Verfuehrung in Florenz
Charme und seine flirtende Art taten ihr nach Raphaels kühler Zurückhaltung gut.
„Ich habe Sie angerufen“, erklärte Luca tadelnd. „Ich wollte Sie zum Essen ausführen und Ihnen für Ihren Artikel den besten Klatsch von der Modenschau liefern. Sie haben meine Anrufe nicht mal angenommen“, fügte er zutiefst betrübt hinzu.
„Ihre Anrufe? Ich habe keine …“ Eve verstummte. Offenbar hatte Luca angerufen, während Raphael ihr Handy bei sich getragen hatte.
„Luca“, sagte sie betroffen, als ihr etwas einfiel. „Könnte ich Sie etwas fragen?“
„Natürlich, bella, und die Antwort lautet garantiert Ja.“
„Nein, nein, das meine ich nicht. Es ist ernst. Es geht um Raphael.“
Luca seufzte und schüttelte den Kopf. „Na gut, wenn es unbedingt sein muss. Ich bin aber viel interessanter. Wollen Sie mich wirklich nichts über mich fragen? Zum Beispiel in welchem Hotel ich wohne? Oder welche Zimmernummer ich habe?“
Davon ließ sie sich nicht ablenken. Die beiden Brüder mochten einander zwar nicht, doch Luca kannte Raphael bestimmt besser als alle anderen. Falls Raphael in Drogengeschäfte verwickelt war, sollte es Luca aufgefallen sein, und wegen der Feindseligkeit zwischen ihnen sprach er sicher gern darüber.
Eve zögerte nur, weil sie nicht wusste, wie sie die Frage am besten formulieren sollte.
Da sie schwieg, beugte Luca sich leicht vor und sah sie fragend an. In seinen Augen entdeckte sie ein Funkeln, das ihr Unbehagen bereitete. Verwirrt wandte sie den Blick ab.
„ Cara ?“, drängte er.
Sie hatte den richtigen Moment verpasst. Vorbei war die Möglichkeit herauszufinden, ob ihr Misstrauen berechtigt war. Nun bekam sie auch nicht die beruhigende Gewissheit, dass ihre Ängste unbegründet waren. Die ganze verfahrene Situation kam ihr auf einmal vor wie ein sadistisches Roulettespiel, bei dem der Einsatz ihr zukünftiges Glück war.
„Ist nicht weiter wichtig“, wehrte sie ab.
In der Menge entdeckte sie Raphael, der mit zwei Gläsern Champagner zurückkam. Er hatte etwas an sich, das es ihr unmöglich machte, den Blick von ihm abzuwenden. Wie ein Film zogen die Ereignisse des Nachmittags an ihr vorbei. Der Atem stockte ihr, weil sie erneut seine Lippen spürte und das Verlangen in seinem Gesicht sah, als er sie die Treppe hinauftrug.
Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken, als Raphael den Blick auf sie richtete. Bestimmt erinnerte auch er sich in diesem Moment, genau wie sie. Doch im nächsten Augenblick zeigte sein Gesicht nur noch offene Feindseligkeit.
„ Che diavolo …“
„Aber, aber, großer Bruder, hüte deine Zunge! Du bist hier nicht in einer dieser üblen Gegenden Kolumbiens, in denen du dich sonst so gern herumtreibst.“
„Was machst du hier, zum Teufel?“
„Merkwürdig, dass du das fragst. Beinahe hätte ich nämlich gar nicht kommen können, weil der Lazaro – Jet mich zwar herbringen sollte, auf einmal aber doch nicht verfügbar war.“
Luca schlug einen lockeren Ton an und lächelte unverändert, doch es bestand kein Zweifel daran, dass die Atmosphäre mit Feindseligkeit aufgeladen war.
„Offenbar interessierst du dich nicht ausreichend für die Geschäfte von Lazaro, sonst wüsstest du, dass wir einer der Hauptsponsoren bei dieser Preisverleihung sind.“
Raphael sah sich flüchtig um. Hoffentlich waren einige der elegant gekleideten Gäste verdeckte Ermittler, wie Marco es angekündigt hatte.
„Das finde ich überraschend“, erwiderte er ironisch. „Es sieht Lazaro gar nicht ähnlich, sich um ein so ernsthaftes Ereignis zu kümmern.“
„Ich muss gestehen, dass ich ganz deiner Meinung bin. Diese Veranstaltung entspricht keineswegs meiner Vorstellung von guter PR. Für gewöhnlich sponsern wir etwas modischere Ereignisse.“
Mit herablassend hochgezogener Augenbraue sah Luca sich um. „Allerdings hatte Alessandra Ferretti schon immer eine Schwäche für dich, großer Bruder. Offenbar ist es ihr gelungen, Vater zu überreden.“
„Wie geht es ihm?“, warf Eve ein und erschrak über den mörderischen Hass in Raphaels Augen.
„Er ist noch nicht aufgewacht“, erwiderte Luca und zuckte mit den Schultern.
„Allerdings begreife ich nicht, wieso er so müde ist.
Schließlich erledige ich die ganze Arbeit.“
„Es sind die Medikamente“, sagte Raphael hart. „Ich habe vor Kurzem mit dem Krankenhaus telefoniert. Sie geben ihm Beruhigungsmittel.“
„Sollten wir nicht an unseren Tisch gehen, Raphael?“, fragte Eve und legte ihm
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