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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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berührte, den der aufgeknöpfte Handschuhknopf freigab. Hitze durchflutete sie. Rasch entzog sie ihm ihre Hand und knöpfte den Handschuh zu. Der sardonische Zug, der um seinen Mund lag, während er sie unverhohlen musterte, entging ihr nicht.
    „Oh-oh, da ist Mama. Sie wird wissen wollen …“ Ohne den Satz zu beenden, eilte Miss Bolt davon.
    Ein Lächeln erschien auf Lord Coltonbys Lippen, während sie Miss Bolt nachblickten. Offensichtlich brannte sie darauf, ihrer Mutter den neuesten Klatsch, den sie soeben erfahren hatte, in allen Einzelheiten zu schildern.
    „Das verlief ja ausgezeichnet. Nun erklären Sie mir bitte, was man unter dem Begriff ‚intim‘ hier in Northumberland versteht.“
    „Ich weiß nicht, welches Spiel Sie spielen, aber es gefällt mir nicht.“ Diana atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Wir hatten nie und werden nie eine Liaison miteinander haben. Wie konnten Sie es wagen, derlei anzudeuten?“
    „Tat ich das? Sie müssen wohl zu viel in meine Worte hineingedeutet haben. Eine schlechte Angewohnheit, Miss Clare. Ich meine immer genau das, was ich sage. Dadurch erspart man sich manchen Ärger.“
    „Ich muss meine Einkäufe erledigen. Ich habe keine Zeit, mit flüchtig bekannten Nachbarn auf der Hauptstraße Wortklaubereien zu betreiben.“
    „Dabei habe ich uns bereits als gute Freunde gesehen.“
    „Ich fürchte, Lord Coltonby, unsere Bekanntschaft wird sich immer nur auf gute Nachbarschaft beschränken.“ Diana straffte den Rücken und ging mit einem Seufzer der Erleichterung, wie sie sich einredete, davon. Sie weigerte sich, auch nur einen Blick zurückzuwerfen, selbst als sie glaubte, das Wort „Feigling“ zu hören.
    Den bernsteinfarbenen Cognac im Kristallglas schwenkend betrachtete Brett die allmählich in Dunkelheit versinkende Landschaft. Der heutige Tag war recht vergnüglich gewesen. Er hatte es genossen, mit Diana Clare mündlich die Klingen zu kreuzen.
    Sie mochte nicht von konventioneller Schönheit sein, ihr kratzbürstiges Benehmen indes faszinierte ihn. Warum war sie so sehr gegen ihn eingenommen? Was hatte er ihr denn bloß getan?
    „Mr. Simon Clare macht Ihnen seine Aufwartung.“ Kaum hatte der Butler die Worte ausgesprochen, da schob sich auch schon ein großer Mann an ihm vorbei. Der Schnitt seines Anzugs mochte vornehmer sein, die Stiefel mehr Glanz zeigen als damals in Cambridge, doch Brett hätte Clare an seinem durchdringenden Blick überall erkannt – ebenso wie an seinem mangelnden Benehmen.
    Er kniff die Lippen zusammen. Die Tage, in denen er nichts besaß außer seinem Namen und einem Blick für Pferde, waren längst passé. Er würde sich nicht von einem Mann einschüchtern lassen, der das Neueste vom Neuen trug, um damit zu protzen. Simon Clare war stets der Annahme gewesen, sein Vermögen gäbe ihm das Recht, sich über die in der Gesellschaft üblichen Regeln des Anstands und der Höflichkeit hinwegzusetzen.
    „Ah, Clare“, sagte er, nach der Karaffe greifend. „Wir haben uns lange nicht gesehen.“
    „Ich bin gekommen, um Ihre letzte Forderung zu besprechen.“ Simon wedelte mit einem Blatt Papier. „Ich nehme an, Sie haben mich deswegen gestern aufsuchen wollen.“
    „Ja, um zu prüfen, ob wir die Angelegenheit zur beiderseitigen Zufriedenheit klären können, ohne unsere Anwälte einschalten zu müssen.“ Brett hielt inne. Wie sollte er sich ausdrücken, um Clare nicht gegen sich aufzubringen? „Sozusagen unter Gutsherrn. Streitigkeiten geraten so leicht aus dem Ruder.“
    „Das mag für die erlauchten Kreise der Aristokratie zutreffend sein“, höhnte Clare. „Aber keine Sorge. Ich kenne meinen Platz. Ich kann mir auch denken, welchen Mumpitz Biddlestone Ihnen erzählt haben mag, doch ich hege keineswegs die Absicht, dieses Stück Land zu verkaufen. Ich werde es in naher Zukunft möglicherweise selbst benötigen.“
    „Daran zweifle ich.“ Brett ließ den Cognac im Glas kreisen. Clare hatte sich nicht verändert. Er war immer noch der gleiche ehrgeizige Emporkömmling wie damals in Cambridge, darauf bedacht, jede sich ihm bietende Gelegenheit zu seinem Vorteil zu nutzen. Er entbehrte jeder Tiefe und missgönnte den anderen selbst Dinge, die er gar nicht gebrauchen konnte – so wie brachliegendes Land. „Sie haben den Lorenweg nicht mehr benutzt, seit Sie die neue Verladestelle haben bauen lassen. Sie haben keine Verwendung mehr dafür. Ich habe Ihnen unter den gegebenen Umständen einen angemessenen Preis

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