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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Menschen, die Neureiche und deren vulgäres Geld verachten?«
    Lancaster seufzte und grinste, wobei seine braunen Augen blitzten. »Nein, bin ich nicht. Es ist reine Starrköpfigkeit, vermute ich, gepaart mit einem Hauch Romantik und vielleicht einem Tüpfelchen Stolz.«
    »Ein Tüpfelchen?«
    »Mehr nicht, das versichere ich Ihnen.« Sein Lachen verklang, und im Gegenlicht erkannte Emma ungeschönte Enttäuschung und vor allem Traurigkeit in seinen Zügen. Er schüttelte den Kopf. »Er ließ uns alle im Dunkeln, müssen Sie wissen«, sagte er leise und ernst. »Meine Mutter, mein Bruder und meine Schwester wollen bis heute die Wahrheit nicht sehen. Mir hingegen bleibt nichts anderes übrig, als mich ihr zu stellen, denn bei mir werden die Gläubiger vorstellig.«
    Sein trauriges Lächeln rührte an Emmas Herz. Sie beugte sich vor und ergriff seine Hände. »Es gibt genauso viele liebreizende Mädchen unter den Neureichen wie in den feinen Kreisen. Mehr sogar.«
    »Natürlich.«
    »Sie werden eine junge Dame finden, die Sie vergessen macht, dass sie Ihnen zwanzigtausend Pfund im Jahr bringt.«
    Lancaster lachte wieder sein offenes Lachen, und Emma drückte ihm lächelnd die Hände.
    »Ich wünschte, Ihr Ehemann hätte Ihnen ein wenig Geld hinterlassen. Haben Sie bisher nicht schon ein Vermögen am Spieltisch verdient?«
    »Leider nein.«
    »Nun, das sollten Sie. Hier sitzt die perfekte Dame vor mir, doch betrüblicherweise ist sie nicht reich.«
    »Perfekt skandalös jedenfalls.« Emma lächelte noch, als sie in ihre Straße einbogen, doch ihr Lächeln gefror, sobald sie in der Ferne, fast einen Block entfernt, den Mann erblickte. Er war zur Seite gewandt, sodass sie sein zartes, blasses Profil unter der breiten Hutkrempe nur im Schatten sehen konnte; dennoch kam es ihr bekannt vor. Vor Angst zog sich ihr der Magen zusammen.
    »Lady Denmore«, fragte Lancaster, »was ist?«
    »Nichts«, murmelte sie, als sich die Gestalt umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung ging. Diesen Gang kannte sie, ja, sie war sich beinahe sicher. Beinahe. »Nichts«, wiederholte sie fester.
    »Ich bin nicht überzeugt. Sie müssen es mir erzählen, wenn etwas nicht stimmt. Bitte.«
    Emma zwang sich, ihn anzusehen, und schmunzelte. »Mich fröstelte bloß ein wenig, weiter nichts.«
    Lancaster blickte sich um. Er glaubte ihr nicht. Doch nun hielt die Kutsche, sodass er aussteigen und ihr die Hand reichen musste.
    »Es war ein wundervoller Nachmittag«, sagte Emma.
    »Ja, wahrlich wundervoll«, bestätigte Lancaster. Er sah aus, als wollte er mehr sagen, aber Emma zog sanft ihre Hand zurück und ging zur Treppe. Es gelang ihr, sich munter zu verabschieden, auch wenn ihre Miene sich verfinsterte, kaum dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Sie wartete, bis sie Lancasters Kutsche wegfahren hörte, und rief: »Bess, ich brauche deinen Umhang. Schnell!«
    Wenn sie sich die Kapuze von Bess’ braunem Umhang tief genug ins Gesicht zog, könnte sie an jedem vorbeigehen, ohne erkannt zu werden. Das eben konnte nicht Matthew gewesen sein. Das war niemand, genau wie Burl Smythe niemand gewesen war, und sie war nicht gewillt, tagelang in Angst zu leben wegen eines Profils, das sie zu erkennen geglaubt hatte. Sie würde die Straße und die Läden nach dem Mann absuchen, dann wäre sie beruhigt.
    Auf ein Geräusch aus dem ersten Stock hin lief sie die Treppe hinauf. »Bess, ich brauche …«
    Bess kam aus dem Salon und hielt eine Hand in die Höhe. »Sie haben Besuch, Madam. Ich weiß, ich hätte ihn nicht …«
    Emma erstarrte. Sie blickte sich zur Haustür um. Matthew konnte es nicht sein, selbst wenn er der Mann auf der Straße gewesen war. Es musste …
    »Hart«, hauchte sie, als er auf den Flur trat. Bess errötete, weil sie ohne Emmas Erlaubnis keinen Gentleman ins Haus lassen durfte. Nur konnte sie den Duke nicht abweisen, der sie vor ihrem brutalen Mann gerettet hatte.
    »Es tut mir leid, Madam«, sagte Bess mit einem unsicheren Knicks.
    »Ist schon gut.«
    Hart neigte den Kopf und grinste unverschämt. Sie konnte ihn nicht abwimmeln, um dem Mann zu folgen, also ging Emma die letzten zwei Stufen hinauf in den ersten Stock. »Bring uns bitte Tee«, bat sie Bess.
    Harts leises Lachen klang fast amüsiert.
    Der Mann auf der Straße war nicht Matthew gewesen, sagte Emma sich, als sie ihren Umhang abnahm und ihn Bess reichte. Und tatsächlich konnte sie ihre Furcht leicht vergessen, nachdem sie Hart voraus in den Salon gegangen war und

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