Verfuehrung in Gold
ab.«
Die Spannung in ihrer Brust hatte sich gelöst und hinterließ eine heiße Flüssigkeit, die in ihr zu brodeln begann. »Ein Brief? Von wem?« Sie drückte eine Hand auf ihr Herz, um es zu bändigen.
»Ist das von Bedeutung? Belassen wir es dabei, dass er von einem sehr einflussreichen Herrn kam, was nicht gut für dich ist.«
Hart. Hart hatte es getan. Er hatte ihre Herausforderung angenommen und sie bloßgestellt.
»Es war ein sehr milde formulierter Brief, dessen Inhalt im Grunde nicht viel besagte, aber doch recht seltsam war. Der Schreiber schien den Eindruck zu haben, dass dein Onkel eine Witwe hinterließ. Und er fragte sich, ob diese Witwe noch Angehörige in der Gegend hätte.«
»Ich …« Sie schluckte und versuchte, Zeit zu schinden. »Ich bin sicher, dass er sich geirrt hat. Vielleicht wurden wir einander nicht vorgestellt. Wenn du mir sagst, wer …«
»Emily.« Sein Seufzen strotzte vor Selbstzufriedenheit. »Es liegen zwei Einladungen auf deinem Dielentisch, die an Lady Denmore adressiert sind. Du belügst diese Leute, genau wie du mich belogen hast.«
Wieder schluckte Emma. Ihr wurde übel. »Ich habe nicht …« O Gott, sie brauchte Zeit zum Nachdenken! »Du solltest nicht hier drinnen sein«, sagte sie streng, denn ihr kam sein ausgeprägtes Gefühl für Anstand in den Sinn. Allein überhaupt etwas zu sagen, gab ihr ein wenig Kraft, und sie richtete sich auf. »Du darfst nicht in meinem Zimmer sein.«
Matthew hielt beide Hände in die Höhe, doch Emma wies zur Tür. »Das ist gänzlich unangebracht. Du schleichst dich ein wie ein Dieb, stehst hier und lässt zu, dass ich mich entkleide. Wie kannst du es wagen?«
Seine Wangen wurden dunkelrot. »Du hast nur deinen Umhang abgelegt.«
»Ich knöpfte mir mein Kleid auf!«
»Ich habe gesehen …«, begann er, verschluckte sich jedoch an seinen eigenen Worten. »Ich habe …« Jetzt sah sein Gesicht aus, als stünden seine Wangen in Flammen, und er rieb sich mit einer Hand über den Hals. »Du hast mich immer schon zu unbesonnenem Betragen verleitet, Emily. Du führst mich in Versuchung, bist meine Eva und ich dein Adam.«
»Matthew, wir haben nichts getan, außer uns zu küssen. Ich wollte nie, dass du denkst, wir würden heiraten.«
»Aber du hast mich … deine Brüste berühren lassen.«
Oh, um Gottes willen! Sie konnte nicht fassen, dass sein Verstand immer noch so wirr war wegen einiger harmloser Umarmungen. Mit seinen Hirngespinsten würde er ihr noch alles ruinieren.
»Ich bin eine Dame, Matthew. Und ich verlange, dass du mein Privatgemach und mein Haus verlässt.«
»Du lebst hier ohne Anstandsdame!«
»Eben darum darfst du nicht hier sein.«
»Emily«, raunte er und machte einen Schritt auf sie zu.
Emma reckte ihr Kinn vor und machte ein besonders hochnäsiges Gesicht. »Du darfst morgen zwischen drei und sechs Uhr nachmittags wiederkommen, falls du mich zu besuchen wünschst, Matthew Bromley.«
»Ich besuche dich nicht«, zischte er. »Ich bin hier, um dich nach Hause zu bringen, bevor du den Namen deiner Familie und unsere gemeinsame Zukunft zerstörst.«
»Wir unterhalten uns morgen zu einer zivilisierteren Stunde.«
Sein Mund zuckte und nahm einen brutalen Ausdruck an, den sie nur ein Mal zuvor gesehen hatte. Emma stand auf und wich zurück neben den Tisch. Sie könnte ihn mit der Lampe schlagen, sollte er sie angreifen.
Matthew kam nicht näher, doch seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Du musst mich für einen Idioten halten. Du wirst mir wieder entwischen, weghuschen wie eine Ratte, die vor Gefahr flieht, aber ich lasse mich nicht mehr von dir täuschen, Emily. Und wir werden an diesem Charakterzug arbeiten, wenn wir verheiratet sind. Ich habe bereits mit Reverend Whittier darüber gesprochen.«
»Ich habe einen ganzen Haushalt hier, den ich unmöglich binnen weniger Stunden zusammenpacken kann. Dies ist mein Zuhause, das ich nicht verlasse. Ich werde morgen zur Besuchszeit hier sein. Dann kannst du wiederkommen. «
Seine Augen blitzten vor Zorn, als er sie ansah. Dann wanderte sein Blick über ihr Kleid. »Du bist angezogen wie eine Dirne«, murmelte er, doch nicht einmal er vermochte dem Ausdruck die nötige Kraft zu verleihen. Es stimmte schlicht nicht. Ihr mageres Budget ließ nur unauffällige Kleidung zu, die aufgetrennt und in andere unauffällige Kleidung umgeändert werden konnte. Trotzdem gelang es Emma, empört auszusehen.
»Du, ein Mann, der glaubt, mein Ehemann werden zu können, du
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