gaben. Die Erinnerungen verdrängend fuhr sie fort: „Ich ziehe das friedvolle Northumberland vor. Die Gesellschaft hier mag zwar insgesamt langweiliger sein, aber wenigstens kennt man die Menschen und ihren Ruf.“
    „Warum sind Sie denn überhaupt nach London gereist?“
    „Mein Vater hatte es sich in den Kopf gesetzt, für seine Kinder gute Partien zu finden. Die Mutter meiner verstorbenen Schwägerin riet ihm, mich nach London zu schicken.“
    „Wie hat Ihr Vater diesen schändlichen Vorfall aufgenommen?“
    „Er hat nie davon erfahren. Mein Vater starb. Es grassierte eine Epidemie, die auch meine Schwägerin Jayne dahinraffte. Mein Bruder setzte mich brieflich davon in Kenntnis. Natürlich war es meine Pflicht, umgehend nach Northumberland zurückzukehren.“ Noch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass diese bestenfalls nur zum Teil der Wahrheit entsprachen. Sie war froh gewesen, London entfliehen zu können. Der Brief, in dem Simon um ihre Rückkehr bat, war ihr wie ein Zeichen des Himmels vorgekommen, gab ihr dies doch Gelegenheit, ihre Wunden zu lecken und ihr Leben vernunftvollen Taten in friedvoller Abgeschiedenheit zu widmen. „Ich habe meine Lektion auf unsanfte Weise lernen müssen und hege weder Bedauern noch Vorwürfe.“
    „Das ist schön zu hören.“ Sein Blick glitt über ihren Körper, blieb an ihrem züchtigen Dekolleté hängen. „Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen. Gewiss wäre es Singvogel nicht recht gewesen, wenn Sie ihn bedauerten.“
    Zaudernd strich sie sich über ihr schlichtes grünes Kleid. „Gibt es einen weiteren Grund für Ihren Besuch, Lord Coltonby? Gewiss sind Sie nicht gekommen, um sich in Erinnerungen an verblichene Freunde zu ergehen.“
    „Sie haben mich nicht aufgesucht, um Ihr Buch abzuholen, deshalb bringe ich es Ihnen. Ich war überzeugt, Sie würden es nach Ihrer sicheren Heimkehr benötigen.“
    „Mein Buch.“ Diana blickte auf den Band in seinen Händen und dann wieder in Lord Coltonbys Gesicht. „Natürlich, mein Buch.“
    Sie streckte die Hand danach aus, und er reichte es ihr. Ihre Finger berührten sich kurz, ein leichter Blitz zuckte durch ihren Arm, sodass ihr das Buch entglitt. Brett fing es geschickt auf und legte es behutsam auf einen kleinen Tisch.
    „Ich hatte eine Nachricht von Ihnen erwartet, da Sie meinen Namen kannten, ich den Ihren indes nicht“, durchbrach er das Schweigen.
    „Ich wollte weder Sie noch Ihre Dienerschaft mit solch einer Kleinigkeit belästigen“, hauchte Diana.
    „Dabei hatte ich angenommen, Sie würden mich gerne wiedersehen.“ Er lächelte. Diana war es unmöglich, sein Lächeln nicht zu erwidern. „Lassen Sie uns die Vergangenheit vergessen. Wir könnten zugleich Freunde und Nachbarn sein.“
    Scharf zog Diana die Luft ein. Freundschaft? Seit wann suchte ein Mann wie er die Freundschaft zu einer Frau? „Wir sind Nachbarn.“
    „Und wie sollen wir dann diese gutnachbarliche Freundschaft besiegeln?“
    Diana fuhr sich mit der Zunge

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