Verfuehrung in bester Gesellschaft
dachte ich auch, als mein Vater mich bat, Rule zu heiraten. Manchmal bekommt das Schicksal Hilfe und Dinge entwickeln sich einfach zum Besten.“
Caroline sah zu ihr auf. „Ich muss es tun, oder?“
„Du hast nie zu den Menschen gehört, die anderen wehtun. Deine Großmutter würde leiden und Lucas ebenso. Aber wenn du ihn heiratest, wird alles das allmählich verschwinden.“
Caroline wischte sich die Tränen von den Wangen. „Wir werden einander hassen.“
„Vielleicht nicht. Verlangen ist eine starke Macht und das zumindest empfindet ihr beide füreinander.“
Sie dachte an den Kuss, der sie beide so verzaubert hatte, dass sich keiner von ihnen beiden beherrschen konnte. „Ja. Ich nehme an, das stimmt.“
„Und du magst London. Du hast eine Großmutter hier und keinen Grund, nach Boston zurückzukehren.“
„Nein.“
„Wir sind beide Kämpfernaturen, Caroline, du und ich. Wir machen beide stets das Beste aus dem, was das Leben uns gibt. Das liegt in unserer Natur.“
Caroline holte tief Atem. „Du hast recht. Wir sind beide zäh. Und ich vor allem.“
Und es gab noch einen Vorteil.
Ihre Neugier würde endlich befriedigt werden. Sie würde endlich herausfinden, wie es war, mit Lucas Barclay zu schlafen.
17. KAPITEL
S o schlimm wird es schon nicht“, sagte Rule drei Tage später zu Lucas. „Du magst das Mädchen, und du begehrst sie. Der Rest wird sich finden.“
Mit Hilfe einer Ausnahmegenehmigung war eine schnelle Hochzeit arrangiert worden. Im Garten von Rules Stadthaus stand Lucas in der warmen Maisonne neben seinem besten Freund und wartete auf die Ankunft seiner Braut.
Er betrachtete seine Füße. „Sie will mich nicht heiraten. Die Hälfte aller Frauen in London hat versucht, mich in die Ehe zu locken, und die eine, die ich heiraten muss, will mich nicht.“
„Gib ihr ein bisschen Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Umwirb sie ein wenig, kauf ihr etwas Teures, dann wird das alles kein Problem mehr sein.“
Lucas runzelte die Stirn. „Ich will heute Nacht mit ihr schlafen. Das ist das Einzige, auf das ich mich in dieser ganzen verdammten Angelegenheit freue.“
„Sie ist noch Jungfrau, Lucas. Du kannst sie nicht einfach so nehmen. Du musst sie umwerben und sie in dein Bett locken.“
„Sie wird meine Frau sein“, widersprach Lucas. „Das gewährt mir einige Rechte.“
Aber was, wenn Rule recht hatte? Caroline war außerordentlich unabhängig. Das war eine Eigenschaft, die er an ihr bewunderte. Aber sie war außerdem auch naiv. Vielleicht würden die Dinge besser zwischen ihnen laufen, wenn sie es wollte.
Er blickte dorthin, wo sein Bruder Christopher und Jocelyn, seine Schwägerin, in der ersten Reihe saßen. Ehe sie beschlossen hatten zu heiraten, hatte Christopher gezögert. Jocelyn war verwöhnt und selbstsüchtig gewesen.
Lucas war damals davon überzeugt gewesen, dass die Ehe seines Bruders zum Scheitern verurteilt war.
Aber Christopher war geduldig gewesen und zuweilen auch unnachgiebig, soweit es seine schöne Frau betraf. Am Ende hatte seine Geduld sich ausgezahlt, und sie waren glücklich geworden – eine gesegnete Ehe mit zwei kleinen Kindern und Plänen für weitere in der Zukunft.
Lucas wandte sich an Rule. „Liebst du sie? Ich meine Violet. Liebst du sie?“
Rule sah ihm fest in die Augen. „Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Abgesehen von meiner Tante und meinen Schwägerinnen, die ich sehr gern habe, habe ich Frauen nur für mein Bett gebraucht. Um ehrlich zu sein, Lucas, ich weiß nicht genau, was Liebe bedeutet.“
Lucas stöhnte. „Das dachte ich mir.“
„Das bedeutet nicht, dass du nicht glücklich werden kannst. Verheiratete Männer haben viele Möglichkeiten … falls du verstehst, was ich meine.“
Lucas wusste genau, was Rule damit sagen wollte. Aber aus irgendeinem Grund verlockte ihn die Vorstellung, mit einer anderen Frau als Caroline zu schlafen, nur wenig. „Ich nehme es an.“
Rule blickte zur Terrasse, wo ein silberhaariger Mann mit Brille und fliehenden weißen Gewändern auf sie zukam. „Der Bischof ist eingetroffen. Ich sollte gehen und deine Braut holen.“
Lucas biss sich auf die Lippen. „Lass uns das alles bitte schnell hinter uns bringen.“
Als Rule zur Terrasse ging, um die Braut durch den Mittelgang zu führen, erhob sich Christopher von seinem Platz neben Jocelyn und stellte sich als Lucas’ Trauzeuge neben ihn.
„Sie ist eine Schönheit“, sagte Christopher. Er war ebenso groß wie der
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