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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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als den Abschaum, der das Zeug herstellt, das sich unsere Reichen in die Nasen ziehen. Di Lazaro dagegen zeigt sie uns ganz anders. Er verleiht ihnen … ich weiß gar nicht … eine Art von …“
    „Würde“, ergänzte Eve und hatte bei dem Anblick der schmutzigen, lachenden Gesichter der kleinen Jungen Tränen in den Augen.
    „Ach, hier sind Sie, Eve.“ Alessandra Ferretti tauchte wie aus dem Nichts auf, eingehüllt in eine Wolke sehr schweren Parfums. „Raphael hat schon nach Ihnen gefragt. Er will Sie jetzt nach Hause bringen.“
    Sie klang, als wäre Eve ein übermüdetes Kind, das den Erwachsenen die Party verdarb. Eve wandte den Blick nicht von den Straßenjungen ab, die das Fußballspiel im Staub Kolumbiens genossen. Sie versuchte, sich Raphael vorzustellen, wie er nur wenige Meter von ihnen entfernt stand. Genau wie das Baby auf dem Siegerfoto blickten zwei Jungen direkt in die Kamera, und Eve fragte sich, was Raphael zu ihnen gesagt haben mochte.
    „Er wartet!“
    Nicht einmal der scharfe Unterton in Alessandras Stimme konnte Eve die Stimmung verderben.
    Sie verabschiedete sich herzlich von Paul und folgte Alessandra durch die Galerie. „Erzählen Sie mir etwas über die Einrichtungen, die Raphael erwähnt hat. Die Heroinwaisen Kolumbiens und … was war das andere? Das in Florenz?“
    „Ein Entziehungsheim und Rehabilitationszentrum. Er hat es ursprünglich als Notruftelefon gegründet und später immer weiter ausgebaut. Wissen Sie“, fuhr sie herablassend fort, als hätte Eve von nichts eine Ahnung, „in unserer Branche erlebt man, dass viele Leute diesen falschen Weg einschlagen. Drogen sind scheinbar unentwirrbar mit der Modeszene verflochten. Raphael wollte eine Anlaufstelle für junge Models gründen, die Hilfe beim Ausstieg suchen. Anfangs hat er fast alles allein gemacht und auch finanziert. Er hat rund um die Uhr Anrufe auf seinem Handy entgegengenommen. Aber es ist typisch für ihn, dass er nie drüber spricht.“
    Sie waren bereits auf der Treppe, und Eve musste sich am Geländer festhalten, weil ihr schwindlig wurde.
    So war das also! Ellie hatte sich Raphaels Nummer nicht notiert, weil er eine Quelle für Drogen war, sondern weil er einen Ausweg bot.
    Mitten auf der Treppe wandte Eve sich strahlend an die verwirrte Alessandra und sagte begeistert: „Herzlichen Dank!“
    Dann entdeckte sie Raphael am Fuß der Treppe. Das Licht des Kronleuchters fiel auf seine breiten Schultern und das schwarze Haar. Am liebsten wäre Eve nach unten gelaufen und hätte sich in seine Arme geworfen, um ihn zu küssen. Nach nichts sehnte sie sich mehr, und plötzlich schien alles möglich zu sein.
    „Tut mir leid, dass ich dich den ganzen Abend über vernachlässigt habe“, sagte er, als sie auf ihn zukam.
    „Ich dachte, wir wollten uns nicht mehr entschuldigen“, erwiderte Eve und versuchte, nicht allzu auffällig zu strahlen.
    Alessandra stand daneben und hörte mit versteinerter Miene zu. Dann legte sie Raphael die Hand auf den Arm, warf Eve einen vorwurfsvollen Blick zu und sprach sehr rasch auf Italienisch auf ihn ein.
    „Nun“, erwiderte er gelassen, „dann wirst du eben ohne mich auskommen müssen, Alessandra. Gehen wir“, forderte er Eve lächelnd auf.
    Er berührte sie zwar nicht, aber während sie die Eingangshalle durchquerten, empfand Eve seine Nähe wie eine körperliche Zärtlichkeit.
    Alessandra blickte ihnen nach, und als sie den Eingang erreichten, sagte sie erneut etwas in ihrer Muttersprache. Dabei klang sie ziemlich zornig.
    Raphael blieb stehen und drehte sich um. „Vielen Dank für den Rat, Alessandra. Aber in Zukunft denke bitte daran, dass ich danach frage, wenn ich deine Meinung hören will.“
    Der ruhige Klang seiner Stimme jagte Eve einen leichten Schauer über den Rücken. Doch das war noch gar nichts im Vergleich zu dem Feuerwerk, das in ihr abzubrennen schien, als er ihr schützend den Arm um die Schultern legte.
    Raphael warf noch einen Blick zu Alessandra zurück. „Es geht dich zwar nichts an“, sagte er bitter, „aber ich habe es nicht vergessen. Ich wünschte, ich könnte es.“

11. KAPITEL
    Der Mond stand wie eine große gelbe Scheibe am Himmel und spiegelte sich im Canal Grande, als Eve und Raphael den Palazzo verließen. Der zeitentrückte, friedvolle Anblick stand in einem scharfen Gegensatz zu der Erregung, die Eve bei der Aussicht ergriff, bald mit Raphael allein zu sein. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    „Du frierst“, bemerkte er, zog

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