Verfuehrung in bester Gesellschaft
wenn Rule Dewar fort ist. Oder vielleicht dachte er, wir könnten dich leichter für einen Verkauf gewinnen als ihn. Das lässt sich schwer mit Sicherheit sagen.“
Sie sah zur Tür. Rules Miene war entschlossen und hart. Er hatte die Pistole in den Bund seiner Reithose gesteckt. Als er jetzt hereinkam, blitzte der Griff unter seinem Rock hervor. Als er Jeffrey ansah, waren seine Augen dunkel.
„Sie sagten, Montgomery hat gepackt“, sagte er und lenkte damit Jeffreys Aufmerksamkeit auf sich. „Wohin ist er unterwegs?“
„Ich dachte, Sie wären im Gefängnis.“
„Sind Sie deswegen hierhergekommen? Dachten Sie, ich wäre fort und Sie könnten ungestört meine Frau sehen?“
„Ich bin gekommen, weil Mord ein unverzeihliches Verbrechen ist, was auch immer der Grund dafür gewesen sein mag.“
Rule sah Jeffrey an. „Was genau hat Montgomery gesagt?“
„J. P. hat mir eine Nachricht gezeigt. Ein Mann namens Bates, der über den Mord Bescheid weiß, hat ihn erpresst. J. P. verlässt heute Abend England und läuft auf der Redoubt mit der Flut aus.“
„Um Himmels willen.“ Violets Stimme zitterte.
Rule presste die Lippen aufeinander. „Ich werde ihn aufhalten.“
„Du brauchst Hilfe“, sagte Violet. „Du kannst ihn unmöglich allein verfolgen.“
„Ich komme mit“, schlug Jeffrey vor.
Rule sah ihn misstrauisch an, offenbar wollte er nicht die Hilfe eines Mannes annehmen, der mit einem Mörder zu tun hatte. „Jemand muss meine Brüder finden und sie zusammen mit der Polizei zum Hafen bringen.“
„Ich werde gehen“, sagte Violet, die froh war, dass sie ihr einfaches blaues Kleid trug.
Rule schüttelte den Kopf. „Die Gegend um das White Bull ist für eine Frau zu gefährlich.“ Er wandte sich an Jeffrey. „Steht Ihre Kutsche vor der Tür?“
„Ja.“
„Meine Brüder warten einen Block nördlich des White Bull, in einer Gasse an der Ecke Childers und Holborn. Um elf Uhr werden sie dort sein. Finden Sie sie und bringen Sie sie zur Redoubt. Der Hafenmeister wird wissen, wo sie zu finden ist.“
Jeffrey nickte. Offenbar verstand er Rules Zurückhaltung. „Wenn Sie es wünschen.“
„Sie sollten jetzt losfahren“, sagte Rule. „Es wird eine Weile dauern, bis Sie dort sind.“
Jeffrey warf Violet einen letzten Blick zu und eilte dann zur Tür.
Als er außer Sicht war, drehte Rule sich zu ihr um. „Glaubst du, dass er das tut, was er sagt?“
„Was immer du über ihn denken magst, ich halte Jeffrey für einen Ehrenmann. Dass er heute hierhergekommen ist, sollte als Beweis genügen.“
Rule nickte widerstrebend, aber er stimmte zu.
„Du kannst das nicht allein schaffen. Ich komme mit dir.“
Er schüttelte den Kopf. „Auf gar keinen Fall.“
„Du brauchst jemanden bei dir für den Fall, dass es Schwierigkeiten gibt. Ich habe keine Angst, eine Waffe zu benutzen, und ich bin eine ausgezeichnete Schützin.“
„Nein.“ Er wollte an ihr vorbeigehen, aber Violet hielt ihn am Arm fest.
„Ich werde zur Redoubt gehen. Ich kann entweder mit dir mitkommen oder ich warte, bis du gegangen bist, und folge dir dann. Wie sollen wir es machen?“
In seiner Wange zuckte ein Muskel. Dann holte er tief Atem. „Du bist ein Problem, Violet Dewar. Ein schönes Problem, aber dennoch ein Problem.“
„Ich nehme an, das bedeutet, dass wir zusammen gehen.“
Er nickte. „Hol deinen Umhang und lass uns dann aufbrechen.“
Sie lief nach oben, zog eine Schublade in ihrer Kommode auf und nahm die kleine Pistole heraus, die sie auf ihrer Reise nach England mitgebracht hatte. Sie steckte sie in die Tasche am Saum ihres Rockes. Wenn sie einen Mörder fangen wollten, dann musste sie auf alles vorbereitet sein.
Rule wartete ungeduldig, als sie sich den Schal um die Schultern legte und die Treppe hinunterging. Er hielt sie am Arm fest und zog sie fast gewaltsam aus der Tür und dann die Vordertreppe hinunter zur Kutsche.
Als sie den schmächtigen Mann auf dem Kutschbock sah, stöhnte sie innerlich. Ihr fiel ein, dass dies Bellows’ freier Abend war. Von dieser Seite würde sie keine Hilfe erwarten können. Rule half ihr beim Einsteigen und wies den Kutscher an, zum Hafen zu fahren. Dann stieg er ebenfalls ein und nahm ihr gegenüber Platz. Seine langen Beine streckte er aus.
Er sah sie finster an. „Ich lasse mich nicht gern erpressen, Liebste.“
Violet zog die Brauen hoch. „Und ich mag es nicht, wenn mein Mann sich in Gefahr begibt, ohne dass ihm jemand zur Seite steht.“
Seine harten
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