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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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ein Tag doch ausmacht, dachte Eve wenig später, als sie den letzten Satz ihres Artikels tippte. Gestern um diese Zeit hatte sie sich so elend gefühlt, dass sie keinen vernünftigen Satz zustande gebracht hatte. Heute Vormittag war ihr die Arbeit dagegen leicht von der Hand gegangen.
    Ich bin eine großartige Journalistin, lobte sie sich selbst und ließ den Computer die Anschläge zählen. Großartig, genau die richtige Länge. Jetzt noch die Rechtschreibprüfung, und danach konnte sie den Artikel per E-Mail an Marissa Fox schicken.
    Leise vor sich hinsummend, stellte sie den Laptop beiseite, stieg aus dem Bett und streckte die verkrampften Beine aus. Da ihr ohne Raphael kalt gewesen war, hatte sie das Hemd angezogen, das er gestern Abend getragen hatte. Während der Arbeit hatte sein Duft sie eingehüllt und sinnliche Bilder bei ihr ausgelöst.
    Er ist unbeschreiblich sexy, dachte sie und betrachtete ihr Spiegelbild am Ankleidetisch. Sie sah verführerisch und herrlich erschöpft aus.
    Eve lachte leise. Vielleicht interessierte Glitterati sich für einen Artikel: „Sex – das neue Verjüngungsmittel“?
    Sie griff zum Handy und schrieb eine SMS an Lou. „In Venedig mit Raphael. Artikel erledigt …“
    Sie zögerte und überlegte lächelnd, ob sie „Jungfräulichkeit auch“ hinzufügen sollte. Lou hatte sie schon lange gedrängt, ihre Jungfräulichkeit loszuwerden, als handelte es sich um ein unerwünschtes Geburtstagsgeschenk. Jetzt war sie froh, dass sie sich nicht an den Rat ihrer Freundin gehalten hatte, sich den erstbesten Mann dafür zu suchen. Niemand hätte sie in die Freuden des Schlafzimmers mit jener Leidenschaft und Zärtlichkeit einführen können, die Raphael ihr gezeigt hatte. Allein bei dem Gedanken daran bekam sie Herzklopfen.
    „Alles O. K.“, schrieb sie noch. Das traf zwar bei Weitem nicht die Hochstimmung, in der sie sich befand, doch nach der Rückkehr nach London würde Lou es ohnedies mit eigenen Augen sehen.
    Sie schickte die SMS ab, drückte das Handy an die Brust und tanzte durchs Zimmer. Falls sie überhaupt nach London zurückkehrte! Es war schon schlimm genug, heute für einige Stunden von Raphael getrennt zu sein. Die Vorstellung, ihn noch länger nicht zu sehen, war erschreckend.
    Niedergeschlagen ließ sie sich aufs Bett sinken und atmete tief durch.
    Diese Einstellung war gar nicht gut und wirkte auf Männer sicher auch alles andere als attraktiv. Sie selbst hatte klammernde Frauen stets verachtet. Und wenn sie darüber nachdachte, hatte Raphael heute Morgen etwas kühl und distanziert gewirkt. Sie musste vorsichtig sein, um ihn nicht mit ihrer bedingungslosen Hingabe und überschäumenden Begeisterung zu ersticken.
    Draußen vor den Fenstern des alten Palazzos wartete ganz Venedig im sommerlichen Sonnenschein auf sie. Und sie saß hier im Schlafzimmer wie eine hörige Geliebte, die nichts mit sich anzufangen wusste!
    Entschlossen stand sie wieder auf. Sie ließ sich nicht hängen, nur weil sie Raphael vermisste, sondern wollte ausgehen und die Stadt erforschen.
    Schon nach wenigen Minuten hatte Eve sich hoffnungslos verirrt. Sie hatte gedacht, den Weg zur Piazza San Marco leicht zu finden, doch die schmalen Gassen, in denen sie sich jetzt befand, kamen ihr vollkommen unbekannt vor. Sie hatte sich getäuscht. Das lag wohl daran, dass sie nie auf den Weg geachtet hatte, wenn sie mit Raphael zusammen war.
    Zwar sah sie ab und zu den Campanile über den Dächern, doch statt sich dem Glockenturm zu nähern, schien sie sich sogar davon zu entfernen.
    Eigentlich wollte sie zum Markusplatz, mit dem Handy ein Foto machen und es an Lou schicken, um zu beweisen, dass sie tatsächlich in Venedig war. Stattdessen irrte sie durch enge Sträßchen und Gassen, in denen sie neugierig betrachtet wurde. Aus dunklen Torgängen roch es nach Knoblauch. Ab und zu kam sie an einer Trattoria vorbei, in der nur Einheimische aßen. Ihr knurrender Magen erinnerte sie daran, dass sie sich im Palazzo kein Frühstück gemacht hatte, wie Raphael ihr geraten hatte. Nach einem Blick in die ziemlich heruntergekommene altmodische Küche hatte sie sich für ein Café entschieden.
    Allerdings sehnte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben nicht nach heißer Schokolade.
    Das musste wahre Liebe sein.
    Sie überquerte eine kleine Brücke, nickte höflich einer alten Frau zu, die ihr entgegenkam, und betrat einen Durchgang zwischen zwei hohen baufälligen Gebäuden. Hier roch es modrig und nach Verfall. Ihr Herz

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