Verfuehrung in aller Unschuld
spielen, doch das Interesse an ihr würde bald abflauen.
Domenico triumphierte innerlich. Nach wochenlanger Arbeit standen sie kurz vor dem Durchbruch zum Erfolg. Was umso erfreulicher war, als ihm dieser Erfolg persönlich am Herzen lag.
Nicht nur, weil er es als Ehrensache betrachtete, Lucys guten Ruf wiederherzustellen, nachdem die Volpes ihr so unrecht getan hatten, und zumindest ansatzweise wiedergutmachen wollte, dass er Lucy damals so eiskalt abserviert hatte.
Es steckte mehr dahinter. Die Begegnung zwischen Pia und Lucy hatte ihn tief bewegt. Er hatte Pia immer für weinerlich und unselbstständig gehalten, doch jetzt begriff er, wie sehr Sandros vermeintlicher Betrug ihr zugesetzt hatte. Sie hatte seinen Bruder wirklich geliebt. Zu wissen, dass Sandro genauso für sie empfunden hatte, würde ihr hoffentlich helfen, der Welt selbstbewusster entgegenzutreten.
Was Lucy betraf, fühlte er sich nicht nur verpflichtet, ihr zu helfen, er wollte es auch. Es tat ihm gut, zu wissen, dass er ihr zu einer besseren Zukunft verhalf.
Vielleicht sollte er sein wohltätiges Engagement, das sich bisher auf großzügige Spenden beschränkt hatte, von nun an persönlicher gestalten. Es war befriedigend, sich aktiv gegen Unrecht und Ungerechtigkeiten einzusetzen.
Sein Engagement für Lucy aber ging über Wohltätigkeit weit hinaus.
Domenico streichelte ihre Hand und spürte, wie sie bebte. Am liebsten hätte er sie auf die rosigen, leicht geöffneten Lippen geküsst, doch damit wartete er lieber, bis sie allein waren. Jetzt kitzelte er nur sanft ihr Handgelenk.
„Was soll das werden?“
Er liebte ihre leicht rauchige Stimme, wenn sie erregt war.
„Nichts.“
„Lüg nicht! Ich kenn dich doch …“
„Gut.“ Er stand auf und zog sie hoch. „Dann hast du sicher nichts dagegen, auf den Rest deines Desserts zu verzichten.“
„Nicht wenn du etwas Besseres zu bieten hast“, raunte sie. Dann nahm sie ihr Abendtäschchen und verließ mit verführerischem Hüftschwung das Restaurant, wobei sie die Blicke sämtlicher Männer auf sich zog.
Domenico ließ sie nicht aus den Augen, während er den Ober heranwinkte und die Rechnung beglich.
Zufrieden lächelnd registrierte er, dass Lucy an der Tür auf ihn wartete.
Was wollte er mehr? Seine Mission war fast erfüllt, alles kam wieder ins Reine, und noch dazu hatte er diese wundervolle Frau in seinem Bett!
Das Leben war herrlich.
Die Nachricht kam beim Frühstück.
Lucy aß ihren Obstsalat, während Domenico nebenan telefonierte. Sie sah auf, als er den Raum betrat, und verspürte ein leises Prickeln, als ihre Blicke sich trafen.
„Verstehe“, sagte er, das Telefon noch am Ohr. Seine dunklen Augen spiegelten noch die Leidenschaft der letzten Nacht wider.
Lucy errötete bei der Erinnerung, denn diese war fantastisch gewesen. Nicht nur aus der Euphorie heraus, weil sie den Abend heil überstanden hatte, ohne über ihre eigenen Füße zu stolpern oder als Kriminelle beschimpft zu werden, sondern weil sie tiefe Gefühle für Domenico hegte.
Er strengte sich wirklich sehr an, ihren Ruf wiederherzustellen. Sie stand hoch in seiner Schuld. Indem er die Herkunft des Schmucks aufgedeckt hatte, hatte er in kurzer Zeit mehr bewirkt als damals die polizeilichen Untersuchungen.
Und er hatte die harte Schale geknackt, hinter der sie sich zu ihrem Schutz verkrochen hatte. Was beängstigend und herrlich zugleich war. In den vergangenen Wochen hatte sie ihr Leben genossen wie nie zuvor.
Verlegen wich sie seinem Blick aus.
Wenn sie ihm doch einfach nur dankbar sein könnte! Aber nein, sie empfand viel mehr für ihn. Er hatte sie für immer verändert.
„Gute Arbeit“, sagte er ins Telefon, bevor er das Gespräch beendete und sie triumphierend anlächelte.
„Was ist los?“, fragte Lucy neugierig, aber auch leicht alarmiert, denn immer saß ihr die Angst im Nacken, dass die schöne gemeinsame Zeit zu Ende sein könnte.
„Es gibt großartige Neuigkeiten. Die besten.“ Lucys Nervosität wuchs. „Die Polizei hat Bruno Scarlatti zur Vernehmung vorgeladen. Die Untersuchungen zu Sandros Tod werden wieder aufgenommen.“
Ihr Herz schlug schneller. „Aber warum?“
„Du erinnerst dich an das Alibi, das ihm ein junger Kollege damals gegeben hat?“
„Wie könnte ich das vergessen?“
„Der Mann sagt, er habe sich in der Zeit vertan. Bruno war in der fraglichen Zeit schon nicht mehr bei ihm. Die forensischen Untersuchungen hatten ergeben, dass Bruno in deinem Zimmer war,
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