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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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»Sie scheint mir eine Dame, die es genießt, Risiken einzugehen.«
    »Oh ja.« Marsh grinste. »Und ich hoffe, es gilt auch für andere Gewohnheiten. Haben Sie sich mal diesen Mund richtig angesehen?«
    Hart presste die Lippen zusammen. Er wusste um seinen Ruf bei den Damen, doch er war gleichzeitig dafür bekannt, Diskretion über alles zu schätzen. Es widerstrebte ihm, über Damen zu sprechen, als wären sie Freudenmädchen, die zur Versteigerung angeboten wurden. Schließlich wollte er selbst auch nicht als Zuchthengst auf einem Viehmarkt angesehen werden.
    »Nun, mein Alter«, fuhr Marsh fort, der Harts Verärgerung nicht bemerkte, »ich denke, ich werde mich ins Spiel wagen. Vielleicht kann ich ihr einige Münzen abnehmen und anschließend zu einem anderen Handel wechseln.«
    Lord Marsh näherte sich dem Tisch, und als Lady Denmore aufblickte, begegneten sich ihre und Harts Blicke. Ihre Augen weiteten sich, als wäre sie überrascht, ihn zu sehen. Was sonderbar war, bedachte man, dass er ihr in den Salon gefolgt war. Sie blinzelte seltsam nervös und sah verdrossen auf die Karten, die ihr ausgeteilt wurden.
    So, wie sie auf ihn reagierte, sollte man beinahe meinen, sie würde ihn kennen. Vielleicht war es bloß sein Ruf, der sie nervös machte. Letztlich war sie eine junge Dame vom Land, ganz gleich, wie sehr ihre Stimme an zerwühlte Laken und schweißfeuchtes Haar erinnerte.
    Ein siebzigjähriger Ehemann. Hart schüttelte den Kopf und löste sich von dem Bücherregal, an dem er gelehnt hatte. Lady Denmore nahm eine deutlich starrere Haltung an, als er auf dem Weg zur Tür ihren Tisch passierte. Dass sie seine Nähe so merklich wahrnahm, verlockte ihn, stehen zu bleiben und über ihre Schulter zu sehen … doch er ging weiter.
    Sie war wohl auch ein bisschen zu jung für ihn. Andererseits bevorzugte er Witwen, und er war gegenwärtig frei. Sei’s drum. Wohlerzogene und wahrhaft unschuldige Damen versprachen selten aufregende Zweisamkeit, es sei denn, man wollte ihre Liebesschwüre als erregend bezeichnen. Für Hart waren sie es nicht, wenngleich er zugeben musste, dass er wenig Erfahrung mit unschuldigen Damen hatte. Man hörte eben dies und jenes.
    Eilig ging er zum Ballsaal und ignorierte all die Menschen, die ihn auf sich aufmerksam machen wollten. Als Duke war man einem preisgekrönten Hengst schon recht ähnlich, und war man ein ungebundener Duke, erst recht. Er achtete darauf, keine angewiderte Miene zu ziehen, als er den Mann am Rand der Tanzfläche erblickte, zu dem er wollte.
    »Osbourne«, begann er und stellte sich neben den älteren Gentleman.
    »Ah, Somerhart! Unterwegs in die Stadt?«
    »Ja. Lady Matherton war so freundlich, mir Unterkunft anzubieten, damit ich nicht gegen diesen verdammten Schnee ankämpfen muss.«
    »Na, Gott sei Dank, dass bislang keine junge Brut eingetroffen ist. Andernfalls sähen Sie sich jetzt Unmengen geschäftiger Mütter ausgeliefert.«
    »Sie sagen es. Übrigens machte ich die Bekanntschaft Ihrer Freundin, Lady Denmore.«
    »Ach ja, wo ist Emma? Ich vermute mal, sie ist im Kartensalon.«
    Emma. »Ja, und alle Herren ducken sich vor Angst.«
    »Daran tun sie gut. Bei Gott, sie sorgt dafür, dass unsere Gesellschaften in diesem Winter ungleich lebhafter sind. Und sie hat mir das eine oder andere über Whist beigebracht, versichere ich Ihnen. Spielen Sie Brag? Verwetten Sie ja nicht Ihren Besitz bei einem Spiel mit ihr. Sie wird Ihnen mehr nehmen als nur Ihren Stolz.«
    Hart lächelte, als der Mann herzlich lachte. »Mit ihrem verstorbenen Ehemann war ich nicht bekannt.«
    »Mit dem Denmore war ich es auch nicht! Als ich ihn kannte, war er noch der schlichte alte Mr Jensen. Er hat nie damit gerechnet, den Titel zu erben, müssen Sie wissen. Wir haben vor langer Zeit gemeinsam die Stadt unsicher gemacht. Danach sah ich ihn lange nicht mehr, über« – Osbourne zuckte mit den Schultern – »muss wohl an die fünfzehn Jahre her sein.«
    »Aha? Dann sind Sie Lady Denmore zuvor nie begegnet?«
    »Nein, nein. Denmore wurde auf seine alten Tage ja komplett gartenverrückt. Er hatte weder Zeit für die Jagd noch für Bälle. Nicht mal mehr Briefe schrieb er.« Osbourne zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Mich wundert, dass er sich für ein junges Mädchen wie Emma interessierte, aber der Titel verpflichtet nun mal, nicht? Und sie müssen gut miteinander ausgekommen sein, denn sie kennt alle die alten Geschichten über mich – von denen mir bei mancher lieber wäre,

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