Verfuehrung in Gold
Ohren aufhörte. »Heute bin ich nicht mehr so verwundbar. Und ich schreibe keine Liebesbriefe mehr.«
Emma lächelte kurz, wurde jedoch gleich wieder ernst. Stirnrunzelnd faltete sie die Hände im Schoß und rieb mit ihrem einen Daumen über den anderen. »Sie sind ein anderer Mensch geworden. Härter.«
»Ja. Sie verstehen das.«
Sie nickte, sah aber weiter auf ihre Hände. »Das tue ich.«
»Emma, ich habe nicht die Absicht, Sie zu verletzen.«
»Anders als Sie die Erfahrung lehrte, Hart, sind Verletzungen selten bösen Absichten geschuldet. Menschen wird zufällig wehgetan.« Nun sah sie ihn an. »Und ich bin schon zu verändert.«
»Ihr Vater.«
Für einen winzigen Augenblick wechselte ihre Miene, doch sie fasste sich wieder, ehe Hart auch nur auf den Gedanken kommen konnte, dass sie weinen würde. »Ja«, sagte sie und beließ es dabei.
Ihm kam ein furchtbarer Gedanke in den Sinn, nein, eher der Schatten eines Gedankens, den er nicht weiterverfolgen wollte. Er musste ihre Vergangenheit nicht kennen, um zu wissen, dass er sie mochte, dass er ihre temperamentvolle Art in seinem geregelten Leben vermisst hatte. Vielleicht würde sie es sich mit der Zeit anders überlegen, was ihre Beziehung anging. Darauf zählte er. Sie war viel zu sinnlich, um in einem leeren Bett zu leben.
Hart lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich habe befremdliches Gerede über Sie gehört, Lady Denmore. Und ich kam heute her, um Sie wegen Ihres gefährlichen Betragens zu schelten.«
Sie war sichtlich froh über seinen Themenwechsel. »Gerüchte sind selten wahr, wie Sie wohl wissen. Was haben Sie gehört?«
»Dass Sie auf einen Wetterumschwung wetten, auf Pferderennen im Park und bis in die Morgenstunden spielen. Und ich hörte von fragwürdigen Soiréen in zweifelhaften Häusern.«
»Hm. Ich wette nie auf Pferde, Durchlaucht.«
Sein lautes Lachen erschreckte sie beide. Emma legte eine Hand an ihre Brust, ehe sie schmunzelte. »Was ist?«
»Sonst leugnen Sie nichts?«, fragte er lachend. Er genoss die altbekannte Frustration, die sie in ihm hervorrief.
»Ich habe gewonnen«, antwortete sie, als würde das genügen. Und wahrscheinlich tat es das auch, denn nun lächelte sie, ihre braunen Augen schimmerten, und ihre Wangen nahmen einen bezaubernden zartrosa Ton an.
»Versprechen Sie mir etwas«, sagte er in dem Versuch, nicht hier in ihrem Salon über sie herzufallen. »Begeben Sie sich nie wieder in solche Gefahr wie an jenem Tag bei Matherton, als Sie aufs Eis gingen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Der Teich war …«
Als Hart eine Hand hob, verstummte sie tatsächlich. »Ich nehme hin, dass Sie fortwährend skandalös und ungezogen sein müssen, und ich werde stillschweigend zuschauen und zur Unterhaltung der vornehmen Gesellschaft angemessen verärgert dreinblicken. Aber falls ich glaube, dass Sie sich in ernste Gefahr begeben, werde ich wahrscheinlich wahnsinnig. Also bitte, versprechen Sie mir nur dies eine.«
Ihr Lächeln verschwand, ihre Augen wurden noch größer. Obwohl ihre Wangen blassrosa blieben, schienen ihre Lippen eine Nuance dunkler zu werden – und sie sahen sehr weich und einsam aus. »Hart …«
Sein Name war kaum mehr als ein Flüstern, sanfter als jedes Wort, das er bisher von ihr gehört hatte. Etwas Schmerzhaftes regte sich in seiner Brust, breitete sich in ihr aus, dumpf und quälend.
»Ich verspreche es«, flüsterte Emma. »Aber Sie dürfen nie wieder so etwas sagen.«
Er war so von der seltsamen Empfindung eingenommen, dass er nicht richtig denken konnte. »Was?«
»Sie dürfen nicht so freundlich sein und … und …« Sie schüttelte den Kopf. »Das müssen Sie mir versprechen. Keine Freundlichkeit oder …
Hart blickte in ihre unglücklichen Augen und stand auf. Er hatte eine unsichtbare Grenze übertreten, womit sie beide nicht gerechnet hatten, und es war nicht mit Absicht geschehen.
»Seien Sie nicht albern«, murmelte er bemüht streng, doch nun stand auch Emma auf und griff nach seiner Hand. Ihre Finger wirkten zart und klein.
»Wir flirten«, sagte sie hastig. »Wir flirten, wir streiten, und hin und wieder verführen wir einander. Wir unterhalten uns, Hart.«
»Ja«, sagte er, obgleich er es nicht meinte.
»Aber wir sind nicht freundlich. Keiner von uns. Richtig?«
»Gewiss nicht«, raunte er.
»Bitte«, flüsterte sie. Ihre Augen glänzten vor Tränen. »Seien Sie nicht freundlich zu mir.«
»Emma, um Himmels willen!« Der Schmerz in seiner Brust hatte sich bis zu
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