Verfuehrung in bester Gesellschaft
kam eine Heirat nicht infrage.
Obwohl Lucas seine Arbeit liebte und großen Reichtum erworben hatte, war er noch immer nicht sicher, was er aus seinem Leben machen wollte. Und auch Caroline wusste nicht genau, was sie wollte. Sie brauchte Zeit, um erwachsen zu werden, ein bisschen das Leben zu genießen, ehe sie sesshaft wurde.
In diesem Augenblick sah sie ihn, wie er durch den Raum ging und dabei die Aufmerksamkeit von einem Dutzend Damen auf sich lenkte. Violet plauderte gerade mit der Duchess, sodass Caroline die gute Gelegenheit ergriff, um zu entkommen. Sie wusste, dass Lucas sie sah, als sie in den Gang hinausschlüpfte, und hoffte, dass er ihr nachkommen würde.
Genau das tat er gleich darauf. Er blieb direkt vor ihr stehen und musterte sie beifällig von Kopf bis Fuß. Sie wusste, dass sie in ihrem amethystblauen Satinkleid mit den Dutzenden winziger Perlen gut aussah. Lucas glühender Blick bestätigte ihr das.
Er blickte in ihr Gesicht. „Du hattest geschrieben, du wünschtest mich zu sehen.“
„Das stimmt.“ Sie blickte den Gang hinunter. „Meinst du, wir können uns irgendwo privat unterhalten?“
Er zog eine Braue hoch. „Wie privat hättest du es denn gern?“
Caroline lächelte nur. „Was ich zu sagen habe, wird nicht lange dauern.“
Lucas deutete den Gang hinunter, und Caroline bewegte sich dorthin. Als sie den hinteren Teil des Hauses erreicht hatten, öffnete Lucas eine Tür und ließ sie hineingehen.
Caroline betrat den Raum. Es schien sich um eine Art privater Bibliothek zu handeln, kleiner als die Bibliothek im vorderen Teil des Hauses. Bücher um Bücher reihten sich an den Wänden. Hinter einem Schreibtisch aus poliertem Eichenholz und vor einem Kamin, in dem ein kleines Feuer brannte, standen zwei Sofas einander gegenüber.
„Du scheinst dich hier auszukennen“, sagte Caroline, als Lucas die Tür schloss. Himmel, wie gut er aussah! Nicht auf herkömmliche Weise, hellhäutig und blondgelockt, sondern dunkler, härter, weitaus betörender.
„Vor einigen Jahren teilten Lady Whitewoods Cousine und ich eine … eine Art Freundschaft.“
„Ich verstehe.“
„Das ist lange her“, sagte er und kam auf sie zu. Er nahm ihre Hand, führte sie zu einem der Sofas und setzte sich neben sie. „Warum hast du mir diese Nachricht geschickt? Worüber wolltest du mit mir reden?“
Sie sah in seine schönen braunen Augen. „Ich wollte dir sagen, dass ich abreise. Mein Schiff legt übermorgen in Richtung Boston ab.“
Er runzelte die Stirn. „Ich dachte, du wolltest noch mehrere Monate in London bleiben.“
„Das dachte ich auch, aber es gibt Entwicklungen, die mich veranlassten, meine Meinung zu ändern. Ich habe das Gefühl, es ist an der Zeit für mich nach Hause zu fahren. Ich wollte dir nur sagen, dass mir unsere Freundschaft sehr viel bedeutet.“
Lucas lächelte ein wenig. „Das hat mit Freundschaft wenig zu tun, Caroline. Vielleicht bist du zu jung, um zu wissen, dass das, was wir empfinden, gegenseitiges Begehren ist.“
Sie senkte den Blick und errötete ein wenig. „Ich weiß. Das ist der Grund, warum ich abreise.“ Sie sah zu ihm auf. „Ich denke viel zu oft an dich, Lucas. Ich möchte von dir etwas, von dem ich weiß, dass ich es nicht haben kann.“
„Eine Frau wie dich habe ich noch nie getroffen, Caroline. So eine betörende Kombination aus Schönheit, Unschuld und Unabhängigkeit. Du bist weit klüger, als es deinem Alter entsprechen würde.“
Sie musterte sein Gesicht. Die harten Linien, die kleine Narbe quer über seinen Brauen. „Glaubst du … glaubst du, du könntest mich ein letztes Mal küssen, ehe wir uns verabschieden?“
Einen Moment lang bewegte er sich nicht. Dann streckte er den Arm aus, strich ihr mit einem Finger über die Wange und sie spürte wieder dieses unbändige Kribbeln in ihrem Bauch.
„Ich sollte es nicht tun. Gott weiß, dass ich das nicht tun sollte.“ Und dann neigte er den Kopf und küsste sie sanft. Der Kuss wurde leidenschaftlicher. Wieder sanfter. Carolines Herz schlug schneller. Sie öffnete die Lippen und er schob seine Zunge in ihren Mund. Dann lehnte sie sich an ihn und umfasste seine Rockaufschläge.
Sie wollte den Kuss beenden, sie wollte es wirklich, aber noch nie zuvor hatte sie etwas so Betörendes erlebt. Sie holte tief Luft, berührte seine Zunge und hörte, wie er stöhnte.
Sie war nicht sicher, wie es passieren konnte, dass sie plötzlich unter ihm auf dem Sofa lag. Dass er eine seiner großen Hände
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