Verfuehrung in bester Gesellschaft
schlug.
„Du siehst wunderschön aus, Liebste. Aber das tust du immer.“ Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. Ihr wurde warm bis in die Zehenspitzen.
„Danke.“ Sie wünschte, ihr Herz würde langsamer schlagen, wünschte, dieser Mann würde nicht so eine Wirkung auf sie haben. Immer und immer wieder wiederholte sie in Gedanken die Worte ihrer Cousine.
Du bist im Begriff, dich in ihn zu verlieben.
Sie wollte ihn nicht lieben. Rule zu lieben, würde ihr nur Schmerzen bereiten. Und dennoch wusste sie nicht, wie sie es verhindern konnte.
Er griff in die Tasche seines schwarzen Abendrocks, zog eine blaue Samtschachtel heraus und öffnete den Deckel.
„Zu diesem Kleid passen Diamanten. Ich habe diese hier im Schaufenster eines kleinen Geschäfts in der Bond Street gesehen, und dachte, sie könnten dir vielleicht gefallen.“
Violet starrte in die Schachtel und nahm das Geschenk mit zitternden Händen entgegen. Sie zog die Halskette vorsichtig heraus und hielt sie in den Schein der Kerzenleuchter. Es waren mehrere schimmernde Diamanten, die sich um einen größeren Stein in der vorderen Mitte reihten.
Rule nahm ihr die Kette aus der Hand, legte sie um ihren Hals und verschloss sie auf der Rückseite. „Jetzt können wir gehen.“
Violet trat zum Spiegel in der Eingangshalle, um das Geschenk zu bewundern. Es war unglaublich schön und gewiss ebenso teuer.
„Sie sind sehr schön, Rule. Vielen Dank.“
Als sie sich im Spiegel sah, begann sie sich zu fragen, ob dies die Sorte Geschenk war, die Rule einer Geliebten zum Abschied gab. Ein Trostpflaster sozusagen.
Ihr Magen schmerzte. Sie sah in sein schönes Gesicht. Die Glut in seinen schönen blauen Augen war so unübersehbar wie das Verlangen, das darin lag. Er begehrte sie noch immer. Erleichterung durchströmte sie. Die Diamanten waren kein Abschiedsgeschenk. Noch nicht.
Violet holte tief Luft. Sie würde ihre gemeinsame Zeit genießen. Sie würde nicht darüber nachdenken, was die Zukunft ihr vielleicht bringen würde.
Sie lächelte, nahm seinen Arm und ließ sich von ihm aus dem Haus führen.
Die Soiree war eine elegante Veranstaltung, ein Treffen der angesehenen Londoner Familien. Die Whitewoods waren mit dem Duke of Marmont verwandt, was bedeutete, dass jeder, der in London etwas auf sich hielt, anwesend war. Caroline stand neben ihrer Großmutter und bewunderte die Damen, deren elegante Seiden und Satins in allen Farben des Regenbogens im Licht der Gaslampen schimmerten. Die Männer trugen zumeist Schwarz und bildeten damit einen eleganten Kontrast zu den strahlenden Damen an ihrer Seite.
Violet stand neben ihr und plauderte mit Rule und seinem Freund, dem gut aussehenden Jonathan Savage. Mehrere andere Männer, die Caroline kennengelernt hatte, waren ebenfalls anwesend, darunter der Earl of Nightingale und Sheridan Knowles, der Freund des Dukes. Sie alle waren unglaublich freundlich, baten sie um einen Tanz oder unterhielten sie mit Anekdoten aus ihrer gemeinsamen Zeit als Rudermannschaft in Oxford.
„In jenem Jahr haben wir die Meisterschaft gewonnen“, sagte Sheridan Knowles. „Damals haben wir es den Burschen aus Cambridge gezeigt.“
Caroline lächelte. „Ich wette, das könnten Sie immer noch.“
Sheridan lachte. „An einem guten Tag vielleicht und nachdem wir ein bisschen mehr Zeit auf dem Wasser verbracht haben.“
Ihre Großmutter schien sich zu amüsieren. „Ich glaube, ich habe eine Freundin gesehen“, sagte sie und hob eine Hand, um eine Dame auf der anderen Seite des Raumes zu grüßen. „Wenn du mich entschuldigen würdest, Liebes, ich würde sie gern begrüßen.“
„Natürlich, Großmutter.“
Adelaide Lockhart ging in einem schwarzsilbernen Kleid, das hervorragend zu ihrem aufgesteckten silberweißen Haar passte, davon. Während Caroline ihr nachsah, suchte sie gleichzeitig in der Menschenmenge nach Lucas.
„Ist er hier?“, fragte Violet flüsternd.
Caroline schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn noch nicht gesehen. Ich bin nicht einmal sicher, ob er überhaupt kommt.“
„Aber er weiß doch, dass du hier sein wirst.“
„Das weiß er.“
Violet lächelte. „Dann bin ich sicher, dass er kommen wird.“
Caroline wollte nicht allzu hoffnungsvoll aussehen. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass der Abschied von Lucas ihre Abreise so endgültig erscheinen lassen würde.
Und doch wusste sie, dass es so für alle am besten sein würde. Lucas mochte sie genauso begehren wie sie ihn, doch für sie beide
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