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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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war geistergleich aus der Dunkelheit gekommen. Dann tauchte er im Licht auf, und Emma hatte der Atem gestockt.
    »Was bist du so spät noch auf?«, fragte er leise. Emma dachte, dass er ein Engel sein musste. Er war so viel hübscher als die anderen Freunde ihres Vaters. Aber trugen Engel rote Westen und rauchten Zigarillos? »Du gehörst ins Bett, Kindchen.«
    »Ich … ich wollte den Tanz sehen. Ich kann die Musik von meinem Bett aus hören.«
    Seine eisblauen Augen musterten sie, von ihrem geflochtenen Haar bis zu den nackten Füßen, und sein schönes Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. »Dies ist kein Ort für dich. Du solltest nicht hinunter zu den Feiern deines Papas gehen, hörst du? Bleib lieber in deinem Zimmer.«
    »Oh«, hauchte sie, erstaunt über den freundlichen Klang seiner tiefen Stimme. Ja, ganz sicher war er ein Engel, denn er war das schönste Geschöpf, das sie jemals gesehen hatte. Emma trat zurück, um zur Bedienstetentreppe zu eilen, doch sein Blick hielt sie fest. Hoffnung regte sich in ihr und machte ihr zugleich die Kehle eng.
    Sie rang nach Luft. »Aber …« Als sie sich ein wenig vorneigte, bogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, das jedoch gleich verschwamm, weil Tränen in Emmas Augen brannten. »Aber jemand ist in mein Zimmer gekommen.«
    »Wie bitte?« Er war ihr ohnedies schon riesengroß erschienen, doch nun richtete er sich noch höher auf. Sein hübscher Mund wurde streng und schmal. »Was meinst du?«
    Emma wich einen Schritt zurück. »Ich möchte … mein … mein Zimmer. Jemand ist gestern Abend reingekommen, als ich schlief. Ich möchte da nicht bleiben.« Ihre Wangen glühten. »Er hat mich geküsst.«
    Etwas Hartes, Schreckliches huschte über seine Züge. Emma bekam Angst und wollte weglaufen, aber schnell wurde sein Ausdruck wieder sanfter, und er ergriff ihre Hand.
    »Das tut mir leid.« Er hockte sich hin und lächelte. »Du bist gewiss hübsch genug, dass man dich küssen möchte, doch sollte das niemand tun außer deinem Ehemann und auch erst dann, wenn du groß bist, verstehst du mich?«
    »Ja, Sir.«
    »Es hat dir aber niemand wehgetan, oder?«
    Emma schüttelte den Kopf.
    »Gut. Gibt es ein Schloss an deiner Tür? Ja? Dann geh jetzt zurück in dein Zimmer und verriegel die Tür. Wenn sie verriegelt ist, stellst du einen Stuhl so davor, dass die Lehne unter dem Knauf ist. Weißt du, was ich meine?«
    Sie nickte.
    »Mach es jedes Mal so, wenn dein Papa mit Gästen feiert, Kleines, einverstanden?«
    »Ja.« Und dann war sie geflohen. Zwar hatte sie nicht aufgehört, gelegentlich zu spionieren, allerdings hielt sich ihre heimliche Schwärmerei für den Namenlosen über vier Jahre. Danach hatte sie ihn vergessen. Bis heute.
    Ein Duke. Ein berüchtigter Duke überdies, der nicht für seine Freundlichkeit bekannt war. Und trotzdem war er nach wie vor der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.
    Nun, sie hatte keine andere Wahl. Wenn sie ihr Ziel erreichen wollte, konnte sie die nächsten Wochen nicht nervös herumschleichen. Und waren ihre Pläne tatsächlich in Gefahr, musste sie es umgehend wissen. Also zwang Emma sich, aufzustehen und zu ihrem alten Beschützer zu gehen.
    »Ah, die treulose Lady Denmore!«, donnerte Lord Matherton, womit er einer Dame irgendwo hinter Hart ein rauchiges Lachen entlockte.
    Hart drehte sich zu ihr um und zog verwundert die Brauen hoch, als er sie musterte. Es kam nicht oft vor, dass man bei den Zusammenkünften der feinen Kreise ein neues Gesicht erblickte, und noch seltener das einer liebreizenden jungen Dame.
    »Ich weiß beim besten Willen nicht, was Sie meinen, Sir.« Emma lachte. Ihre haselnussbraunen Augen blitzten, sahen kurz zu Hart und gleich wieder weg.
    »Wie konnten Sie, Lady Denmore? Sie setzen Ihr Geld auf einen anderen Mann?«
    Sie streckte eine behandschuhte Hand aus und berührte Mathertons Ärmel. »Ich bin zutiefst gekränkt, Mylord. Sie wissen doch, dass ich vollends auf Sie vertraue. Es war lediglich meine Absicht, Osbournes Stolz zu retten, denn ich war mir sicher, dass Sie ihn vernichtend schlagen.«
    Matherton grunzte. »Sie, Madam, könnten in der Diplomatie Großes für unser Land leisten. Ihnen kommen die Worte so hübsch über die Lippen, dass es niemanden auch nur im Geringsten kümmert, ob sie wahr sind.«
    Wieder lachte sie, und Hart fand Gefallen an dem Klang. Was für eine Schlafzimmerstimme, weich und voll. Sie passte nicht recht zu dem Rest von ihr, denn sie war auf eine zarte Art hübsch,

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