Verfuehrung in Gold
seinen Armen ausgedehnt, und er wusste, wie er ihn vertreiben konnte. Er legte die Arme um Emma und zog sie an sich. Sie stemmte ihre Hände gegen seine Brust, doch dann verbarg sie ihr Gesicht an seiner Schulter.
»Du bist dickköpfig«, murmelte er in ihr Haar und zerzauste es noch mehr. Er wollte die Nadeln herausziehen, es über seine Hände fallen lassen, seine Arme und seine Brust. Er wollte sie küssen, sie verführen, die Knöpfe dieses hässlichen Kleides öffnen. Leidenschaft war etwas, das sie beide verstanden. Sie war nicht freundlich oder liebevoll oder schmerzhaft.
Und hinterher würde sie spötteln und eine Bemerkung zu seinem erfolgreichen Versuch machen, charmant zu sein. Sie würde sich mit dem Wissen trösten, dass er nicht freundlich war, dass sie keine Freunde waren. Und er könnte sich dasselbe einreden.
Hart ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Bring dich nicht in Schwierigkeiten«, sagte er leise. Dann floh er vor ihrer beider Ängste.
Kapitel 12
E mma bezahlte die Droschke und eilte ihre Vordertreppe hinauf. Es war nach Mitternacht, womöglich schon nach eins, aber die Nacht war unheimlich hell. Mondlicht erleuchtete den dichten Nebel und warf befremdlich schwankende Schatten auf alles. In der Kälte fröstelte Emma, und eine unsinnige Angst trieb sie an, ihre Haustür hastig aufzuschließen und ins Haus zu schlüpfen. Sie schlug die Tür hinter sich zu und verriegelte sie.
Der ganze Tag hatte sich verschworen, sie zu ängstigen. Zuerst hatte Hart ihr aufgelauert, bewaffnet mit Freundlichkeit und Sorge. Es hatte sie bis ins Mark erschüttert, Seiten an dem Duke zu sehen, die er sonst so sorgsam vor der Welt verbarg. Sie hatte ihn ergründen wollen, seine Seele wie auch seinen Körper. Aus heiterem Himmel hatte sie den Wunsch gehabt, zu ihm zu gehören und ihn zu lieben. War das nicht vollkommen lächerlich? Winterhart lieben?
Diese Furcht erregende Möglichkeit verfolgte sie den Rest des Tages und am Abend wie ein Geist. Ein rastloser Geist, der sie bei jeder Bewegung streifte, sich in jeden ihrer Gedanken schlich. Sie könnte ihn lieben. O Gott, das könnte sie. Und er würde ihr niemals vergeben, dass sie eine weitere Frau war, die ihn getäuscht hatte.
Entsprechend war sie nicht bei der Sache gewesen, als sie zu ihrer ersten Einladung in das Haus von Chestershire ging, um gegen dessen wohlhabende Freunde zu spielen. Da sie sich keine solch hohen Einsätze leisten konnte, waren nur wenige Tische für sie infrage gekommen, und so gewann sie lediglich zweiundneunzig Pfund. Nun, es hätte auch schlechter ausgehen können.
In ihrem Salon war es kalt, doch Emma ging hinein und öffnete die kleine Tür auf der anderen Seite. Der winzige versteckte Raum diente ihr als Arbeitszimmer, und sie verspürte den dringenden Wunsch, ihre Zahlen zu überprüfen, bevor sie sich ins Bett zurückzog. Sie musste sie schwarz auf weiß sehen und sich daran erinnern, was sie hier in London tat.
Sie hob eine Ecke des Läufers hoch und hockte sich neben den Schreibtisch. Unter den Bodendielen befand sich ein kleiner Safe, der sich nach und nach füllte. Emma schloss die Eisentür auf und zählte die Münzen, die sie trotz ihres miserablen Spiels behalten konnte. Anschließend setzte sie sich an ihren Schreibtisch, ohne Umhang und Handschuhe abzulegen, und schlug ihr Buch auf. Zweitausendundsiebenundsechzig Pfund. Sie addierte den Betrag hinzu, den sie eben in den Safe gezählt hatte: zweitausendeinhundertundzweiundzwanzig Pfund.
Nicht übel. Sie war mit nicht ganz sechshundert Pfund in London angekommen, und selbst nach den Ausgaben für dieses schäbige Haus und mehrere Kleider aus zweiter Hand hatte sie es geschafft, einiges an Gewinn zu machen.
Dreitausend war die magische Zahl, auch wenn sie nichts dagegen hätte, auf viertausend Pfund zu kommen. Aber dreitausend, die sie klug anlegte, könnten ihr ein Einkommen von einhundertfünfzig Pfund im Jahr einbringen. Das war mehr als genug, um sich ein eigenes Cottage an der Küste zu mieten. Am liebsten würde sie sich eines kaufen, doch das war illusorisch. Von einhundertfünfzig Pfund könnte sie Bess eine Stellung bieten, solange sie wollte, und ihr bliebe ausreichend Geld für Essen, Möbel, Kleidung und sogar Bücher. Sie wäre unabhängig, könnte für sich selbst sorgen und so leben, wie sie es wollte.
Emma starrte auf die Zahlen, notierte noch ein paar und prüfte sie. Ja, noch ein Monat, und sie hätte ihr Ziel erreicht, auch wenn sie
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