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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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Strategie wie ein Kartenhaus zusammenfallen.
    „Nein, schon gut.“ Lucy straffte sich und legte dieselbe würdevolle Anmut an den Tag, mit der sie damals den Besuch in der Oper gemeistert hatte.
    In der opulent ausgestatteten Lounge mit den wandhohen Kristallspiegeln, vergoldeten Säulen und duftenden Rosenbuketts wies man ihnen einen Tisch in einer ruhigen Nische zu. Die bequemen Sessel und das dezente Lampenlicht vermittelten den Eindruck von Privatsphäre.
    Lucy hielt den Blick gesenkt und rieb an einem Fleck auf ihrem schwarzen T-Shirt herum.
    Domenico zwang sich, den Blick von ihren schönen langen Beinen unter dem Minirock abzuwenden. Dies war die wichtigste Verhandlung, die er je geführt hatte, und er durfte sie nicht aus lauter Nervosität vermasseln.
    „Deine Stiefmutter hat mich angerufen.“
    Unvermittelt hob Lucy den Kopf. „Dich? Warum?“
    „Sie hatte in der Zeitung gelesen, dass ich dich vom Gefängnis abgeholt habe.“
    Aufmerksam betrachtete sie ihn. „Was wollte sie von dir? Geld?“
    „Nein.“ Es war kein einfaches Telefonat gewesen. „Sie hat nach dir gefragt. Ich glaube, sie wollte sich bei dir entschuldigen.“
    „Und du hast ihr geglaubt?“ In ihren angespannten Zügen spiegelte sich Bitterkeit, aber auch ein Funke Hoffnung, wie Domenico erleichtert feststellte.
    Sie gab sich so viel Mühe, kalt und abgebrüht zu wirken, aber am Ende siegte immer ihr gutes Herz. Wie nett sie zu der kleinen Chiara gewesen war, wie bereitwillig sie ihn in ihr Leben gelassen hatte, wie großzügig sie Pia verziehen hatte! Vielleicht gab es doch noch eine zweite Chance.
    „Ich denke, sie bereut die Sache mit dem Artikel aufrichtig. Sie sagte, sie brauchte das Geld und der Reporter habe ihr das Wort im Mund herumgedreht. Sie hat sich wohl zu sehr geschämt, um früher mit dir darüber zu reden.“
    Lucy biss sich auf die Lippe. Domenico wollte die Hand nach ihr ausstrecken, doch mit welchem Recht? Zweimal hatte er sie schon verloren, durch seine eigene Schuld. Er hatte seine Lektion gelernt.
    „Vielleicht rufe ich sie mal an.“
    „Gut.“ Domenico nickte und lehnte sich zurück, während der Ober den Tee servierte, froh über die Atempause. Er konnte sich nicht erinnern, jemals solche Angst vor dem Ausgang eines Gesprächs gehabt zu haben.
    „Wenn das alles ist …“ Ihr Ton war kühl, doch Lucy umklammerte die grüne Porzellantasse, als wollte sie sich daran wärmen. Er rührte seine Tasse lieber gar nicht erst an, so sehr zitterten ihm die Hände.
    „Nein, da ist noch etwas.“
    „Was denn?“, fragte sie alarmiert. „Hat es mit der Anklage gegen Bruno zu tun?“
    „Nein, das läuft reibungslos.“ Mühsam schluckte er. „Es geht um uns.“
    „Es gibt kein uns , Domenico.“ Sie sah ihn ausdruckslos an, doch die Art, wie sie seinen Namen sagte, ließ ihn wieder hoffen.
    „Lügnerin“, flüsterte er. „Es gab immer ein uns . Selbst damals, als ich nicht wusste, ob ich meinen Gefühlen für dich noch trauen kann, wollte ich dich mehr als alles andere auf der Welt. Ich war verrückt vor Eifersucht auf meinen Bruder.“
    „Domenico!“, rief Lucy heiser. „Das ist nicht dein Ernst. Ich dachte, du hasst mich!“
    „Das dachte ich auch. Jeder Blick in deine Augen brachte mich völlig durcheinander. Nicht nur, dass ich dich immer noch begehrte, sondern ich spürte auch eine ganz besondere Verbindung zwischen uns, die ich einfach nicht wahrhaben wollte. Ich war so verblendet von all den Lügen und meinem verletzten Stolz.“ Domenico atmete tief durch. „Du hast es doch auch gespürt, oder, Lucy?“
    Ihre Augen wirkten riesig in dem schmalen, blassen Gesicht. Mit den blonden Locken, die ihr schon wieder bis zu den Schultern reichten, erinnerte sie ihn schmerzlich an den Unschuldsengel auf der Anklagebank, der sein Herz gestohlen hatte.
    Lucy schüttelte den Kopf. „Nein. Ich dachte, du hasst mich. Ich hatte zwar das Gefühl …“
    „Welches Gefühl? Sag es mir!“ Er drückte ihr ungeduldig die Hand.
    „Ich weiß nicht.“ Sie wich seinem Blick aus. „Das Gefühl, dass da zwischen uns etwas war, aber es hatte nichts zu bedeuten. Es war nur … körperlich.“
    „Nein, carissima , das war es nicht. Sieh mich an.“
    Widerstrebend wandte sie sich ihm zu, und wieder wurde ihm heiß vor Sehnsucht, als ihre Blicke sich trafen. Er hob ihre Hand an die Lippen, küsste sie sanft und spürte, wie Lucy bebte, bevor sie die Hände in den Schoß legte.
    „Es war idiotisch von mir, dich gehen zu

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