Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
Vom Netzwerk:
Womöglich will er aber lediglich die Leihbücherei aufsuchen.“ Diana hoffte inständig, er würde nach einem kurzen, höflichen Gruß sogleich weitereilen.
    „Mir werden die Knie weich.“ Hastig kniff sich Miss Bolt in die Wangen und glättete ihr Kleid. „Mama wird höchst entzückt sein, dass Lord Coltonby mir öffentlich die Gunst seiner Gesellschaft erweist. Wissen Sie, wie weit seine Ahnenreihe zurückreicht? Mama hat sie mich am gestrigen Abend auswendig lernen lassen. Das Glück steht auf der Seite der Vorbereiteten.“
    „Ich bin mir sicher, Sie benötigen mich nicht.“ Diana schob Miss Bolts Hand von ihrem Ärmel. „Schließlich verfügen Sie dank Ihrer Frau Mama über eine gute Kinderstube.“
    „Wie ich hörte, sagt man Lord Coltonby einen gewissen Ruf nach“, flüsterte Miss Bolt ihr zu. „Daher besteht Mama darauf, dass ich mich nicht ohne Anstandsdame in seine Gesellschaft begebe. Eine Frau von Rang und Namen kann nicht vorsichtig genug sein, besonders wenn sie sich mit einem Earl vermählen will.“
    Diana kniff die Lippen zusammen, um die warnenden Worte, die ihr auf der Zunge lagen, zurückzuhalten. Die arme, dumme Miss Bolt. Nie hätte sie gedacht, jemals Mitleid mit der jungen Frau zu empfinden. Jemand sollte sie darüber aufklären, was es bedeutete, einen Lebemann in sein Netz bekommen zu wollen. Jemand, aber nicht ich. Miss Bolt würde mir keinen Glauben schenken, sondern in mir bloß eine eifersüchtige alte Jungfer sehen. Auch könnte sie Miss Bolt kaum warnen, ohne ihr eigenes Erlebnis zu enthüllen.
    Erneut schaute sie zu Lord Coltonby hinüber, der zielstrebig auf sie zukam. Es würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu versuchen, Miss Bolt unauffällig vor ihm zu schützen. Das war ihre Pflicht.
    „Ah, Miss Clare, ich bin entzückt, Sie wiederzusehen.“ Lord Coltonby ergriff Dianas Hand und führte sie an seine Lippen, die einen Augenblick länger auf ihren Fingern verweilten, als es der Schicklichkeit entsprach. Unwillig versuchte Diana, ihm ihre Hand zu entreißen, und spürte, wie er sie mit dem Daumen sanft liebkoste, bevor er sie schließlich freigab. Sie war dankbar, dass die Krempe ihres Schutenhutes die plötzliche Röte ihrer Wangen verbarg. Seine schwarzen Stiefel betrachtend zählte sie bis zehn, um wieder die Fassung zurückzugewinnen.
    Miranda Bolt hüstelte und hielt ihm, mit flatternden Wimpern, vielsagend ihre Hand hin. „Lord Coltonby, wie wundervoll. Es ist ein solch unerwartetes Vergnügen, Sie hier zu treffen.“
    „Miss Bolt.“ Lord Coltonby neigte den Kopf, machte aber keine Anstalten, die dargebotene Hand zu ergreifen. „Ich hoffe, Ihre Mutter ist wohlauf. Der Obstkorb, den sie mir zukommen ließ, war ein solch aufmerksames Willkommenspräsent.“
    „Mama wird erfreut sein, dies zu hören.“ Miss Bolt versank in einem tiefen Knicks. „Sie trug mir auf, mich nach Ihrer Gesundheit zu erkundigen, sollten wir uns begegnen. Sie verfügt über ein Tonikum, das Ihnen gewiss Linderung verschafft, falls Ihnen die frische Luft in Northumberland Unbehagen bereitet …“
    „Das ist ausgesprochen reizend von Lady Bolt. Im Augenblick benötige ich ihre Fürsorge jedoch nicht.“
    Diana atmete erleichtert aus. Offenbar hegte er kein besonderes Interesse an Miss Bolt. Sie konnte sich also guten Gewissens verabschieden, wenn Miss Bolt sie nur zu Wort kommen ließe. Diese plapperte jedoch ohne Unterlass über das Wetter.
    Gelangweilt griff Lord Coltonby in seine Tasche, eine Schnupftabaksdose hervorholend. Dianas Augen verengten sich, ihr ganzer Körper verkrampfte sich unvermittelt, erinnerte sie sich doch, dass auch Algernon diese List angewendet hatte. Sollte Sie eingreifen? Sie sah Miss Bolt unschlüssig auf die dargebotene Prise blicken, überlegen, ob sie diese annehmen sollte oder nicht. Vernehmlich hüstelnd schüttelte Diana den Kopf. Miss Bolts Gesicht zeigte eine säuerliche Miene, ihre Hand indes zog sie zurück.
    „Sie missbilligen mein Handeln, Miss Clare. Das kann ich an Ihren hochgezogenen Augenbrauen erkennen“, sagte Lord Coltonby. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Sie tragen stets eine kaum merkliche Strenge zur Schau. Immer sind Sie eisern entschlossen, das Richtige zu tun und den Konventionen zu entsprechen.“
    „Ob ich es nun billige oder nicht, spielt wohl keine Rolle, da Sie zweifellos beabsichtigen, dem Schnupftabak zu frönen, gleich, was ich dazu sage. Für eine junge Dame indes geziemt es sich nicht.“ Diana

Weitere Kostenlose Bücher