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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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eine große, dunkle Gestalt ihr den Weg versperrte. Automatisch trat sie einen Schritt zur Seite. Die Gestalt auch. Lucy wich zur anderen Seite aus. Das Manöver wiederholte sich.
    Da erst fielen ihr die blank polierten, handgenähten Lederschuhe ihres Gegenübers auf.
    Ein Prickeln überlief sie. Langsam hob sie den Blick, registrierte den eleganten Maßanzug und den edlen Kaschmirmantel. Den vertrauten feinherben Duft, der sie umfing, würde sie niemals vergessen.
    „Domenico.“
    Stahlgraue Augen unter dichten dunklen Brauen sahen ihr entgegen. Domenico gegenüberzustehen brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht. Sie hatte oft an ihn gedacht, jede Nacht von ihm geträumt, aber wie stark seine Anziehungskraft tatsächlich war, wurde Lucy erst jetzt wieder klar, als ihre Blicke sich trafen.
    Seine stolzen Züge, hart, entschlossen und doch sinnlich – sie konnte sich an dem geliebten Gesicht nicht sattsehen.
    Domenico sah großartig aus, nur um seine Augen hatten sich ein paar Müdigkeitsfältchen eingegraben, und sein Gesicht wirkte schmaler als sonst. Er arbeitete zu viel.
    „Lucy.“ Zwei Silben nur, aber die ließen ihre Nerven vibrieren. Niemand sprach ihren Namen so aus wie er, ließ ihn so weich und zärtlich klingen.
    „Was machst du in London?“
    „Ich habe ein wichtiges Gespräch vor mir.“
    Natürlich. Domenicos Leben bestand nur aus wichtigen Gesprächen. Lucy hatte seine Route in der Zeitung verfolgt: von den USA nach Deutschland, anschließend nach China und zurück nach Rom. Nichts hatte seinen Eifer bremsen können, ganz sicher nicht die Trauer über ihre Abreise.
    Dennoch konnte Lucy den Blick nicht von ihm abwenden. Domenico brachte einen Strahl italienischer Sommersonne in diesen grauen englischen Herbst.
    „Mit dir.“
    „Wie bitte?“
    „Ich bin deinetwegen hier.“
    Sie schüttelte abwehrend den Kopf. Nicht weil sie ihn nicht hätte sehen wollen, sondern aus Selbstschutz. Noch einmal wäre sie nicht in der Lage, ihm Lebewohl zu sagen.
    „Wie hast du mich gefunden?“
    Statt zu antworten, zog er nur belustigt die Augenbrauen hoch.
    Natürlich. Domenico Volpe brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und schon bekam er alle gewünschten Informationen geliefert.
    „Und was willst du?“
    Im selben Moment begriff sie. Domenico nahm familiäre Angelegenheiten sehr ernst. Er war ganz groß darin, Verantwortung zu übernehmen und Dinge ins Reine zu bringen.
    Lucy zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen, ohne sich ihre Traurigkeit anmerken zu lassen. „Keine Sorge, ich bin nicht schwanger von dir.“
    Domenico blickte in ihre klaren blauen Augen und spürte Enttäuschung in sich aufsteigen. Die Chance war gering gewesen, aber er hatte dennoch gehofft.
    Nun, er hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde.
    Lucy so nahe zu sein und ihr zartes, müdes Gesicht vor sich zu sehen setzte ihm ungeheuer zu. Sie war schön, schöner als je zuvor, aber in ihren Augen lag keine Wärme. Ebenso vermisste er das süße Lächeln, das nur für ihn bestimmt war.
    Wo war die forsche, selbstbewusste Frau geblieben, die so hinreißend mit ihm flirten konnte?
    Schuldgefühle nagten an ihm.
    „Es gibt also nichts zu besprechen“, versetzte Lucy mit einem kühlen Lächeln, das jedoch nicht über ihre Verwirrung hinwegtäuschen konnte. Entweder funktionierte ihre Tarnung nicht mehr so gut wie früher, oder er hatte sie zu durchschauen gelernt.
    „Bitte, komm mit. Mein Hotel ist ganz in der Nähe.“ Er umfasste ihren Arm. „Wir müssen reden.“
    Ihr zarter Duft nach Honig und Sommersonne ließ heißes Verlangen in ihm aufwallen. Energisch zog Domenico sie mit sich.
    „Nicht in deinem Hotelzimmer.“
    Es war klar, dass sie protestieren würde. Wann hatte sie je klein beigegeben?
    „Gut, dann eben in der Lounge.“
    Dass sie vor der Zweisamkeit in seinem Zimmer zurückscheute, konnte durchaus heißen, dass sie ihn immer noch anziehend fand und nicht Gefahr laufen wollte, sich von ihm verführen zu lassen.
    Mit neu aufkeimender Hoffnung führte Domenico sie in das berühmte fahnengeschmückte First-Class-Hotel gleich um die Ecke, wo sie von einem livrierten Portier empfangen wurden.
    „Mr Volpe, Madam.“
    Domenico schätzte die diskrete Atmosphäre und den exzellenten Service des Hauses, doch er spürte, wie Lucy zögerte, als sie die vornehme Lobby betraten.
    „Sollen wir doch lieber auf mein Zimmer gehen?“ Seine Lippen streiften ihr Haar, und ihr betörender Duft ließ seine sorgsam durchdachte

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